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Ist Leipzig reif für den Titel? Zwei Meinungen!

Andy-Pat

Seit Jahren gehört RB Leipzig zum Kreis der Bundesliga-Titelanwärter. Richtig gefährlich wurden die Bullen den Bayern (oder Bayer) bislang jedoch noch nie. Ändert sich das jetzt? Vor dem Duell mit dem BVB sind sich unsere Redaktoren Andy Maschek und Patrick Y. Fischer uneinig.

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Jubel bei RB Leipzig – in dieser Bundesligasaison sind die Bullen noch ungeschlagen. © IMAGO / Picture Point LE

Andy Maschek sagt: Ja

Titelverteidiger Bayer Leverkusen? Schwächelt, ist längst nicht mehr so überzeugend wie in der Meistersaison, hat bereits fünf Punkte Rückstand und konnte in der zweiten Runde in der BayArena mit 3:2 bezwungen werden. Vizemeister Stuttgart? Ist weit von der Verfassung der letzten Saison entfernt, hat gar eine Hypothek von acht Punkten. Und heute Abend wird im Direktduell entweder Bayer oder der VfB Stuttgart Federn lassen – oder gar beide. Die stets ambitionierte Borussia Dortmund? Kommt überhaupt nicht auf Touren, leidet in der Meisterschaft unter eklatanter Auswärtsschwäche, hat in vier Spielen erst ein Pünktchen gewonnen und könnte am Samstag im Direktduell noch weiter distanziert werden. Rekordmeister Bayern München? Ist zwar stärker als in der letzten Saison, wirkt aber noch nicht gefestigt.

RB Leipzig ist in der Bundesliga wie die Münchner noch ungeschlagen, liegt punktgleich mit Leader Bayern an der Tabellenspitze, was schöne Perspektiven ermöglicht. Und mich zu der Meinung führt: Der Dosenklub ist erstmals ein sehr ernsthafter Titelkandidat. Denn die Bullen überzeugen mit einem sehr guten Mix aus Talent, Routine, Kraft, Dynamik und Willen. Ein Umbruch oder Ausverkauf wie vor der letzten Saison, als mit Konrad Laimer (Bayern München), Christopher Nkunku (Chelsea), Dominik Szoboszlai (Liverpool) und Josko Gvardiol (Manchester City) gleich vier Leistungsträger den Klub verliessen, konnte nun verhindert werden. Stattdessen wurden auch anderswo begehrte Spieler wie Lutsharel Geertruida (von Feyenoord), Antonio Nusa (FC Brügge), Arthur Vermeeren (Atletico Madrid), Assan Ouédraogo (Schalke) und Maarten Vandevoordt (Genk) verpflichtet, die das Kader verbreitern und für einen intensiven Konkurrenzkampf sorgen, der das Niveau automatisch erhöht.

Benny Sesko (21) oder auch Loïs Openda (24) sind reifer geworden, und dass der momentan zwar verletzte Xavi Simons (21) immer noch in Leipzig spielt, ist ein deutliches Zeichen an die Konkurrenz: Hier braut sich etwas zusammen! Zudem wird auch der Österreicher Xaver Schlager, so etwas wie das Herz der Mannschaft, nach seinem Kreuzbandriss irgendwann wieder mitmischen.

Und da ist auch Trainer Marco Rose, der zwar bei Borussia Dortmund gescheitert ist, aber in seiner Karriere schon bewiesen hat, dass er in der Lage ist, Titel zu gewinnen: Er führte Red Bull Salzburg zu zwei Meistertiteln und einem Cupsieg, wurde mit Leipzig Cup- und Supercupsieger. Und dass Jürgen Klopp am 1. Januar 2025 bei Red Bull als Head of Global Soccer beginnen und seine Expertise einbringen wird, sorgt für zusätzlichen Rückenwind, der am Ende vielleicht gar entscheidend ist. 

Patrick Y. Fischer sagt: Nein

Dreimal Vizemeister. Dreimal Dritter. Zwei Pokalsiege. Ein CL-Halbfinale (2020) und nur einziges Mal ausserhalb der Top 4 seit dem Bundesligaaufstieg im Frühjahr 2016. Keine Frage, RB Leipzigs Bilanz in den letzten Jahren kann sich sehen lassen. Doch der ganz grosse Bundesliga-Triumph blieb dem ostdeutschen Emporkömmling bislang verwehrt. Und das wird auch in dieser Spielzeit so bleiben.

Woher ich das weiss? Nun, ganz so weit möchte ich mich nicht aus dem Fenster lehnen. Schliesslich stehen die Bullen nach acht Spieltagen ungeschlagen und mit 20 Punkten gemeinsam mit dem FC Bayern München an der Tabellenspitze. In der sächsischen Metropole wird momentan also definitiv Vieles richtig gemacht, insbesondere in der Defensive mit dem erfahrenen Peter Gulacsi im Tor, Kapitän Willi Orban und Youngster Castello Lukeba. Mit erst drei Gegentoren und bereits sechs zu-Null-Spielen ist diese nämlich der Hauptgrund für den erfolgreichen Start in die aktuelle Spielzeit.

Aber da gibt es eben auch die andere Seite, die Offensive um Topskorer Lois Openda (5 Tore) und PSG-Leihgabe Xavi Simons, dich mich bislang nicht überzeugt. Die Tatsache, dass Gegner wie Bochum (1:0), Union Berlin (0:0), St. Pauli (0:0) oder Heidenheim (1:0) bislang nicht oder nur ganz knapp bezwungen werden konnte, spricht nicht für die RBL-Ausgabe 24/25. Diese wirkt zwar reif und abgeklärt, aber halt auch limitiert. Und dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn man die bisherigen Champions-League-Auftritte mit in die Betrachtung der Mannschaft von Trainer Marco Rose einbezieht. 1:2 gegen Atletico Madrid, 2:3 gegen Juve und 0:1 gegen Liverpool lauten hier die Ergebnisse, die für mich zudem verdeutlichen, dass die Leipziger Verteidigung gegen Gegner von gehobener internationaler Klasse ebenfalls nicht über alle Zweifel erhaben ist.

Dummerweise wartet im Bundesliga-Titelkampf genau diese Art von Konkurrenz auf RBL. Nicht der aktuell kriselnde BVB oder die darauffolgenden Gegner aus Gladbach, Hoffenheim, Wolfsburg und Kiel, möglicherweise aber die bislang inkonstanten Leverkusener und ganz sicher der FC Bayern, auf den Leipzig zum Abschluss der Hinrunde treffen wird. Die Münchner werden sich gegen die nationale Konkurrenz nicht noch einmal so viele Ausrutscher erlauben wie in den letzten beiden Kampagnen. Auch deshalb wird Leipzig in diesem Jahr erneut maximal zweiter Sieger.

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