Immer wieder ein Tambellini…
Der Rekordmeister HC Davos surft aktuell auf der Erfolgswelle und kann heute mit einem Punktgewinn gegen Ambrì-Piotta in der National League wieder die Tabellenspitze übernehmen. Dies auch dank Topskorer Adam Tambellini.
Tambellini? Der Name ist den Eishockeyfans in der Schweiz bekannt. Und zwar nicht erst, seit Adam Tambellini auf diese Saison hin vom schwedischen Vizemeister Rögle ins Bündnerland gewechselt ist und sich für den HCD als Volltreffer erwies.
Die Geschichte begann schon viel früher, im Jahr 1961. Damals fand die Eishockey-WM in Genf und Lausanne statt, das Amateurteam Trail Smoke Eaters vertrat Kanada, blieb in sieben Spielen nur beim 1:1 gegen die damalige Tschechoslowakei sieglos und wurde Weltmeister. Im Team stand damals auch Adolph «Addie» Tambellini, der am 23. Februar 2004 im Alter von 68 Jahren verstorbene Grossvater von Adam Tambellini. Es war übrigens der letzte WM-Titel der Kanadier bis ins Jahr 1994.
Als die lange Durststrecke mit dem WM-Gold in Italien beendet wurde, hatte mit Steve Tambellini bereits ein weiteres Familienmitglied in der Schweiz seine Spuren hinterlassen. Der heute 66-Jährige spielte in seiner Karriere für die New York Islanders, Colorado, New Jersey, Calgary und Vancouver, gewann 1980 mit den Islanders den Stanley Cup, kam auf 555 NHL-Spiele (160 Tore, 151 Assists), ehe er seine Karriere in der Schweiz und in Österreich ausklingen liess. Eine Saison spielte er da für den ZSC – und war mit 43 Toren und 33 Assists in 42 Spielen massgeblich am Aufstieg der Zürcher in die NLA beteiligt. Später, im Jahr 2014, kehrte er als Teammanager mit Team Canada in die Schweiz zurück, bestritt den Spengler Cup, scheiterte aber in einem packenden Halbfinal mit 5:6 am späteren Turniersieger Servette.
Im Team der Kanadier stand damals auch Sohn Jeff Tambellini, der in der Schweiz ebenfalls seine Spuren hinterlassen hatte. Der heute 40-Jährige hatte 2011 seine NHL-Karriere nach 248 Spielen (27 Tore/36 Assists) für Los Angeles, die New York Islanders und Vancouver beendet und wechselte zu den ZSC Lions. Er feierte 2012 unter Trainer Bob Hartley mit den Zürchern den Titelgewinn, füllte an der Seite von Andres Ambühl die gegnerischen Netze. In der folgenden Saison, als Marc Crawford übernommen hatte, kam Jeff Tambellini nicht mehr auf Touren und verliess die Zürcher schliesslich aus persönlichen Gründen. Nach einem Jahr bei MoDo in Schweden versuchte er sein Glück erneut in der Schweiz, stürmte für Gottéron, wurde aber erneut nicht glücklich, kehrte noch während der Saison nach Schweden zurück und wurde mit den Växjö Lakers Meister.
Und nun also ist Adam Tambellini in der Schweiz, nachdem er die letzten fünf Saisons in Schweden bei Modo und Rögle unter Vertrag gestanden war und 2022 den Gewinn der Champions Hockey League feiern konnte. Der 30-Jährige, der 2019 mit Team Canada den Spengler Cup gewonnen hatte, wurde als Powerstürmer und Torjäger verpflichtet und erfüllt diese hohen Erwartungen, die im Schweizer Eishockey an die ausländischen Spieler gestellt werden auch. «Die Importspieler müssen halt Topspieler sein. Aber es ist für uns ja auch eine super Herausforderung, zu zeigen, warum wir geholt wurden», sagte er kürzlich gegenüber der «Südostschweiz». Davos sei ein toller Ort zum Leben und ein ganz spezieller Ort, um Eishockey zu spielen, «ich bin sehr glücklich, hier zu sein». In Schweden habe er eine super Zeit gehabt, «aber ich hatte das Gefühl, dass es nach fünf Jahren an der Zeit für eine Veränderung ist, und als der HC Davos sein Interesse an mir bekundete, musste ich gar nicht erst überlegen».
Im Gegensatz zu seinem Vater und seinem Bruder fehlen im Palmarès von Adam Tambellini NHL-Spiele. 2013 wurde er von den New York Rangers in der dritten Runde an insgesamt 65. Stelle gedraftet. Bis 2019 hoffte er in den Minor Leagues darauf, in die NHL berufen zu werden, doch der Anruf blieb aus. Und so entschied er sich im Herbst 2019 zum Wechsel nach Europa, mit erst 24 Jahren. «Ich sass damals zu Hause, es war Mitte Oktober, die Saison hatte schon begonnen und ich suchte einfach nach einer Möglichkeit, irgendwo zu spielen», erinnert er sich. Beim damaligen Zweitligisten MoDo bekam er die Chance, sich zu präsentieren, schaffte mit 29 Toren und 35 Assists in 39 Spielen den persönlichen Turnaround und wurde mit einem Vertrag bei Rögle belohnt.
So ist es Adam Tambellini bereits der Dritte aus seiner Familie, der in der Schweizer Liga stürmt und der vierte Tambellini, der hier seine Spuren hinterlässt. «Dass es uns alle drei in die Schweiz zog, ist sicher Zufall. Aber es ist schon lustig und auch ziemlich cool», so Adam Tambellini.