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Ich werde ihn vermissen, den Mann für die besonderen Momente

Andy

Das war es also: Xherdan Shaqiri hat am Montag seinen Rücktritt aus der Nati bekannt gegeben – nach 125 Länderspielen und 32 Toren. Mit ihm verlässt ein spezieller Spieler diese Bühne, der über eine einzigartige Genialität verfügte.

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25. Juni 2016: Xherdan Shaqiri erzielt gegen Polen sein wohl schönstes Tor für die Schweiz. © KEYSTONE/EPA/Mast Irham

Über den 32-Jährigen waren die Meinungen bisweilen geteilt, klar ist aber: Shaqiri war in den letzten Jahren der einzige Schweizer Nationalspieler, der über diese Prise Genialität verfügt, die in einem Spiel den Unterschied ausmachen kann und die Fans begeistert. Beispiele gefällig?

An der EM in Deutschland ist Shaqiri zwar nur noch zweite Wahl, aber dennoch eminent wichtig. Gegen Schottland erzielt der Offensivspieler mit seinem Zauberfuss und einem herrlichen Schuss das 1:1, das der Schweiz den Weg in die Achtelfinals ebnet. Im Viertelfinal gegen England schrammt der schlitzohrige Offensivspieler nur haarscharf am nächsten Geniestreich vorbei, als er kurz vor Ende der Verlängerung einen Corner ans Lattenkreuz setzt; die Fortsetzung der Geschichte ist bekannt, die Schweiz muss ins Penaltyschiessen und scheidet aus, obwohl Shaqiri mit seinem Versuch Goalie Jordan Pickford bezwingt.

Das wohl spektakulärste, schönste seiner 32 Nati-Tore gelingt Shaqiri am 25. Juni 2016 im EM-Achtelfinal gegen Polen, als er in der 82. Minute mit einem wunderbaren Seitfallzieher das 1:1 erzielt. Im späteren Penaltyschiessen trifft Shaqiri zwar ebenfalls, dennoch verpasst die Schweiz den Sprung unter die Top 8.

Die Voraussage von Hitzfeld

125 Länderspiele und sieben Turniere hat dieser geniale Fussballer seit seinem Debüt am 3. März 2010 gegen Uruguay absolviert. Bei seiner Premiere wurde er vom damaligen Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld während 45 Minuten eingesetzt und nach dem Spiel sagte der Starcoach, was sich rückblickend bewahrheitet hat: «Shaqiri ist ein grossartiges Talent, das für uns eine Bereicherung sein könnte.» Eine Bereicherung war er definitiv. Mit seiner Klasse, seinem Spielwitz, aber auch mit seinen Toren. 32 Mal netzte Shaqiri in seiner Nati-Karriere ein, zweimal gelang ihm ein Hattrick: 2011 in der EM-Qualifikation beim 3:1-Sieg gegen Bulgarien und 2014 an der WM beim 3:0-Sieg gegen Honduras. In der ewigen Torschützenliste der Schweiz belegt er Rang 4 – hinter Alex Frei (42) und Kubilay Türkyilmaz und Max Abegglen (je 34).

Unerreicht ist Shaqiri aber, wenn es um Schweizer Tore an Endrunden geht. Zehnmal traf er an Welt- und Europameisterschaften – gleichmässig verteilt, was auch im internationalen Vergleich mehr als beachtlich ist. Denn nur noch sechs andere Spieler haben fünf oder mehr Treffer sowohl an EM als auch WM erzielt: Michel Platini, Jürgen Klinsmann, Zinédine Zidane, Thierry Henry, Cristiano Ronaldo und Romelu Lukaku. Und: Seit der WM 2014 hat Shaqiri an allen Weltmeisterschaften und Europameisterschaften mindestens ein Tor geschossen. Keinem anderen europäischen Spieler ist dies gelungen, auch nicht Cristiano Ronaldo.

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Xherdan Shaqiri – ein Mann mit Witz auf und neben dem Spielfeld.

Die mentale Stärke

Dieser Blick in die Statistik zeigt: Wenn es ihn brauchte, war Shaqiri da, stand seinen Mann. Und dies, auch wenn er zuvor in der Kritik gestanden hatte und eine Reaktion gefordert war. «Das sind seine Momente, wenn er zuerst kritisiert und dann gebraucht wird. Das zeigt, wie stark er mental ist», sagte Granit Xhaka einst. Und: «Shaq ist ein besonderer Mensch und ein besonderer Kicker. Es ist eine Ehre für mich, so lange mit ihm zu spielen.» Ähnlich positiv spricht nach der Bekanntgabe des Rücktritts Verbandspräsident Dominique Blanc über Shaqiri: «Er ist ein grosser Sportler, ein grosser Fussballer, ein Gentleman.» Und Nati-Trainer Murat Yakin sagt: «Ich bedauere es sehr, aber wir respektieren seinen Entscheid. Ein grosses Dankeschön an ihn, dass wir einen so tollen Fussballer in der Schweiz gehabt haben.»

Auch wenn sein Stellenwert im Nationalteam zuletzt gesunken ist und er Mühe hatte, physisch mitzuhalten, wird Xherdan Shaqiri dem Nationalteam und den Fans fehlen. Er, der Mann für die speziellen und magischen Momente, hinterlässt eine Lücke, die – wenn überhaupt – nur schwierig zu füllen sein wird. Ich werde ihn vermissen. Definitiv.

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