Der BVB kassiert in Bologna die wohl entscheidende Niederlage, die Trainer Nuri Sahin ins Aus befördern könnte. Die Stimmen zur Pleite und zum womöglichen Aus des jungen Trainers.
BVB-Trainer Nuri Sahin ...*
... über das Spiel: "Verdient oder nicht verdient - am Ende haben wir das Spiel verloren. Es war klar, was Bologna machen würde. Wir haben das Spiel nicht so angenommen wie erwünscht. Wir wussten, dass wir ab und zu auf den langen Ball gehen müssen, aber wir hätten - gerade, wenn sie unseren Torwart angelaufen haben - viel mehr über den Dritten spielen müssen. Das haben wir viel zu wenig gemacht. Und wenn du dieses Spiel spielst, dass du nur über die langen Bälle gehst, dann ist das ein Fifty-Fifty-Spiel. Obwohl wir in Führung waren: Wir hätten es viel lockerer über unseren Torwart und dem Dritten spielen müssen, das haben wir nicht gemacht. Am Ende ist es wohl verdient."
... auf die Frage, wie das fehlende Selbstbewusstsein zustande kommt: "Durch Niederlagen natürlich. Trotzdem, es war offensichtlich, wie Bologna anläuft. Wir haben es klar angesprochen. Die Jungs sind auch verkopft, das sind auch nur Menschen. Die Tore, die wir kassieren, passen zur Situation. Das ist unglaublich. Aber es ist leider passiert."
... zu seinem möglichen Aus: "Wir werden uns zusammensetzen - heute Abend oder morgen früh. Dann werden wir schauen. Dafür ist unser Verhältnis auch viel zu stabil, als dass wir jetzt hier eine Entscheidung treffen."
Die BVB-Noten beim Sahin-Endspiel
... auf die Frage, ob er glaubt, beim nächsten Bundesliga-Spiel gegen Bremen noch auf der BVB-Bank zu sitzen: "Darum geht es gar nicht. Es geht einfach darum, dass dieser Verein endlich zur Ruhe findet, wieder erfolgreich wird, dass wir keine Nebenkriegsschauplätze haben. Es geht nicht um meine Person. Klar, ich bin für die sportliche Leistung verantwortlich. Dafür stehe ich. Aber natürlich weiss ich auch, wie das Geschäft läuft. Für mich ist nur wichtig, dass Borussia Dortmund wieder erfolgreich ist - mehr nicht."
Nuri Sahin auf der Pressekonferenz nach dem Spiel:
BVB-Geschäftsführer Lars Ricken ...
... zum Spiel: "Wir haben ein Spiel gesehen, wo wir mehr oder weniger Eins-gegen-Eins über den ganzen Platz gespielt haben. Da zählt's: friss oder stirb. Gewinn' einen Zweikampf oder gewinn' ihn nicht. Das haben wir heute leider zu selten getan. Nichtsdestotrotz brauchst du dieses Spiel nicht zu verlieren. Es waren natürlich zwei individuelle Fehler dann, aber am Ende ist es eine verdiente Niederlage. Wir haben nicht genug dagegenhalten können. Wir haben auch nicht mehr Torchancen herausgespielt. Wir sind zwar ganz gut reingekommen, aber nach der Chance von Reyna war es das dann auch. Dementsprechend muss man sagen: verdienter Sieg für Bologna."
... über den Zustand der Mannschaft: "Man hat heute schon gemerkt, dass Nuri sehr mutig war - hat vorne in der Vierer-Reihe zwei 20-Jährige und zwei 22-Jährige gehabt, sehr mutige Aufstellung, sehr offensiv. Man hat auch nach dem 1:0 gemerkt, dass eine gewisse Verunsicherung da ist. Wir haben uns schon versucht zu wehren, aber man hatte bereits in der ersten Halbzeit das Gefühl, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis der Ausgleich passiert. [...] Man ärgert sich natürlich über die beiden Gegentore, denn wir müssen auch mal in der Lage sein, in der Champions League geschmacklos zu gewinnen. Aber das haben wir mal wieder nicht geschafft. Bei allem Ärger darüber, es ist - wie gesagt - keine unverdiente Niederlage."
... zum möglichen Sahin-Aus: "Meine Erwartungshaltung nach Frankfurt war klar: Wir brauchen Siege, wir brauchen Resultate. Jetzt haben wir in den letzten neun Spielen einmal gewonnen, die letzten vier nicht gewonnen. Ich habe ein sehr vertrauensvolles und gutes Verhältnis zu Nuri. Er bekommt auch immer meine Rückendeckung. Meine Aussagen stehen natürlich. Dementsprechend werden Sie hier jetzt nicht in Italien aus der Emotion heraus eine Entscheidung mitgeteilt bekommen. Wir werden morgen nach Hause fahren. Dann werden wir uns alle in Ruhe zusammensetzen. Wir alle wollen nur das Beste für Borussia Dortmund. Wir werden besprechen, was das Beste für Dortmund ist und was die Lösungen sind, damit wir wieder in die Erfolgsspur zurückfinden."
TV-Experte und BVB-Chefberater Matthias Sammer ...
... zur BVB-Leistung: "Du gehst 1:0 in Führung zur Halbzeit. Am Selbstvertrauen kann es nur bedingt liegen. [...] Wenn wir analytisch vorgehen, ist diese Mannschaft körperlich und geistig in einer Nicht-Verfassung. Das muss man einfach sagen. Wenn du das heute siehst, dann denkst du: 'Die Grundlage, die ist schon einmal nicht da.' Aber leider kann die Mannschaft auch nicht verteidigen und angreifen kann sie auch nicht. In der 17. Minute gab es den letzten Torschuss, glaube ich."
... über den fehlenden Zusammenhalt der BVB-Mannschaft: "Du bekommst ein Bild von dieser Mannschaft, wo du dich fragst: 'Sind sie zusammen oder sind sie nicht zusammen?' Dadurch, dass wir auch hierarchisch dahingehend nicht geordnet sind und damit keine klare Struktur in der Mannschaft haben, fällt das dann auseinander. Man muss sagen, dass Bologna in einer ganz guten Entwicklung ist, aber sie haben bisher ein Tor geschossen in sechs Spielen - heute schiessen sie zwei. Wir sind nicht an einer Übermannschaft gescheitert."
... über das drohende Sahin-Aus: "Ich nehme wahr, dass es eine schwierige Situation ist, aber die Kommunikation findet gemeinsam statt. [...] Es gibt immer Ursachen, über die wir gerade versuchen in aller Sachlichkeit - aber auch in aller Deutlichkeit - zu reden, warum Leistungen wie zustande kommen."
... über die Leistungsbereitschaft der BVB-Profis: "Es gibt im Fussball verschiedene Faktoren - es ist der komplexeste Sport, den es eigentlich gibt. Dementsprechend muss man auf vieles gute Antworten haben. Aber man schaut heute auf dieses Spiel und fragt sich: 'Welcher Spieler war nur annähernd von seinem Potenzial an der persönlichen Leistung bei 70, 80 oder 90 Prozent?' Die Frage will ich gar nicht beantworten. Das haben alle gesehen, was heute einige Spieler teilweise aufs Spielfeld gebracht haben. Das ist der Ist-Zustand, den wir sehen. Jetzt muss man über Ursachen reden, warum dann so etwas möglich ist. Und wenn du nicht in dieser Verfassung bist, dann sieht das so aus, wie es aussieht. Ich lasse aber eins nicht zu, dass Borussia Dortmund eine schlechte Mannschaft hat. Daran glaube ich in keinster Weise. [...] Wir sind im Leistungssport. Und der Leistungssport ist auch in diesen Phasen - gerade für Borussia Dortmund - brutal und negativ. Aber wir sind ein Bestandteil dieses Spiels und hast abzuliefern auf Top-Niveau, sonst hast du da nichts zu suchen. Es ist brutal, aber es ist so."
*Alle Stimmen am Mikrofon bei Prime Video
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl in der Mixed Zone:
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