«Ich hoffe auf den Halbfinal, das wäre cool»
Timo Meier stürmt in der NHL für die New Jersey Devils und ist einer der besten Schweizer Eishockeyspieler. Die WM und den Gewinn der Silbermedaille verpasste der 27-Jährige wegen einer Schulteroperation, nun befindet er sich in der Reha – und freut sich auf die Fussball-EM.
Nach der Eishockey-Saison wurden Sie an der Schulter operiert. Was genau war kaputt?
Timo Meier: Ich hatte seit längerer Zeit Probleme mit dem Labrum, die Schulter war instabil – und das musste behoben werden, so dass nun hoffentlich alles hält.
Wie geht es Ihnen heute?
Gut, danke! Ich habe direkt nach der Operation mit der Rehabilitation begonnen und bin sehr zufrieden mit dem Verlauf, auch wenn man als Sportler natürlich immer sofort wieder Vollgas geben möchte. Doch ich muss nun auf meinen Körper hören, sauber die Reha absolvieren, damit ich im Oktober wieder bei hundert Prozent bin und neu angreifen kann.
Wo und wie haben Sie die WM erlebt, die Sie wegen Ihrer Verletzung verpasst haben?
Am Fernsehen, daheim auf der Couch. Das Zuschauen war sicher emotional, denn wenn man dies als Sportler tun muss, ist es immer schwierig. Aber ich musste meine Situation halt so akzeptieren, wie es war und mich aufs Daumendrücken beschränken. Es ist schade, dass es am Ende nicht ganz für den Titel gereicht hat. Die Jungs haben eine super WM gespielt und Silber gewonnen – aber klar, sie wollten diese Goldmedaille und waren sehr, sehr nahe dran. Es ist nun eine Motivation fürs nächste Mal, dass man weiss, dass wir schon mehr als einmal ganz nahe dran waren und es mit diesem Extrazentimeter bis ganz nach oben schaffen können. Wie die Nati an dieser WM gespielt hat, ist ein super Zeichen für uns alle.
Sie werden aber wohl hoffen, nicht so schnell wieder an einer WM dabei zu sein, sondern zu diesem Zeitpunkt der Saison in der NHL die Playoffs zu bestreiten…
Das ist die andere Sichtweise und ab und zu ein heikles Thema. Es ist kein Geheimnis, dass es unser Ziel ist, den Stanley Cup zu gewinnen und so lange wie möglich in den Playoffs dabei zu sein. Aber wenn man da ausscheidet und zwei Tage später in die Nati einrückt, ist man wieder froh, für die Schweiz spielen zu dürfen. Es ist immer schön, unser Land zu repräsentieren. Schon als kleiner Bub wächst man mit der Schweizer Nati auf und träumt davon, einmal für sie spielen zu dürfen. Immer wenn man die Chance dazu hat, ist es sehr speziell – und man hat auch an dieser WM wieder gesehen, mit wieviel Stolz die Jungs aufgelaufen sind.
Und wie haben Sie es verdaut, dass Sie mit New Jersey die Playoffs verpasst haben?
In diesem Moment musste ich die Gesundheit in den Vordergrund stellen und mich mit der Schulter befassen, was für eine gewisse Ablenkung gesorgt hat. Aber klar, wir waren nicht zufrieden, es ist nicht gut gelaufen. Nun ist es Zeit, zurückzuschauen, zu analysieren, was falsch gelaufen ist – und gleichzeitig nicht zuviel Kraft für Dinge zu verschwenden, die man nicht mehr ändern kann. Es ist wichtig, vorauszuschauen und sich gut auf die neue Saison vorzubereiten und sich Gedanken zu machen, wie man die Fehler der letzten Saison vermeiden kann. Und für mich persönlich steht natürlich auch im Vordergrund, wieder gesund zu werden.
Wie sieht Ihr Fahrplan im Hinblick auf die neue Saison aus?
Vorderhand kann ich noch nicht aufs Eis, aber ich komme der Phase näher, in der ich mehr machen darf. Ich bin im Zwei-Wochen-Takt mit den Ärzten von New Jersey in Kontakt, habe mit ihnen und meinen Physiotherapeuten hier einen Call für eine Sandortbestimmung. Sie geben so immer mehr Dinge frei, die ich machen darf. Ich gehe Schritt für Schritt, denn es ist wichtig, nicht einzelne Etappen zu überspringen, sondern das Protokoll einzuhalten. Das ist für mich jedoch etwas schwierig, denn ich bin ein Typ, der immer 120 Prozent Gas geben möchte. Aktuell bin ich täglich in der Physiotherapie und trainiere all das, was ich darf.
So haben Sie Zeit, ab und zu beim SC Herisau vorbeizuschauen, den Sie ja auch als Vorstandmitglied unterstützen.
Im Sommer führe ich jeweils in Herisau ein Camp durch, zudem organisieren wir ein Charity-Golfturnier. Langweilig wird es mir neben dem Training sicher nicht. Und ich kann auch Zeit mit Freunden verbringen und die Batterien mental wieder frisch laden. Das ist ebenfalls sehr wichtig. Denn die NHL-Saison dauert lange und ist streng, da ist es wichtig, dass man sich nicht nur körperlich erholt.
Verfolgen Sie aktuell den Playoff-Final zwischen den Edmonton Oilers und den Florida Panthers?
Ich schaue jeweils die Highlights an, aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich jedes Spiel schaue.
Sie werden in Zukunft ja hoffentlich selber im Final stehen…
(lacht) Das ist so!
Werden Sie nun auch die Fussball-EM schauen?
Definitiv! Ich bin ein grosser Fussballfan und entsprechend werde ich mitverfolgen, was unsere Schweizer zeigen.
Was trauen Sie der Nati zu?
Ich hoffe auf den Halbfinal, das wäre cool. Es ist alles möglich, aber eine solche positive Überraschung wäre sehr schön, gerade auch an einem Turnier im Nachbarland mit dem letzten Gruppenspiel gegen Deutschland.
Die Hockey-Nati hat ja gezeigt, wie man die Deutschen bezwingt!
Die Jungs vom Hockey haben es vorgemacht, mal schauen, wie die Fussballer antworten.
Haben Sie einen Lieblingsklub?
Ich bin mit dem FC St. Gallen aufgewachsen, war schon als kleiner Junge im Stadion, bin heute noch ein grosser Fan des Klubs und verfolge ihn auch in Nordamerika. Und wenn wir mal an einem Samstag frei haben, schaue ich sehr gerne die Bundesliga-Konferenz. Das ist dann mein perfektes Day-off-Programm.