"Ich freue mich zu sehen, was sich Andy einfallen lässt"
Der dänische Nationaltrainer Nikolaj Jacobsen ist ein guter Freund des Schweizer Pendants Andy Schmid. Geschenke wird er am Donnerstagabend im WM-Duell dennoch keine verteilen.
Nikolaj Jacobsen erscheint später als vorgesehen zum Interview mit den Schweizer Medien, zuvor wurde er von den dänischen Journalisten ausführlich ausgefragt. Er hat derzeit allen Grund, entspannt zu sein. Sein Team bestätigte am Dienstagabend mit dem 40:30-Sieg gegen Deutschland eindrücklich, dass der Titel auch diesmal über die Dänen führen wird. Die Schweiz soll am Donnerstag für den Olympiasieger nur eine Zwischenstation zum vierten WM-Titel in Serie sein.
Dennoch ist es für Jacobsen eine spezielle Partie, da er ein "sehr gutes" Verhältnis mit Andy Schmid pflegt. Die beiden lernten sich 2009 beim dänischen Team Bjerringbro-Silkeborg kennen, der ersten Station von Schmid im Ausland. Jacobsen arbeitete dort zu dieser Zeit als Trainerassistent. Weil er als Spieler lange in der Bundesliga tätig war, spricht er gut Deutsch. Deshalb war er für den wissbegierigen Schmid eine wichtige Bezugsperson.
Zwar verliess der Schweizer den Verein nach nur einem Jahr in Richtung Rhein-Neckar Löwen, der Kontakt zwischen den beiden riss aber nie ab. Zur Saison 2014/15 übernahm Jacobsen bei den Löwen das Amt als Cheftrainer, das er bis 2019 ausübte. In dieser gemeinsamen Zeit holte die Equipe aus Mannheim seine bisher einzigen beiden Meistertitel (2016 und 2017).
"Diese fünf Jahre verstärkte unsere Freundschaft", sagt Jacobsen. "Er bedeutet nicht nur mir viel, sondern auch meiner Familie." Der 53-Jährige kann als Mentor von Schmid in dessen noch jungen Trainerkarriere bezeichnet werden, schaut sich Spiele der Schweizer an und gibt seine Einschätzung ab. "Ich helfe ihm gerne, erkläre ihm manchmal, was ich gemacht hätte", erzählt Jacobsen.
Die beiden haben auch während der WM regelmässig Kontakt. Schmid schrieb ihm, er solle doch Mathias Gidsel, den derzeit besten Handballer der Welt, schonen. Jacobsen winkte jedoch ab. "Das kann er vergessen", stellt er klar. Schliesslich stünden die Dänen mit einem Sieg gegen die Schweiz als Gruppenerster im Viertelfinal.
Schmid traut Jacobsen auch als Trainer einiges zu. Er sieht ihn später mal in der Bundesliga. "Er entwickelt sich gut. Die Schweizer wurden von Spiel zu Spiel besser, das zeigt, dass er aus den Partien lernt. Ich sehe, dass er experimentiert, das Angriffsspiel ist variabel und er versucht, in der Deckung initiativ zu sein."
Von der Verteidigung der Schweizer ist Jacobsen angetan. "Sie sind physisch stark, gross, verfügen über clevere Abwehrspieler und vor allem haben sie mit Nikola Portner einen sehr, sehr guten Torhüter. Deshalb muss man immer Respekt haben vor ihnen." Sorgen bereiten ihm die Schweizer selbstredend dennoch keine, vielmehr sagt er: "Ich freue mich zu sehen, was sich Andy einfallen lässt."