Helden gesucht!
Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München: Es ist das Schlagerspiel am kommenden Wochenende. Wer lässt sich am Samstagabend in Dortmund als Held feiern?
In diesem Klassiker steckt einmal mehr enorme Brisanz. Die Borussia liegt in der Tabelle aktuell zehn Punkte hinter dem Leader und Rekordmeister und ist schon fast zum Siegen verdammt, wenn die sowieso schon leisen Titelträume nicht endgültig verstummen sollen. Mut macht der Borussia, dass das Spiel im heimischen Signal Iduna Park stattfindet, wo die Gastgeber in dieser Saison eine Macht sind und wettbewerbsübergreifend alle acht Spiele mit einem Gesamttorverhältnis von 26:7 für sich entscheiden konnten.
Für Zuversicht im Hinblick auf den Kracher gegen die Bayern sorgt aber auch, dass die Borussen am Mittwoch in der Champions League in Zagreb einen Auswärtserfolg feiern konnten; in der Bundesliga ist die Bilanz in fremdem Stadien dagegen trist: fünf Spiele, ein Punkt und 4:12 Tore. «Wir freuen uns darauf, auf jeden Fall. Das wird ein sehr krasser Fight werden», sagte Dortmund-Goalie Gregor Kobel nach dem 3:0 beim kroatischen Meister Dinamo Zagreb mit Blick aufs Bayern-Spiel. «Wir wissen, was sie können, sie sind superstark. Und wir wissen, was wir können. Wir werden alles geben und versuchen, das Maximum herauszuholen.»
Statistik spricht für Bayern
110 Mal sind die Borussia und die Bayern in der Bundesliga bislang aufeinandergetroffen, und die Statistik spricht eine klare Sprache: 54 Siege für die Münchner, 30 Unentschieden und 26 BVB-Erfolge. Versöhnlicher ist die Heimbilanz: 16 Siege für Dortmund, 20 Remis, 19 Triumphe für die Bayern. Die Favoritenrolle liegt entsprechend beim Team von Vincent Kompany, das die Tabelle mit sechs Punkten Vorsprung auf Frankfurt anführt und mit grossem Selbstvertrauen anreisen wird. Das gute Gefühl wird unterstrichen durch einen kurzen Blick zurück. Das letzte Direktduell verloren die Bayern im vergangenen März zwar daheim mit 0:2, doch in Dortmund haben sie vier der letzten fünf Bundesligaspiele gewonnen und nur einmal, im Oktober 2022, unentschieden gespielt, als sie in der fünften Minute der Nachspielzeit das 2:2 kassierten.
Der gefeierte Held damals war Dortmunds Ausgleich-Torschütze Anthony Modeste. Auch am Samstag könnte es wieder einen Mann geben, der dem Spiel seinen Stempel aufdrückt, Kandidaten gibt es einige. Angefangen bei den Torhütern. Bayerns Manuel Neuer hat in den letzten Jahren zwar etwas seiner magistralen Ausstrahlung des Unüberwindbaren verloren, gehört aber wie Gregor Kobel, der nicht ganz einfache Wochen hinter sich hat, zweifellos nach wie vor zu den Besten der Liga. Das wird auch durch einen Blick in die Statistik untermauert: Neuer ist seit 664 Pflichtspielminuten ohne Gegentor ist; letztmals wurde er am 23. Oktober bei der 1:4-Niederlage auswärts gegen Barcelona bezwungen.
Kane und Guirassy…
Potenzielle Helden sind, natürlich, auch die Mittelstürmer Harry Kane und Serhou Guirassy. Letzterer hatte nach seinem Wechsel von Stuttgart nach Dortmund wegen einer Knieverletzung etwas Anlaufschwierigkeiten, hat das Visier aber mittlerweile wieder gut eingestellt und ist mit sechs Bundesligatoren in der bisherigen Saison Dortmunds gefährlichster Mann. Wozu der Nationalspieler Guineas fähig ist, hat er auch letzte Saison gezeigt, als er mit 28 Toren und 33 Skorerpunkten der zweitbeste Torschütze und Skorer der Liga war.
Besser war da nur einer – logischerweise Harry Kane. 36 Tore und 46 Skorerpunkte waren seine starke Ausbeute. Und auch in dieser Saison weiss er, wo das gegnerische Tor steht, hat in elf Spielen bereits 14 Treffer und 23 Punkte realisiert, womit er weiterhin das Mass aller Dinge ist. Und auch seine Bilanz gegen die Borussia stimmt: Sechs Spiele hat Kane mit Tottenham und den Bayern gegen Dortmund bestritten, vier gewonnen – und sieben Tore erzielt. Drei davon am 4. November 2023, als die Bayern in Dortmund gleich mit 4:0 siegten. Weniger berauschend ist die Bayern-Ausbeute von Guirassy: drei Spiele mit je einem Sieg, Remis und einer Niederlage, ein Tor und ein Assist.
Die Jungstars Musiala und Gittens
Wer aktuell an die beiden Giganten des deutschen Fussballs denkt, der denkt automatisch auch an zwei Ausnahmetalente mit englischen Wurzeln. Da ist Bayerns Jamal Musiala, 21 Jahre jung, aber in München der Spieler mit der so wertvollen Genialität. Seit er 2019 von Chelsea zu den Bayern gestossen ist, wird er immer besser und besser, hat in dieser Saison in neun Bundesligaspielen fünf Tore erzielt und wettbewerbsübergreifend gar neunmal eingenetzt. Die grössten und finanziell potentesten Klubs träumen davon, ihn zu verpflichten, doch auch die Bayern arbeiten an einer vorzeitigen und langfristigen Verlängerung des 2026 auslaufenden Vertrags des deutschen Nationalspielers. Es wäre ein teures Unterfangen: Musiala, dessen Wert aktuell auf 130 Mio. Euro geschätzt wird (Tendenz weiter steigend), würde zu einem der Topverdiener werden und über 20 Millionen pro Jahr kassieren.
Auch bei der Borussia zaubert ein Mann von der Insel: Jamie Gittens (20), der im September 2020 aus dem Nachwuchs von Manchester City nach Deutschland wechselte, mit noch nicht einmal 18 Jahren in der Bundesliga debütierte und in der Meisterschaft mit drei Treffern und drei Assists aktuell Dortmunds zweitgefährlichster Spieler ist. Und in der Champions League hat der Linksaussen, dem auch schon der Übername BVB-Robben verpasst wurde, in fünf Spielen vier Treffer gemacht. Aktuell liegt sein Marktwert bei 35 Millionen Euro, doch der wird schon bald explodieren. Der Vertrag von Gittens in Dortmund läuft bis 2028, doch bereits haben Klubs wie Liverpool, Tottenham und Chelsea Interesse signalisiert, ihn in die Heimat zu lotsen. Es dürfte eine kostspielige Rückholaktion werden, bei der wohl auch die 100-Millionen-Euro-Marke geknackt werden müsste. Als Preistreiber würden sicher auch Tore am Samstagabend gegen die Bayern dienen…