HC Fribourg-Gottéron: In Lauerstellung
Der «ewige Christian» ist nicht mehr. Nach 14 Jahren als Spieler, Sportchef und Trainer endete die Ärä Dube in Fribourg im Mai ebenso überraschend wie abrupt. In der Bilanz stehen drei Halbfinals, ein Final, aber halt auch kein Titel. Doch die Nachfolgelösung hat es in sich.
Der Staff: Auf zu neuen Ufern
Der Einstieg hätte auch einfacher verlaufen können. Am 1. März trat Gerd Zenhäusern (52) seine neue Stelle als Sportchef von Fribourg-Gottéron an, knapp drei Monate später entliess der vormalige Assistent seinen Vorgänger und ehemaligen Vorgesetzen Christian Dubé (47) aus seinem Amt als Trainer. Mit der unerwarteten Trennung vom charismatischen aber nicht unumstrittenen Franco-Kanadier markierte der HCFG einen klaren Schnitt – und den Aufbruch in eine neue Ärä. Unter dem sehr erfolgreich für Frölunda Göteborg tätigen Roger Rönnberg (u.a. zwei Meistertitel und vier CHL-Triumphe) sollen Titel endlich auch an der Saane zur Realität werden. Das Problem: Der 53-jährige Schwede kommt erst im nächsten Jahr. Bis dahin werden die Fribourger von Pat Emond (59) gecoached, der Dubé zuletzt an der Bande assistierte und Servette im Frühjahr 2021 in den Playoff-Final führte. Trotzdem ist er eine Lösung auf Zeit, eine sog. «lame duck». Eine bemerkenswerte und riskante Konstellation.
Die Legionäre: Noch besser ist fast nicht möglich
Denn auf dem Eis verfügen die Drachen über eine Equipe, die es absolut mit den besten Teams der Liga aufnehmen kann. Angefangen mit einem ausländischen Sextett, dass die National League im vergangenen Jahr aufmischte (246 Skorerpunkte!) und nun in unveränderter Besetzung zurückkehrt. Mit Liga-Topskorer Marcus Sörensen (31 Tore und 63 Punkte), dem smarten Center Lucas Wallmark (20 Tore und 47 Punkte), Offensivverteidiger Ryan Gunderson (5 Tore, 39 Punkte), Heisssporn Chris DiDomenico (12 Tore, 41 Punkte) und den beiden eher defensiv orientieren Schweden Andreas Borgman (D, 25 Punkte) und Jacob de la Rose (C, 31 Punkte). Einziges Fragezeichen: Können die Sechs ihre Performance auch in dieser Saison noch einmal so dominant aufs Eis bringen? Zumindest beim bereits im sechsten Jahr in Fribourg unter Vertrag stehenden Gunderson (39), könnte dabei auch das Alter eine Rolle spielen.
Die Transfers: Mit dem Blick nach vorne
Wer über solche Ausländer verfügt, kann sich in der Off-Season ganz auf die punktuelle Ergänzung des Kaders konzentrieren. Was im Falle von Gottéron bedeutet: Jünger werden. Denn neben den erwähnten Legionären verfügen die Fribourger auch über einen prominenten, aber grösstenteils in die Jahre gekommenen Kern von Schweizer Leistungsträgern um Torhüter Reto Berra (37), Verteidiger Raphael Diaz (38), Klublegende Julien Sprunger (38) und Nati-Stürmer Christoph Bertschy (30). Höchste Zeit also, das Team mit jungen Talenten «aufzufrischen», was die Saanestäder mit den Transfers von Julien Rod (19, eigener Nachwuchs), Jan Dorthe (18, zurück nach einem Jahr in Schweden), Santiago Näf (22, SCB) und Jeremi Gerber (24, Lugano) getan haben. Hinzu kommt Königstransfer Yannick Rathgeb (von Biel). Der 29-jährige, ehemalige Nationalspieler kehrt nach 2015 – 2018 zum zweiten Mal zu den Drachen zurück und gehört an guten Tagen zu den besten Schweizer Verteidigern.
Prognose
Tolle Ausländer, ein starkes Team und ein euphorisches Umfeld, dass die moderne BCF-Arena in nahezu jedem Spiel bis auf den letzten Platz füllt – was soll da also noch schief gehen? Nun, so einiges, zumindest in der Theorie. Was zum Beispiel, wenn es der erfahrenen «Zwischenlösung» Pat Emond nicht gelingt, dem Team den absoluten Glauben zu vermitteln? Oder sich bei Schlüsselspielern Alter und/oder Verletzungen bemerkbar machen? Von der starken Konkurrenz in Zürich, Lausanne oder Genf ganz zu schweigen. Aber Fribourg muss und wird sich nicht verstecken. Möglicherweise findet ja gerade Emond den Schlüssel zum langersehnten Durchbruch. Ein Platz unter den Top 4 und mehr ist für diese Fribourger Mannschaft absolut machbar.