Neu-Trainer Niko Kovac krempelt derzeit den BVB um. Allerdings muss der Kroate zusammen mit den Verantwortlichen um Lars Ricken, Sebastian Kehl & Co. noch weitere Baustellen beheben.
Von Jesco von Eichmann
1. Im Mittelfeld bedarf es Tiefbauarbeiten
Julian Brandt fällt gerade komplett aus, Pascal Gross lieferte zwar gegen Berlin - auf die gesamte Saison gesehen, kam aber bisher viel zu wenig. Gio Reyna bekam seine Chance gegen Union Berlin sowie St. Pauli und bekam anschliessend ein Lob seines Trainers für die gute Defensivarbeit. Für einen offensiven Mittelfeldspieler in einer ideenlosen Mannschaft kein Ruhmesblatt. Chelsea-Leihgabe Carney Chukwuemeka ist bisher nur ein Versprechen ohne Payoff. Entweder muss Niko Kovac im Mittelfeld umstellen oder seinem Kreativpersonal Beine machen.
2. Bitte Helme aufsetzen - BVB Spieler denken zu viel
Die vergangenen Wochen und Monate haben deutliche Spuren im Selbstbewusstsein der BVB-Stars hinterlassen. Läuft es, geht es gut. Gibts ein Hindernis, wird gescheut. Als Lille plötzlich aggressiver wurde und den Ausgleich machte, schmolz die BVB- Sicherheit der ersten Hälfte dahin. Ein klares Zeichen, dass die Siege gegen Abstiegskandidaten Union und Pauli längst nicht die Sicherheit gebracht haben, die gebraucht wird.
Kovac tut schon alles, um seine Stars starkzureden. Selbst nach Niederlagen sucht er öffentlich nach positiven Aspekten. Reicht das nicht, muss vielleicht noch mal die Arbeit mit BVB-Sportpsychologe Philipp Laux intensiviert werden.
3. Gittens muss wieder Vorarbeiter werden
Das war der junge Engländer in der ansonsten eher tristen Hinrunde. Er hat das Team teilweise in der Offensive zusammen mit Serhou Guirassy angeführt und konnte durch magische Einzelaktionen Punkte retten. Aber all das scheint wie verschwunden. Gittens hat unter Kovac noch keinen einzigen Scorer gesammelt. Zuletzt gab's mehr Bank als die Startelf.
Sein Trainer reicht dem 20-jährigen Flügelstürmer die Hand, redet ihn stark, will ihm aus seinem Loch helfen. Zuletzt bescheinigte er ihm wieder eine klar aufsteigende Form - und brachte ihn gegen Lille in die Startelf zurück. Geholfen hat diese Massnahme in dem Spiel nicht.
4. Durcharbeiten, bis die Baustelle fertig ist
Es ist die Kunst von Spitzenteams, konstant Leistung abzurufen. Nicht nur eine Halbzeit wie gegen Union, Pauli und Lille, sondern über ein Spiel, eine Woche, einen Monat, eine Saison. Ein Problem, das tief in Dortmund verwurzelt scheint. Schon seit Jahren ist über eine Saison keine Konstanz zu erwarten. Selbst als 2023 fast die Meisterschaft raussprang, war der BVB zur Winterpause nur Fünfter.
Schafft es Kovac, dieser Mannschaft ab sofort Konstanz beizubringen, könnte der Traum der direkten Champions-League-Qualifikation noch klappen. Und Kovac könnte sich rühmen, fast Historisches geschafft zu haben.