Gregor Kobel: Barcelona als Showbühne
Knapp ein Jahr ist es her, da erlebten Gregor Kobel und Borussia Dortmund in der Champions League Sternstunden und scheiterten erst im Final an Real Madrid. Nun wollen der Schweizer Nati-Keeper und seine Kollegen erneut glänzen, doch mit Barcelona wartet eine schwere Aufgabe.
Kobel war damals ein entscheidender Faktor beim Fast-Gipfelsturm der Borussia. In sechs von zwölf Spielen hielt er sein Tor sauber, er liess wohl zehn Tore zu, zeigte aber auch 46 Paraden, was der Bestwert in der letztjährigen Champions League war. In der laufenden Saison sind die Statistiken etwas weniger beeindruckend. Kobel musste in elf Spielen 14 Mal hinter sich greifen, beendete nur vier Spiele mit einer weissen Weste und weist aktuell erst 33 Paraden auf. Damit liegt er auf Rang 12, mit respektablem Abstand auf Real Madrids Thibaut Courtois, in dessen Statistik satte 48 Saves stehen.
Marktwert von 40 Millionen Euro
Die Zahlen widerspiegeln die Saison und die Situation von Gregor Kobel. Mit einem geschätzten Marktwert von 40 Millionen Euro ist er wohl immer noch der wertvollste Goalie der Welt, gemeinsam mit Arsenals David Raya, und wird bereits seit Dezember 2023 mit dieser stattlichen Summe beziffert. Doch das Eitkett als weltbester Goalie, als absoluter Gigant, der den gegnerischen Stürmern Furcht einflösst, als einer, dem Weltklasseparaden scheinbar problemlos von der Hand gehen, ist etwas in den Hintergrund geraten.
Kobel spielt keine überragende Saison, weder in der Nati noch bei seinem Arbeitgeber Dortmund, der schwierige Zeiten durchlebt und in der Meisterschaft sechs Runden vor Schluss fünf Punkte hinter jenem vierten Platz liegt, der noch mit einem Champions League-Ticket belohnt wird. Umso wichtiger ist es, dass Kobel die finale Phase der Saison zur Werbung in eigener Sache nützt und mit Top-Leistungen glänzt. In der Liga, wo es am kommenden Samstag in der Allianz Arena zum heissen Duell mit Leader Bayern kommt. Aber auch in der Champions League, in der die Borussia im Viertelfinal auf den FC Barcelona trifft.
Das Hinspiel findet heute in Spanien statt, und es scheint fast sicher, dass der Schweizer Nati-Goalie stark unter Beschuss geraten wird. Denn unter Trainer Hansi Flick zeigt Barça eine starke Saison. In der Liga steht das Team aktuell auf Rang 1, hat in 30 Spielen 83 Tore erzielt – 19 mehr als die Nummer 2 Real Madrid. Und auch in der Königsklasse läuft die Offensivmaschinerie wie geschmiert. 32 Tore (in zehn Spielen) sind im gesamten Wettbewerb aktuell der Bestwert.
Duell mit Hochkarätern
Es ist eine geballte Ladung Offensivpower, die in diesem Viertelfinal auf Kobel zumkommen dürfte, dafür sorgen diverse Hochkaräter, vom aktuellen Top-Torschützen der Champions League-Saison Rapinha (12 Treffer), über Robert Lewandowski (9), Super-Talent Lamine Yamal (3) bis zu Ferran Torres (2) oder Fermin Lopez (1). «Die haben eine wahnsinnige Qualität. Da kommt eine schöne Aufgabe auf uns zu», sagt denn auch Gregor Kobel.
Es scheint klar, dass die Borussia einen Kobel in Bestform braucht, um den Weg in Richtung Finale, wo als nächstes ein Duell gegen Inter Mailand mit seinem Nati-Vorgänger Yann Sommer möglich wäre, weiterzugehen. Für Kobel sind diese Spiele ebenso wichtig wie jene in der Liga. Einerseits, weil es noch darum geht, den Sprung in die Top 4 zu schaffen, anderseits auch als persönliche Bühne. Denn immer wieder wird gemunkelt, dass er damit liebäugelt, die Borussen nach vier Jahren zu verlassen. Und dass er auch in Zukunft in der Champions League mitmischen will, ist ganz klar.
Warten auf den ersten Titel
Die Ambitionen des Zürchers sind jedenfalls gross. In seiner Profikarriere wartet er immer noch darauf, einen Titel zu gewinnen. In dieser Saison wäre dies noch in der Champions League möglich. Doch der FC Barcelona geht als klarer Favorit in den Viertelfinal. Wettbewerbsübergreifend gab es in mittlerweile 22 Spielen in Folge keine Niederlage, Hansi Flick und sein Team streben das Triple an – und gerade der Trainer weiss seit seiner Zeit bei Bayern München und der Saison 2019/20, was dafür nötig ist.
Trotz allem demonstrieren die Dortmunder im Hinblick auf die beiden Spiele gegen Barcelona und dazwischen den Klassiker gegen die Bayern Optimismus. «Es kann doch nicht schöner sein», erklärt BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. «Es wird schwer, aber jedes einzelne dieser Spiele ist machbar», sagt Nationalspieler Pascal Gross. Und Goalie Gregor Kobel spricht von einer «Mega-Chance», bei der «wir befreit aufspielen und alles raushauen können». Nun müssen den Worten aber Taten folgen.