Gottéron setzt auf Gier und Karma
Spiel Nummer 7. Die Finalissima um den Halbfinaleinzug. Der ultimative Showdown. Bekämpfen sich der SC Bern und Gottéron auch heute in diesem «do or die»-Match bis ganz am Ende? Entscheidet erneut eine Overtime?
Die ersten drei Viertelfinalduelle in der PostFinance Arena fanden erst in der Zusatzschicht ihren Sieger. Im ersten Spiel am 14. März gewann Gottéron dank eines Treffers von Lucas Wallmark nach 88:38 Minuten. Im Spiel Nummer 3 sicherte Lukas Klok dem SCB nach 68:23 Minuten den Sieg. Und im fünften Duell am vergangenen Samstag war der Finne Waltteri Merelä dank seines Treffers nach 79:52 Minuten der gefeierte Held. Im letzten Aufeinandertreffen am Montag wurde auch in Fribourg die Verlängerung nötig, da sorgte Miro Aaltonen nach 70:28 Minuten für den Sudden Death von Gottéron. Gut möglich, dass auch in Spiel Nummer 7 wieder die Details den Unterschied ausmachen und die Entscheidung über Halbfinal oder abruptes Saisonende zu einem Drama wird.
Wie hart umkämpft die Zähringer-Derbys sind, zeigt auch ein Blick zurück auf die vergangene Regular Season. Einmal feierte der SCB einen Heimsieg, einmal sicherte sich Gottéron den Zusatzpunkt daheim im Shootout und je einmal daheim und auswärts mit einem Treffer in der Overtime durch Ryan Gunderson respektive Lucas Wallmark. Auf fremdem Eis bestritten die Freiburger Drachen während der Qualifikation sechs Verlängerungen, gewannen zwei- und verloren einmal und mussten dreimal ins Penaltyschiessen, was ja in den Playoffs nicht möglich ist. Die Verlängerungsbilanz des SCB in der PostFinance Arena in der Regular Season liest sich folgendermassen: zwei Siege, vier Niederlagen sowie ein verlorenes Penaltyschiessen.
Overtime-Spezialisten Wallmark und Merelä
Der Overtime-Spezialist im Team von Lars Leuenberger ist der Schwede Lucas Wallmark, der in dieser Saison während der Zusatzarbeit zweimal eingenetzt hat, späte Matchwinner waren auch Marcus Sörensen und Ryan Gunderson. Beim SCB war Waltteri Merelä einmal in der Regular Season und am Samstag in der Verlängerung für die Entscheidung zuständig, dazu kommt Miro Aaltonen im letzten Match. Und in der Qualifikation wurden auch Austin Czarnik und Romain Loeffel je einmal zum Helden.
Die Berner und die Freiburger stehen sich zum siebten Mal in einer Playoffserie gegenüber und zweimal musste ein letzter Showdown die Entscheidung bringen. Im Viertelfinal 1990, als der SCB die Best-of-3-Serie dank eines 5:3 im letzten Duell mit 2:1 gewann. Und im Final 1992, als die Mutzen nach einem 4:1-Erfolg in der Belle die Best-of-5-Begegnung mit 3:2 Siegen gewannen und Meister wurden.
Heimvorteil als Trumpf
Das Momentum spricht vor dem heutigen Showdown eher für den SCB. In der «Belle» ist das Heimrecht traditionell ein grosser Vorteil, in der National League gewinnt im Entscheidungsspiel zu über 80 Prozent das Heimteam. «Statistiken sind gut und recht. Es gibt aber auch die Statistik, dass wir unter Lars Leuenberger nie dreimal in Folge verloren haben – und zuletzt haben wir zwei Niederlagen kassiert», sagt Gottéron-Verteidiger Benoît Jecker gegenüber den «Freiburger Nachichten
Entscheidend werde sein, «dass wir nicht spielen, um nicht zu verlieren, sondern um zu gewinnen», so Jecker. «Wir müssen aktiver versuchen, uns den Sieg zu holen. Wir dürfen nicht anfangen zu zittern, nichts mehr mit der Scheibe machen wollen. Wir müssen mehr wagen und kreieren. Wir brauchen jetzt diese Gewinnermentalität, diese Gier. Wir müssen mehr wollen, entschlossener sein.»
Heiss sind die Freiburger definitiv, und dies nicht zuletzt wegen SCB-Stürmer Waltteri Merelä. Nach dem Overtime-Sieg in Spiel Nummer 6 jubelte der Finne provokativ in Richtung der Gottéron-Fans. «Man muss vorsichtig sein mit Karma», sagt nun Fribourg-Back Dave Sutter. Er war übrigens wie sein heutiger Teamkollege Linden Vey dabei, als die ZSC Lions 2018 in der Finalissima auswärts gegen Lugano dank eines 2:0-Sieges Meister wurden. «Lugano hatte in der Serie ebenfalls einen 1:3-Rückstand aufgeholt, niemand gab uns eine Chance. Die Leute im Tessin trugen schon Meistershirts – und dann gewannen wir das siebte Spiel. Das meine ich mit Karma.»
Damit Gottéron den Titeltraum weiter leben kann, muss das Team von Lars Leuenberger die Details richtig machen. Und auch in den oft erwähnten Special Teams gross aufspielen. Gerade im Powerplay besteht grosses Verbesserungspotenzial. 27 Mal konnte Fribourg in dieser Serie in Überzahl agieren, es reichte aber bloss zu vier Toren und einer Erfolgsquote von 14,8 Prozent. Der SCB kam ebenfalls zu vier Treffern, dies aber bei lediglich 17 Versuchen, so dass die Erfolgsquote immerhin 23,53 Prozent beträgt. Umso wichtiger ist auch in diesem «do or die»-Spiel, die Nerven zu behalten, diszipliniert zu sein – und die sich bietenden Chancen eiskalt zu packen.