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Gehört die Schweiz zu den WM-Favoriten? Zwei Meinungen

Ab Freitag spielen die besten Eishockey-Nationen in Tschechien um WM-Medaillen. Darunter die Schweiz, die in den Augen mancher Experten oder Fans zu den Titelkandidaten gehört. Zu Recht? Unsere Redaktoren Andy Maschek und Younes Hdk sind sich nicht einig.

Schweiz
Letztes Jahr scheiterten Nico Hischier und die Schweiz einmal mehr im Viertelfinal an den Deutschen – nun soll alles anders werden. © KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi

Andy Maschek sagt: Ja

Alle Jahre wieder lebt die Hoffnung auf den Gewinn einer WM-Medaille, seit 2018 platzt dieser Traum dann aber im Viertelfinal. Im entscheidenden Augenblick schlagen die Schweizer nicht zu, bleibt der Coup aus. Teilweise fehlt das letzte Quäntchen Glück, vermisst werden in den Viertelfinals aber auch andere Qualitäten wie Coolness, Cleverness und Härte.

Nun stehen wir wieder vor einer WM und ist der Traum von einer Medaille oder gar dem WM-Titel präsent. Und dies ist richtig so, auch wenn die anderen Nationen im Gegensatz zu anderen Jahren mit starken Kadern antreten werden. Aber auch die Schweiz muss sich nicht verstecken!

Mit Leonardo Genoni, Reto Berra und Akira Schmid ist das Team auf der Goalie-Position bestens aufgestellt, und es ist nicht zu erwarten, dass Nati-Coach Patrick Fischer sich wie im letzten Jahr im entscheidenden Moment zu einem Experiment hinreissen lässt. Auch die Defensive ist breit und stark besetzt, verfügt über kreative Fähigkeiten, kann den Gegner aber auch durch körperliche Präsenz fordern, man denke nur an Jonas Siegenthaler, Christian Marti oder Michael Fora. Und in der Offensive sind die verschiedensten Qualitäten vorhanden, stimmt die Mischung, so dass man für alle Situationen gewappnet sein dürfte.

Dass die Schweiz zu den Medaillen- und auch Titelkandidaten gehört, hat auch mit der Power zu tun, die aus Nordamerika angereist ist. Bei Goalie Akira Schmid geht es darum, dass er im Hinblick auf die Zukunft Erfahrungen sammelt, Roman Josi, Nico Hischier, Nino Niederreiter, Philipp Kurashev und Jonas Siegenthaler stehen jedem Team gut an und sind eine Verstärkung. Gerade die Ankunft von Roman Josi lässt die Schweiz mit noch mehr Optimismus ins Turnier starten. Der Berner gehört zu den weltbesten Verteidigern, kann jedes Team und jeden Kollegen besser machen und in jedem Spiel für die Differenz sorgen. So ist es sicher kein Zufall, dass Josi 2013 und 2018 den legendären Silberteams angehörte. 

Für Zuversicht sorgt auch, dass die Schweiz mit einem Durchschnittsalter von 29,88 Jahren über viel Erfahrung verfüg, reifer ist als in der Vergangenheit – und trotz dieser Routine ist der Hunger auf Edelmetall nach den langen Jahren des Wartens ganz sicher nicht gestillt. Und mit einer durchschnittlichen Grösse von 185,48 Zentimetern und einem Gewicht von 88,08 Kilogramm bewegt sich die Nati ziemlich genau in der Mitte der 16 teilnehmenden Nationen. Es sind eigentliche Gardemasse, die dazu beitragen, dass ich die erfahrenen Schweizer zu den Titelkandidaten zähle. Dies im Wissen, dass Eishockey ein Spiel auf einer rutschigen Unterlage ist, bei dem viel passieren kann und am Ende auch das Glück mitspielen kann oder gar muss.

Younes Hdk sagt: Nein

Zugegeben: Die Zeiten, in denen eine Schweizer Nationalmannschaft als grosser Aussenseiter in eine Eishockey-Weltmeisterschaft startete sind lange vorbei. In diesem Jahrtausend hat sich unsere Nati zu einem sicheren Wert im Konzert der besten Eishockeynationen der Welt entwickelt, erreichte in 15 von 23 Turnieren mindestens das Viertelfinale, davon zuletzt sechsmal in Folge. Wäre es da nicht an der Zeit, den nächsten Schritt anzupeilen?

In der Tat und wer es vergessen hat – 2013 und 2018 standen unsere Eisgenossen sogar zweimal im WM-Finale, holten Silber und schrammten dabei nur haarscharf an einer historischen Goldmedaille vorbei. Und dennoch sage ich: Die Schweiz, die aktuelle Nr. 7 der Weltrangliste, gehört in Prag vor Turnierbeginn nicht zu den heissesten Titelkandidaten.  

Nationalcoach Patrick Fischer hat Recht, wenn er sagt: «Es gibt sechs Mannschaften vor uns, die aktuell besser sind als wir.» Um diese Einschätzung zu bestätigen, genügt ein Blick auf die Kader von Kanada (u.a. mit Connor Bedard), den USA (u.a. mit Johnny Gaudreau und Luke Hughes) und Schweden (u.a. mit Rasmus Dahlin, Erik Karlsson und Victor Hedlund), die auch ohne ihre grössten Stars noch immer mit rund 20 NHL-Spielern antreten.

Das Beispiel der Skandinavier zeigt allerdings auch, dass grosse Namen alleine noch keinen Erfolg garantieren. Wie die Schweiz schieden die «Tre Kronor» zuletzt viermal in Serie vor dem Halbfinale aus, was ein weiteres Merkmal einer Weltmeisterschaft unterstreicht: Die Weltspitze im Eishockey ist breiter geworden. Die Finnen gehören als Weltranglistenzweite seit Jahren dazu, Deutschland stand zuletzt zweimal unter den letzten Vier und mit Gastgeber Tschechien sowie gefährlichen Aussenseitern wie der Slowakei oder im letzten Jahr Lettland ist stets zu rechnen.

Bleibt die Schweiz, die sich zu Recht ebenfalls zum Kreis der erweiterten Weltspitze zählt. Auch in diesem Jahr kann sie mit Nico Hischier und Roman Josi wieder auf zwei NHL-Cracks zählen, die in ihren nordamerikanischen Teams zu den wichtigsten Figuren überhaupt zählen. Dazu kommen der formstarke Philipp Kurashev, die erfahrenen Nino Niederreiter und Jonas Siegenthaler sowie eine Gruppe starker Spieler aus der heimischen Liga, die sich vor ihrer internationalen Konkurrenz nicht zu verstecken braucht. Daraus aber einen Anspruch auf eine Medaille oder mehr abzuleiten wäre verfehlt, zu stark und zahlreich ist dazu die Gegnerschaft. Die Schweiz fährt nicht als Favorit nach Prag – was nicht zwingend ein Nachteil sein muss.
 

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