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Fussballer beklagen sich über zu viele Spiele – haben sie recht? Zwei Meinungen

Andy-Pat

Am Wochenende Meisterschaft. Von Dienstag bis Donnerstag europäische Wettbewerbe. Dazu der nationale Cup. Und einmal im Monat noch zwei Länderspiele. Der Kalender der heutigen Spitzenfussballer ist gut gefüllt – zu gut? Unsere Redaktoren Patrick Y. Fischer und Andy Maschek sind unterschiedlicher Meinung.

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Manchester Citys Rodri beklagte sich unlängst über zu viele Spiele – und zog sich einen Kreuzbandriss zu. © IMAGO / Action Plus

Patrick Y. Fischer sagt: Ja

Manchester Citys Rodri hat es getan. Daniel Carvajal (Real Madrid) und Alisson Becker  (Liverpool) ebenso. Und auch ich blase ins selbe Horn und sage: Im heutigen Profifussball gibt es zu viele Spiele und Wettbewerbe. Die Belastung für die Spieler ist zu hoch, Raum und Zeit für Erholung zu klein. Dabei ist für mich klar: Weniger (Spiele) wäre mehr (Qualität).

Natürlich, die richtige Abwägung sämtlicher Interessen und das stete Streben nach mehr sind nicht nur ein Problem des Fussballs. Auch in anderen Sportarten (z.B. Tennis, NHL oder NBA) wird die körperliche und mentale Belastungsgrenze ausgereizt, um Umsatz- und Wachstumspotentiale auszuschöpfen. Der Unterschied: Während sich speziell in Nordamerika starke Spielergewerkschaften dafür einsetzen, dass die Zitrone «Spieler» nicht beliebig ausgepresst werden kann, gibt es das im Fussball nicht. Mit dem Resultat, dass dem Spielkalender regelmässig zusätzliche Formate und Spiele hinzugefügt werden. Nicht immer «for the good of the game».

Klar, Spieler werden für die Ausübung ihres Berufs fürstlich entlöhnt und sind auch nicht unschuldig daran, dass sich die Spirale aus mehr Spielen, zusätzlichen Einnahmen und höheren Löhnen immer weiter dreht. Aber wem dient diese Entwicklung schlussendlich wirklich? Kaum der langfristigen Karriereperspektive der Spieler, die zwar mehr Geld verdienen, jedoch aufgrund der dauerhaft hohen Belastung nur noch punktuell zu Höchstleistungen im Stande sind. Und genau deshalb (und erst Recht) auch nicht der Qualität der Spiele und somit den Fans.

Denn diese mögen Highlights anstatt Beliebigkeit, grosse Emotionen anstatt kontrollierter, berechnender Taktik. Aber genau das wird heutzutage trotz immer mehr Spielen immer seltener geliefert. Weshalb? Weil es für die Spieler als Protagonisten bei zunehmender Belastung und immer kürzeren Pausen nahezu unmöglich geworden ist, eine deutliche Mehrheit der Spiele mit maximalem «Feuer» und im Vollbesitz ihrer Kräfte zu bestreiten. Und genau das kann nicht im Sinne aller Beteiligten sein – egal ob Fan, Sponsor, Medienvertreter, Trainer, Spieler oder Agent.

Andy Maschek sagt: Nein

Die Belastung ist immens, welche die Spitzenfussballer heute zu bewältigen haben. Immer mehr Wettbewerbe – von denen ganz sicher nicht alle die Mehrheit der Fans interessieren – sorgen dafür, dass sich die Fussballer in einem Hamsterrad drehen. Doch es ist am Ende ein Klagen auf äusserst hohem Niveau.

Nehmen wir die Eishockeyspieler. Sie haben Woche für Woche auch in der National League mehrere Spiele auszutragen, bisweilen back-to-back, am Freitag- und Samstagabend ein Spiel oder am Samstagabend und Sonntagnachmittag, verbunden mit langen Transfers. Es ist eine enorme Belastung für Körper und Geist, zumal die individuellen Einsatzzeiten in den Spielen zwar kürzer sind, aber in meinen Augen intensiver und fordernder als jene der Fussballer.

Worte des Klagens sind von den Eishockey-Profis nur selten zu hören. Diese Belastung gehört dazu. Dafür wird trainiert. Und so ist es irgendwie nich ganz überraschend, dass die Fussball-Profis in Augen von Eishockeyfans nicht selten als «Memmen» oder «Weicheier» abgekanzelt werden, die nach dem Training mit dem exklusiven Necessaire unter dem Arm und frisch frisiert und modisch gekleidet in der schicken Edelkarosse davonbrausen. Auch wenn diese Meinung weder fundiert noch fair ist.

Klar ist, dass es heute Mittel gibt, um die Belastung in Grenzen zu halten. Im Gegensatz zu früher sind auch im Profifussball massiv mehr Ein- und Auswechslungen erlaubt. Es muss kaum ein Spieler gezwungen werden, Spiel um Spiel durchzuspielen. Die Wissenschaft hat zu einer wahren Dateninflation geführt, die dafür sorgt, dass die Spieler zu gläsernen Athleten werden und analysiert werden kann, wenn sich jemand ganz nah am Limit bewegt oder darüber hinaus geht. Belastungssteuerung nennt man das heutzutage. Zudem leisten sich die Klubs grosse Kader, sind sportlich breit abgestützt – und auch in der Betreuung und Infrastruktur top aufgestellt. Alles im Sinne der Erholung.

So gesehen muss sich niemand beschweren oder gar von Streik sprechen, zumal man im Jahr ja auch noch zig Millionen auf sein Bankkonto überwiesen bekommt. Oder was sollen denn Normalsterbliche sagen, die körperlich ebenfalls an ihre Grenzen gehen und gleichzeitig mit finanziellen Sorgen zu kämpfen haben?

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