Frödén und Bayer mit gut durchdachtem Karriere-Weg
ZSC-Stürmer Jesper Frödén, der Siegtorschütze beim 3:2 nach Verlängerung im zweiten Finalspiel gegen Lausanne, hat sich umsichtig Schritt für Schritt entwickelt. Das gilt auch für Trainer Marco Bayer.
38 Tore erzielte Jesper Frödén für den ZSC in dieser und der letzten Qualifikation. Das kann sich mehr als sehen lassen. In der entscheidenden Meisterschaftsphase dagegen ist seine Ausbeute mager. 2024 brachte es der 30-jährige Schwede in 15 Spielen auf zwei Treffer, auf die gleiche Anzahl kommt er in den 13 Partien in diesen Playoffs.
Dafür waren zwei der vier Tore äusserst wichtig. Vor einem Jahr avancierte er beim 2:0-Heimsieg gegen Lausanne im entscheidenden siebenten Finalspiel mit seinem 1:0 zum Meisterschützen. Am Donnerstag schoss er die ZSC Lions in der Verlängerung mit dem 3:2 zur 2:0-Führung in der laufenden Finalserie, in der ebenfalls der LHC der Gegner ist. Dies unter den Augen des zurückgetretenen Tennisstars Roger Federer, der sich von der Atmosphäre in der Arena in Zürich-Altstetten begeistert zeigte.
Frödén kann als Spätzünder bezeichnet werden. Er absolvierte erst kurz vor seinem 25. Geburtstag am 14. September 2019 mit Skelleftea seine erste Partie in der höchsten schwedischen Liga. Zuvor war er in sieben Saisons für Södertälje respektive AIK in der zweithöchsten Spielklasse seiner Heimat tätig. Zwar hätte er wohl schon früher in der SHL debütieren können, jedoch wollte er so lange warten, bis er sich für diesen Schritt wirklich bereit fühlte. "Das muss jeder für sich selbst spüren", sagte Frödén einst in einem Interview. Jedenfalls gelang es ihm, sich Jahr für Jahr weiterzuentwickeln.
Bei Skelleftea machte er dann den nächsten Schritt, erzielte er auch körperlich grosse Fortschritte. In der ersten Saison wurde er zum "Rookie of the Year" gekürt, in der zweiten gelangen ihm in 52 Qualifikationsspielen 22 Tore. Dank den starken Leistungen durfte er 2021 nicht nur erstmals an einer WM teilnehmen, er erhielt zudem einen Vertrag von den Boston Bruins. 2022 wechselte er zu den Seattle Kraken. Zu mehr als 21 Einsätzen in der besten Eishockey-Liga der Welt reichte es ihm allerdings nicht, er kam vorwiegend in der AHL zum Einsatz.
ZSC-Sportchef Sven Leuenberger wollte Frödén unbedingt. Er besuchte ihn persönlich und hielt so lange Kontakt, bis dieser bereit für eine Rückkehr nach Europa war. Das war 2023 der Fall. Im letztjährigen Dezember wurde der Vertrag bis 2027 verlängert, denn der Schwede ist nicht nur ein begnadeter Torschütze, er verrichtet auch die Drecksarbeit und ist damit ein gutes Vorbild für die Jungen. Für die dritte Finalpartie am Samstag erwartet Frödén ein noch härter spielendes Lausanne. "Wir müssen unser Level halten, das ist wirklich wichtig. Dann wissen wir, dass wir schwer zu bezwingen sind" sagte er.
Wie Frödén entwickelte sich auch Marco Bayer stetig. Seine erste Station als Headcoach war 2011 die U17 von Kloten. Ein Jahr später übernahm er die U20. Von 2015 bis 2017 trainierte er die gleiche Stufe in Bern, ehe er als Assistent der ersten Mannschaft zu den SCL Tigers zurückkehrt. Dort hatte er 2009 in gleicher Funktion die Trainerkarriere begonnen.
Von 2020 bis 2022 amtete er bei den Emmentalern als Sportchef. Dann ging er zum Schweizer Verband, bei dem er unter anderem als Headcoach der U20 Erfahrungen sammelte. In der Saison 2023/24 führte er die GCK Lions überraschend in den Playoff-Final der Swiss League.
Von diesem gut gefüllten Rucksack profitiert er nun, nachdem er Ende Dezember nach dem gesundheitlich bedingten Rücktritt von Marc Crawford zum Headcoach der ZSC Lions befördert worden ist. Er wirkt enorm entspannt. "Es gibt nichts Schöneres als die Playoffs", sagt Bayer. "Ich geniesse jeden Moment, Trainer dieses Teams zu sein, versuche mit meiner Art, auf der Bank Ruhe zu vermitteln und Vertrauen zu geben. Das braucht die Mannschaft. Wenn dich jemand positiv unterstützt, dann gehst du gelöster und mit Überzeugung aufs Eis. So funktioniere ich."
Zwar ist noch nicht klar, ob Bayer auch in der nächsten Saison an der Bande der ZSC Lions stehen wird oder ob er zum Farmteam zurückkehrt. Die Argumente sprechen jedoch für ihn, zumal er das Team schon zum Triumph in der Champions Hockey League geführt hat. Es ist aktuell schwer vorstellbar, dass die Lions den Meistertitel nicht erfolgreich verteidigen, zu abgeklärt treten sie auf. Bayer: "Die Ausgangslage ist sicher komfortabel, aber gewonnen haben wir noch nichts. Lausanne wird nun alles hineinwerfen, wir müssen am Samstag vom Start weg bereit sein."