Formel 1: Kampf gegen die tödliche Gischt
Eine der grössten Gefahren für die Formel-1-Fahrer ist der Regen – und damit verbunden die Gischt, welche die Sicht drastisch verschlechtert. Nun haben sich die Fahrer für den Test eines Geräts ausgesprochen, das diese Gefahr reduzieren soll, und erklärt, dass Rennen bei schlechter Sicht nicht gestartet werden sollten.
Es sind Bilder, die den Zuschauern den Atem stocken lassen. Wenn die Formel-1-Piloten in horrendem Tempo ihre Runden drehen, obwohl es regnet und die Gischt die Sicht teilweise schier verunmöglicht und für einen Blindflug sorgt. Mithilfe der On-Board-Kameras können da die TV-Zuschauer die Gefahr nicht nur erahnen, sondern auch fast real miterleben. An diesem Wochenende findet in Silverstone der GP von Grossbritannien statt und auch da ist Regen angesagt.
Das sorgt für ein mulmiges Gefühl, denn die Gischt ist eine tödliche Gefahr. Am vergangenen Samstag kam der 18-jährige niederländische Fahrer Dilano van 't Hoff bei einem Rennen der Juniorenkategorie in Spa-Francorchamps ums Leben. Auf nasser Bahn und bei schlechter Sicht verlor kurz vor Schluss des Rennens ein Fahrer die Kontrolle über seinen Wagen, prallte links in die Leitplanke und löste einen Massen-Crash aus, in welchen auch Van ’t Hoffs Bolide verwickelt war. Dieser wurde von einem gegnerischen Auto auf Cockpit-Höhe mit voller Wucht getroffen wurde.
McLaren und Mercedes testen nun am 13. Juli in Silverstone eine Vorrichtung im Stil eines Kotflügels, welche die Gischt bei Regen reduzieren soll. «Es ist an der Zeit. Als Fahrer haben wir seit Jahren gesagt, dass etwas getan werden muss», erklärte McLarens Lando Norris gegenüber «bbc.com», und fügte dann hinzu, dass die schlechte Sicht bei Nässe «das grösste Sicherheitsproblem in der Formel 1» sei. Und: «Wir haben Glück gehabt, dass in der Formel 1 oder in vielen anderen Kategorien nichts passiert ist, und im schlimmsten Fall mussten wir leider ein Leben verlieren, damit die Leute erkennen, dass so etwas passieren kann. Es ist eine Schande, dass wir eine solche Konsequenz sehen mussten, damit die Leute verstehen, was passieren kann. Es ist etwas, das getan werden muss.» Der Test dieses neuen Teils soll nun ein erster Schritt sein. Wenn es nicht funktioniere, müsse etwas anderes getan werden, um eine Lösung zu finden, so Norris.
Eine andere Massnahme zugunsten der Sicherheit ist in den Augen der Piloten, dass die Offiziellen unabhängig davon, ob das Schutzblech funktioniert oder nicht, die Grenzen für akzeptable Bedingungen, unter denen Rennen im Nassen gestartet werden können, anheben sollten. So sagt etwa Sauber-Pilot Valtteri Bottas: «Wir sollten in keiner Kategorie Rennen starten, wenn man im Grunde nichts sehen kann.» Und für Aston-Martin-Fahrer Lance Stroll ist klar, dass die Neuerung so schnell wie möglich in die Autos eingebaut werden muss, wenn sie funktioniert, «und wenn es nicht funktioniert, sollten wir uns nicht in Situationen begeben, in denen wir unter Bedingungen fahren, in denen wir nicht sehen können».
Haas-Pilot Kevin Magnussen erklärte in Silverstone: «Es ist schrecklich, was letzte Woche passiert ist. Ich glaube nicht, dass das Rennen unter diesen Bedingungen und mit dieser Streckenführung hätte stattfinden dürfen. Ich erinnere mich, dass ich in Spa in genau dieser Situation war, als man in Eau Rouge oben ankam und in der Mitte der Gruppe war und nichts sehen konnte. Wenn man nichts sehen kann, fühlt es sich lächerlich an, wenn man diese Geschwindigkeiten fährt und man könnte genauso gut die Augen schliessen. Die Sicht ist gleich Null, und es wäre wünschenswert, wenn sich das deutlich verbessern liesse.»