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FC Sion: Vernunft und Kontinuität als neue Realität?

Andy

Bei fast jedem Abstieg schwingt die Hoffnung mit, dass es gelingt, eine Liga tiefer zu gesunden, neuen Schwung zu holen und gestärkt in die Zukunft zu gehen. Beim FC Sion gibt es nun definitiv Anzeichen, dass dies nicht nur ein Wunsch bleibt.

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Trainer Didier Tholot und Captain Reto Ziegler sind beim FC Sion zwei Erfolgsfaktoren. © KEYSTONE/Laurent Gillieron

In der Vergangenheit war es während der verschiedenen Transferfenster schon fast eine Tradition, dass im Wallis ein reges Kommen und Gehen herrscht. Dass Spieler aus aller Herren Länder verpflichtet werden, um eher früher als später den Stempel «gescheitert» verpasst zu bekommen und dann weiterzuziehen. Die fatale Folge: Die Mannschaft hatte kein Gesicht, keine Identität, keine Verbundenheit zur Region – dass so der Erfolg ausblieb, war absehbar und irgendwie fast zwingend.

Als der FC Sion vor einem Jahr den Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste, stellten sich viele Fragen. Zum Beispiel: Ist es der endgültige Untergang? Verliert Präsident Christian Constantin die Freude an seinem teuren Spielzeug? Wird im Wallis nun nur noch amateurmässig gekickt? Die Antwort ist: nein, nein, nein. Der FC Sion hat diesen Abstieg dazu genutzt, zumindest temporär zu sich selber zu finden. Mit einem Neuaufbau und einer fast nicht für möglich gehaltenen Kontinuität ein Fundament für die Zukunft zu legen.

Natürlich, die Wechsel hielten sich bislang in der ganzen Liga im Rahmen. Aber beim FC Sion war es geradezu atypisch still. Vom FC Vaduz kam ablösefrei Stürmer Dejan Djokic, der mit 14 Treffern nur zweimal weniger getroffen hatte als Sions Liga-Torschützenkönig Dejan Sorgic. Zudem trainierte zuletzt auch der französische Innenverteidiger Noé Sow mit, dessen Verpflichtung aber noch nicht offizialisiert wurde. Nicht verlängert haben die Walliser die Verträge mit Goalie Alexandros Safarikas, Itaitinga, François Moubandje und Edgar André. Wie es mit den zuletzt ausgeliehenen Heinz Lindner oder Nathanaël Saintini weitergeht, ist offen.

Bemerkenswert ist, dass die Walliser plötzlich auf heimische Talente setzen statt in erster Linie Nachwuchsspieler aus der ganzen Welt zu verpflichten, in der Hoffnung, dass der eine oder andere mal für Millionen verkauft werden kann.  

Eigener Nachwuchs im Fokus

Die Nachwuchsarbeit beim FC Sion hat sich zuletzt verbessert, was sich auch in den Resultaten zeigt. Die U15 klassierte sich in den Top 3, die U17 scheiterte erst im Schweizer Final, und die U21 qualifizierte sich für die Aufstiegsspiele zur Promotion League, ohne aber die Promotion zu schaffen. Für Perspektiven sorgt auch das Nachwuchscenter, das 2026 bezugsbereit sein soll. Natürlich braucht es noch Zeit, bis die heimischen Talente reif sind für die ganz grosse Bühne, aber mit Pierrick Moulin (21), Noah Grognuz (18), Dylan Tutonda (21) und Yohan Aymon (22), der in der letzten Saison in der 1. Liga in 30 Spielen 20 Tore erzielt hat, wurden nun vier eigene Nachwuchsspieler ins Profikader aufgenommen. «Der Jahrgang spielt bei mir keine Rolle», erklärte Trainer Didier Tholot, der auch auf diesem Posten für eine neue Kontinuität sorgt, zuletzt gegenüber dem «Walliser Bote». «Wenn die Qualität und die Mentalität stimmen, habe ich keine Mühe, einen jungen Spieler auf den Platz zu schicken.»

Bescheidenheit ist Trumpf

Sportchef Barthélémy Constantin gibt sich im Hinblick auf die neue Saison wie Trainer Tholot bescheiden. «Wir wollen die Mannschaft in der höchsten Liga stabilisieren», sagt Constantin junior. Und Coach Tholot erklärt: «Wir wollen oben bleiben und nicht bis zuletzt um den Ligaerhalt zittern müssen, wie es hier in den letzten Super League-Saisons stets der Fall war.» Man verfüge aber über die Basis, um eine Liga höher nicht komplett in Bedrängnis zu kommen. Das haben auch die Resultate gezeigt, mit dem souveränen Aufstieg letzte Saison und den Siegen im Cup gegen GC und YB und der knappen Niederlage gegen Lugano. Und auch zuletzt das Vorbereitungsspiel gegen GC, das gleich mit 4:0 gewonnen wurde.

Eine wichtige Rolle wird bei der «Mission Ligaerhalt» Captain Reto Ziegler zukommen, der mittlerweile 38 Jahre alt ist. Sein Alter sei nur eine Zahl, liess Ziegler zuletzt im Trainingscamp verlauten. «Ich leide hier bei der Konditionsarbeit nicht mehr als meine Teamkollegen und ich bin genauso fit wie vor einigen Jahren. Ich freue mich einfach auf unser Comeback in der Super League. Mit einer stabilen Mannschaft und tollen eigenen Fans.»

Prognose

Im Normalfall gehört der Aufsteiger automatisch zu den Teams, die am stärksten um den Ligaerhalt zittern müssen. Aber es scheint, als ob sich der FC Sion mit der neuen Philosophie und der Kontinuität statt des unkoordinierten Aktionismus auf dem richtigen Weg befindet – was zumindest zu einem Platz im gesicherten Mittelfeld führt und vielleicht gar für die Qualifikation für die Championship Group reicht.

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