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Fabian Schär: Vom Notnagel zum Fixpunkt

Andy

Die ganze Fussball-Schweiz träumt von einem Sieg gegen England und der EM-Halbfinal-Qualifikation. Damit dieser Traum Realität wird, sind alle gefordert – und vielleicht auch ganz speziell Fabian Schär.

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Fabian Schär liess im Achtelfinal Italiens Federico Chiesa nur das Nachsehen. © KEYSTONE/EPA/MOHAMED MESSARA

Eigentlich müssten die Engländer ja die klaren Favoriten sein in diesem Viertelfinal. Um zu diesem Schluss zu kommen, reicht ein kurzer Blick auf die Marktwerte bei transfermarkt.ch. Auf einen Wert von 1,52 Milliarden Euro wird das Kader der Engländer geschätzt, jenes der Schweizer auf gerade mal 281,5 Millionen Euro. Die Engländer führen damit diese spezielle Rangliste vor den Franzosen (1,23 Milliarden) an, die Schweizer belegen Rang 14 und sind die «Günstig»-Truppe in den Viertelfinals. Wie astronomisch hoch die Engländer eingeschätzt werden, zeigen auch die Einzelspieler. Der Marktwert von Jude Bellingham beträgt satte 180 Millionen, der wertvollste Schweizer ist Manuel Akanji mit 45 Millionen Euro. Damit wäre er bei den «Three Lions» gerade mal die Nummer 15… Fabian Schär, der andere Innenverteidiger, kommt auf 10 Millionen Euro. Beim Viertelfinalgegner wäre er damit das Schnäppchen schlechthin – gemeinsam mit Kieran Trippier, seinem Teamkollegen bei Newcastle United.

Das Duell mit Kane

Doch Geld allein schiesst bekanntlich und glücklicherweise keine Tore, und die bisherigen Leistungen an der EM in Deutschland sorgen dafür, dass die Schweizer nicht der krasse Aussenseiter, sondern tendenziell der leichte Favorit im Viertelfinal am Samstagabend in Düsseldorf sind. Einem Tag, der in die Schweizer Fussball-Geschichte eingehen soll.

Gefordert ist da natürlich auch die Defensive, auch wenn die Engländer bislang nicht wirklich überzeugt haben und gegen die Slowakei das Achtelfinal-Ausscheiden erst in extremis und dank Toren von Jude Bellingham und Harry Kane verhindern konnten. Und genau mit Mittelstürmer Harry Kane dürfte es Fabian Schär in Düsseldorf immer wieder zu tun bekommen.

Es ist nicht lange her, da dachte man nicht daran, dass Schär an der EM eine fixe Grösse sein wird. Im Gegenteil, gar das Ende seiner Karriere im Nationalteam schien nahe zu sein. Unter Murat Yakin hatte Schär einen schweren Stand, er gehörte plötzlich nicht mehr dem Spielerrat an, spielte in der EM-Qualifikation nur gegen Kosovo und Belarus während 90 Minten, dazu kam ein Minieinsatz (eine Minute) gegen Rumänien. Das wars. Es war gerüchtehalber in einem Gespräch zwischen dem Trainer und dem Spieler auch ein Thema, Schär nicht mehr aufzubieten. Doch der wollte dabeibleiben, obwohl ihm klargemacht worden war, dass er keine tragende Rolle mehr spielen würde.

Die Bedeutung des Vertrauens

Tempi passati. Schär ist weiterhin in der Nati dabei, hat Nico Elvedi in der Innenverteidigung als zweiten Mann neben Abwehrchef Manuel Akanji abgelöst. Endlich spielt er so auf wie in der Premier League bei Newcastle, überzeugt durch seine Ballbehandlung und sein Spielverständnis, seinen Aufbau und seine Härte (Stichwort: Nasenbeinbruch). Diese Qualitäten haben dem 32-jährigen Ostschweizer bei den Newcastle-Fans einen hohen Stellenwert beschert; so wurde er schon mit dem Song und dem Transparent «everyone needs a Fabian Schär» gefeiert. Eddie Howe, sein Coach bei Newcastle, schwärmte schon folgendermassen von seinem Innenverteidiger: «Schär hat die Fähigkeit, Momente zu erzeugen, die einem den Atem rauben. Technisch ist er so gut. Er ist ein Spitzenspieler.» Das sieht heute wohl auch Murat Yakin so, der Schär Vertrauen schenkt. Und dieses Vertrauen ist eminent wichtig. Auf die damalige Diskrepanz seiner Leistungen im Klub und in der Nati angesprochen, sagte der Ostschweizer einst: «Vielleicht liegt es daran, dass ich das Vertrauen nicht spüre. Wenn du bloss der Notnagel bist, dann ist es nicht dasselbe.»

Ein Notnagel ist er definitiv nicht mehr, sondern ein Fixpunkt in der Defensive. Und gegen die Engländer braucht die Schweiz definitiv einen Fabian Schär der Extraklasse. Der hinten abräumt und gegen vorne Akzente und Nadelstiche setzt. Und sich keine Aussetzer wie gegen Schottland, als er den Ball ins eigene Tor ablenkte, oder Italien, als er den Ball an den eigenen Pfosten lenkte, leistet. Ein Blick in die Statistik macht zudem ein wenig Mut: Von bisher acht Direktbegegnungen mit der Nati oder im Klub hat Kane gegen Schär zwar fünf gewonnen und auch fünf Tore erzielt. Doch in den letzten beiden Begegnungen gewann Newcastle 2:1 und 6:1 – und Schärs persönliche Bilanz liegt doch auch immerhin bei einem Tor und zwei Assists.

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