Deniz Undav erzielt sein erstes Länderspieltor - und er empfiehlt sich als Nachfolger von "Radio Müller".
Deniz Undav war "übertrieben glücklich" - und doch absolut unzufrieden. Zumindest kulinarisch: Auf seinem labbrigen Putenbrust-Brötchen mit Pesto, das wohl bestenfalls wie Esspappe schmeckte, kaute der Nationalstürmer am Ende eines "wunderbaren Abends" arg skeptisch herum. "Es gab nichts anderes", klagte er. Das wird sich ändern - nach seinem famosen Doppel-Debüt muss der neue Sprücheklopfer im Team, so ordnete es Joshua Kimmich an, "Döner und Ayran für alle" ausgeben.
"Ich labere viel"
Es ist immer höchst unterhaltsam, Deniz Undav zuzuhören, das wissen sie in Stuttgart schon länger. Nach dem 2:2 in Amsterdam gegen die Niederlande wird es auch einem breiteren Publikum gewahr: Der VfB-Stürmer spricht im besten Sinne, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. "Ich labere viel, ich mache viel Spass, versuche, die Leute ins Boot zu holen", sagte er, "dass sie es nicht zu ernst nehmen und Spass haben im Leben."
Dennoch kann auch der 28-Jährige verbissen sein. Dieses erste Länderspieltor, das er zum 1:1 erzielt hatte, das wollte er bei seiner Startelf-Premiere um jeden Preis. Dass überdies noch eine "Gammelvorlage" heraussprang, wie er die misslungene vorletzte Ballberührung vor Kimmichs 2:1 feixend nannte, liess ihn in der Mixed Zone noch selbstbewusster auftreten: mit seinem Trikot in der Brötchen-Hand.
Sofern es keine Pesto-Flecken bekommen hat, wird es bald einen Ehrenplatz einnehmen, er will es seiner Ehefrau Tanja schenken. "Sie, das Baby und die Familie sind alle stolz auf mich", sagte Undav - er war im August erst Vater einer Tochter geworden: "Das ist ein absolut überragender Abend für mich."
Undav erzielt ein Tor und eine Vorlage
In Undavs Leben scheint sich also derzeit vieles zum Guten zu fügen - schliesslich hatte sich nach einer wilden Transferphase bereits sein Wunsch erfüllt, beim VfB zu bleiben. Bevor er von der Nationalmannschaft abreiste, ermahnte Undav sich selbst, dass er die 27 Millionen Euro Ablöse an Brighton and Hove Albion sportlich besser zurückzahlen sollte: "Ich muss jetzt endlich mein erstes Saisontor in der Bundesliga machen."
Undav kann behaupten, mit seinem vierten Spiel in der Nationalmannschaft angekommen zu sein. Ein Tor und eine Vorlage - das hatte beim Startelf-Debüt zuletzt 2017 Amin Younes gegen San Marino geschafft. Undav verwandelte allerdings noch eine weitere Vorlage traumhaft sicher. Ob er sich als Lautsprecher in der Nachfolge von "Radio" Thomas Müller sehe, wurde er gefragt. Klar, sagte er, "die Nummer 13 habe ich ja jetzt auch. Ich trete in grosse Fussstapfen, aber wenn es einer schaffen kann, dann ich."
Sportlich hingegen wird sich für ihn vorerst wenig ändern. Wenn Niclas Füllkrug fit ist, wird er auch spielen. "Das war mein erstes Länderspieltor. Fülle hat 15 oder 16", sagte Undav bescheiden. Es sind zwar nur 14 - dennoch ist der Weg zu einem Stammplatz "hart und lang. Mal schauen, was passiert."
SID
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