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Endet am Wochenende die Ära der YB-Dominanz? Zwei Meinungen

Andy-Pat

Am Sonntag gastiert der FC Lugano im Berner Wankdorf. Bei einer Niederlage kann sich YB die Titelverteidigung abschminken – oder steht sogar mehr auf dem Spiel? Unsere Redaktoren Patrick Y. Fischer und Andy Maschek sind unterschiedlicher Meinung.

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Bei YB ist in dieser Saison die Enttäuschung eine stete Begleitung. © KEYSTONE/Peter Schneider

Patrick Y. Fischer sagt: Ja

15 Jahre lang war der FC Basel wischen 2002 und 2017 mit 12 Meistertiteln und acht Cupsiegen der grosse Dominator im Schweizer Fussball – bis er es nur wenige Monate nach dem letzten, mit 17 Punkten Vorsprung errungenen Meistertitel 2017 plötzlich nicht mehr war. Nun droht den Berner Young Boys nach sieben Jahren der Dominanz (sechs Meisterschaften, zwei Cupsiege) das gleiche Schicksal. Beziehungsweise: Die Ablösung ist bereits im vollen Gange.

Denn wer zum aktuellen Zeitpunkt, nach 13 gespielten Runden und einem Berner Rückstand von zwölf Punkten auf die Tabellenspitze, noch davon ausgeht, dass YB seinen Titel schon noch irgendwie wieder verteidigen wird, glaubt wohl auch an den Osterhasen. Das viel wahrscheinlichere Szenario ist: Die Berner werden den Titel «Schweizermeister» am Ende dieser Spielzeit abtreten müssen – an Lugano, Zürich, Servette oder den FC Basel, allesamt aktuell mit mindestens neun Punkten mehr auf der Habenseite als der langjährige Serienmeister.

Doch das ist lediglich eine Momentaufnahme. Entscheidender für die sich anbahnende Wachablösung ist: Drei der vier genannten Klubs (Lugano, Servette, Basel) ist absolut zuzutrauen, den Schub einer Meisterschaft in die Art von Quantensprung umzumünzen, der dank neuen Strukturen, starken Partnern und potenten Investoren mittelfristig nachhallen könnte. Insbesondere, wenn im kommenden Sommer dann auch noch CL-Millionen hinzukommen sollten.

Diese wiederum wären auch in Bern sehr willkommen, ist doch bereits jetzt absehbar, dass am aktuellen YB mit Blick auf die kommende Spielzeit einiges angepasst werden dürfte. Mit zusätzlichen «Fördermitteln» wäre diese Aufgabe sicher einfacher zu bewältigen, zumal parallel der finanzielle Vorsprung gegenüber der Konkurrenz bei einer doch noch erfolgreichen Titelverteidigung zumindest gewahrt würde. Die letzte Chance dazu bietet sich den Young Boys am späten Sonntagnachmittag. Alleine bin ich zu sehr Realist, um noch an ein erfolgreiches Comeback zu glauben.

Andy Maschek sagt: Nein

Anspruch und Wirklichkeit liegen bei YB aktuell meilenweit auseinander. Diese Ansicht gilt nicht nur für direkt Involvierte oder Fans, sondern für all jene, welche die Super League ein wenig verfolgen. Rang 10 nach 13 Runden? Das kann, ja darf eigentlich nicht sein. Auch wenn momentan wirklich alles schief geht, was schief gehen kann. Wenn die Berner in der Defensive ein Lazarett zu beklagen haben, das schier surreal anmutet: Mohamed Ali Camara, Saidy Janko, Tanguy Zoukrou, Patric Pfeiffer, Jaouen Hadjam und Abdu Conté lagen schon vor dem Donezk-Spiel auf der Krankenstation, nun sind auch noch Loris Benito und Sandro Lauper dazugekommen.

Es sind nicht die Voraussetzungen, um mit breitem Rücken in den Match gegen den Tabellenzweiten Lugano zu gehen. Schon jetzt braucht es viel Optimusmus, um an eine Titelverteidigung zu glauben. Mit einer Niederlage würde der Traum vom erneuten Gewinn des Meistertitels aber ziemlich sicher endgültig platzen.

Aber gleich vom Ende der YB-Dominanz zu sprechen, ist vermessen. Für die Berner geht es in Falle einer Niederlage darum, die Meisterschaft mit Anstand über die Bühne zu bringen, so gut wie möglich zu performen, Moral und Zuversicht für die Zukunft zu tanken, vielleich doch noch einen europäischen Platz zu erreichen und die Fehler aus der Vergangenheit zu korrigieren. Ganz klar, den Bernern fehlen aktuell charismatische Leadertypen, die wie Loris Benito oder David von Ballmoos vorangehen. Und dieses Problem muss und kann auf dem Transfermarkt gelöst werden.

Die Mittel dafür sind vorhanden, die Geldschränke gefüllt. Die Qualifikation für die Champions League-Gruppenphase spült durch die Prämien und Matcheinnahmen – aber ohne Punkteprämien – in dieser Saison um die 35 Millionen Euro aufs YB-Konto. Es ist eine Summe, von welcher der Rest der Liga nur träumen kann. Zudem ist auch das Setting von YB anders als jenes des FCB, als am Rheinknie die Serie der Dominanz bracht. Bei den Baslern erfolgte der Wechsel vom Duo Bernhard Heusler und Georg Heitz zu Bernhard Burgener, was gleichbedeutend mit dem Einzug des Chaos und der finanziellen Probleme war. In Bern ist kurzfristig ein Besitzerwechsel kaum ein Thema – und kann der Weg aus der Krise in Ruhe angegangen werden, statt die Energie in Machtkämpfen und Turbulenzen zu verschwenden.

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