Eine strittige Szene kostet den FC Lugano die Conference League
Lugano hadert nach dem Ausscheiden in der Conference League gegen Celje mit einem strittigen VAR-Entscheid. Trainer Mattia Croci-Torti findet klare Worte.
Im Presseraum der Thuner Arena herrscht am späten Donnerstagabend Feierstimmung. Zumindest bei slowenischen Medienschaffenden. Aus dem Kühlschrank genehmigen sie sich ein Bier, um auf den Erfolg Celjes anzustossen, das den FC Lugano in einer spektakulären Partie mit einigen Wendungen auf dramatische Art und Weise im Penaltyschiessen aus der Conference League warf.
Amir Saipi würde in diesem Moment nur zu gerne ebenfalls die Gläser heben. Doch dem Goalie des FC Lugano ist nicht nach Feiern zu Mute. Der 24-Jährige hätte an diesem Abend der grosse Held für die Tessiner werden können. Hätte er tief in der Nachspielzeit der regulären Spielzeit den Penalty von Armandas Kucys pariert und den 4:2-Sieg seines Teams festgehalten. Oder hätte er im Penaltyschiessen seine Mannschaft trotz der Fehlschüsse aufseiten der Tessiner mit mehreren Paraden in die nächste Runde geführt.
Doch Saipi blieb bei allen Versuchen der Slowenen aus elf Metern ohne Abwehrmöglichkeit. "Wir haben unglaublich gekämpft, am Schluss hat es leider nicht ganz gereicht", sagt Saipi. Von den vier Penaltys, mit denen der Schaffhauser sich an diesem Abend konfrontiert sieht, gibt nach der Partie jedoch einer ganz besonders zu reden. Derjenige, den der Schiedsrichter kurz vor Anbruch der Nachspielzeit nach längerer Konsultation mit dem Videoschiedsrichter gibt, nachdem Albian Hajdari seinen Gegenspieler bei einem Klärungsversuch getroffen hat. Es ist eine Szene, die in der Schweizer Super League in dieser Form schon öfters für Diskussionsstoff gesorgt hat. Etwa, als St. Gallens Lukas Görtler, Winterthurs Tobias Schättin oder Basels Bénie Traoré für ähnliche Aktionen des Feldes verwiesen wurden und die Schiedsrichter in der Folge Fehler einräumten.
Was Schiedsrichter Andris Treimanis dazu sagen würde, ist nicht bekannt. Im Lager des FC Lugano sind die Meinungen aber gemacht. "Aus meiner Sicht ist Hajdari zuerst am Ball", sagt Saipi. "Aber vielleicht habe ich es nicht richtig gesehen." Der Torhüter gibt sich diplomatisch. Als Mattia Croci-Torti eine Dreiviertelstunde später auf dieselbe Szene angesprochen wird, sind die Töne deutlicher. "Es war nicht einmal ein Zweikampf. Hajdari ist so viel früher am Ball und trifft dann aus der Bewegung den slowenischen Spieler. Dass es nach so etwas Penalty und Rot gibt, kann ich nicht verstehen."
Der Mister der Tessiner weiss, welche schwierige Phase seine Spieler in den letzten Wochen durchlebt haben. Er weiss, wie dieses Weiterkommen auf europäischer Ebene dem ganzen Verein einen Boost im Selbstvertrauen hätte geben können. Und er weiss, dass er die Spieler stattdessen nun erneut aufbauen muss.
"Diese Niederlage tut sehr weh. Wir waren das ganze Spiel über die bessere Mannschaft und hätten es verdient gehabt, in die nächste Runde einzuziehen. Aber wir sind im Moment sehr fragil."
Diese Fragilität kam vor allem in der turbulenten Schlussphase der regulären Spielzeit zum Vorschein. "Wenn du in der 89. Minute führst, musst du diesen Vorsprung über die Zeit bringen", sagt Croci-Torti, ehe er sich in die Nacht verabschiedet. Das Bier im Kühlschrank würdigt er keines Blickes.