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Ein Running Back ist Philadelphias grosse Super-Bowl-Hoffnung

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Dank Saquon Barkley träumen die Philadelphia Eagles vom zweiten Gewinn des Super Bowls nach 2017. Der Running Back, der am Finaltag 28 Jahre alt wird, ist die herausragende Figur dieser NFL-Saison.

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Der Running Back Saquon Barkley ist die Super-Bowl-Hoffnung der Philadelphia Eagles © KEYSTONE/AP/Derik Hamilton

Es ist ein Anruf, mit dem die Karriere von Saquon Barkley einen komplett neuen Verlauf nimmt. Dank der Dokumentation "Hard Knocks" ist das Gespräch zwischen dem Running Back und Joe Schoen, dem General Manager der New York Giants, vom vergangenen Frühling allen bekannt. "Ich denke, es ist das Richtige, dich den Markt testen zu lassen", sagte Schoen. "Finde heraus, was du wert bist, dann komm zu uns und wir schauen, ob wir eine Einigung finden."

Was wie ein Angebot klingt, ist eigentlich eine Absage - zumindest in Barkleys Ohren. Die Franchise, bei der er seit 2018 unter Vertrag stand, ist nicht bereit, ihm eine eigene Offerte zur Vertragsverlängerung zu unterbreiten. Ein harter Schlag für den Leistungsträger, der mehrmals beteuert hatte, er wolle ein "Giant for life" sein. Und dann macht er etwas, was ihm viele Fans in New York bis heute nicht verzeihen können. Er geht ausgerechnet zum grossen Rivalen.

Die Städte Philadelphia und New York City sind - für amerikanische Verhältnisse - geografisch sehr nahe, mit dem Zug oder dem Bus in unter zwei Stunden erreichbar. Zudem spielen die Eagles und die Giants seit 1933 in derselben Division, der NFC East. Pro Jahr treffen sie mindestens zweimal aufeinander. Der Sportsender ESPN bezeichnet das Duell als "eine der erbittertsten Rivalitäten im Football". Entsprechend tief sass der Stachel, als Barkley bei den Eagles einen Dreijahresvertrag über insgesamt 37,75 Millionen Dollar unterschrieb. Aus Saquon wurde "Snaquon" in Anlehnung an die verräterische Schlange.

Es ist das unschöne Ende einer vormals grossen Liebe. Barkley hatte in seinen ersten beiden Saisons als Ballträger jeweils über 1000 Yards herausgeholt und insgesamt 17 Touchdowns gefeiert. Nach zwei schwierigen, von Verletzungen geprägten Jahren war er mitverantwortlich, dass die Giants in der Saison 2022 bis in die zweite Playoff-Runde vorstiessen, in der sie - wie könnte es anders sein - an den Eagles scheiterten.

Rückblickend bereue er es, wie die Trennung verlaufen sei, erklärte Barkley im Podcast "Scoop City". Er sei genervt gewesen, dass ihm von den Köpfen der Franchise nicht mehr Vertrauen und Wertschätzung entgegengebracht worden sei. Und als er dann die beissenden Reaktionen der Fans in den sozialen Medien sah, hat er auch das vorbereitete Video mit schönen Abschiedsworten gelöscht. "Das war ein Fehler", so Barkley, "denn ich habe den Giants viel zu verdanken."

Der Wechsel selber war dagegen sicher kein Fehler. Barkley blühte beim neuen Arbeitgeber auf, hatte eine Traumsaison. Als erst neunter Running Back der NFL-Geschichte erlief er in einer Saison über 2000 Yards (2005). Ihm bot sich sogar die womöglich einmalige Chance, den 40-jährigen Rekord von Eric Dickerson (2105) zu überbieten. Doch weil es in der letzten Runde für die Eagles um nichts mehr ging, wurde Barkley mit der nötigen Voraussicht geschont.

Die Marke wäre historisch gewesen, auch wenn sie Barkley mit einem Spiel mehr als damals Dickerson erreicht hätte. Man muss dabei aber auch in Betracht ziehen, dass der Position des Running Backs heute deutlich weniger Wert beigemessen wird als in den 1980ern und 90ern. Damals kam es sogar vor, dass Running Backs im Draft, wenn die Teams die besten College-Spieler wählen, an erster Stelle gezogen wurden. Heute ist dies unvorstellbar. So wurde im letzten Draft der erste Running Back als 46. Spieler gezogen, der zweite 20 Positionen später.

Das hängt auch damit zusammen, dass die oft ungeschützten Running Backs eine hohe Verletzungsquote haben. Angesichts dessen sind die Teams immer weniger bereit, ihren Ballträgern lange Verträge zu hohen Löhnen anzubieten. Ganz anders als zum Beispiel bei den Passempfängern. Das Jahresgehalt des bestverdienenden Wide Receivers (Justin Jefferson, Minnesota Vikings) ist mit 35 Millionen Dollar deutlich höher als das des am besten bezahlten Running Backs (Christian McCaffrey, San Francisco 49ers) mit "nur" 19 Millionen Dollar. Umso wichtiger ist es den Laufspezialisten, ihren Wert fürs Team zu unterstreichen.

Saquon Rasul Quevis Barkley, der bis zu seinem fünften Lebensjahr in der Bronx von New York aufwuchs und dann mit seiner Familie nach Bethlehem, Pennsylvania, zog, wehrte sich nicht gegen den Entscheid der Coaches, ihn in der letzten Runde vor den Playoffs auf die Ersatzbank zu setzen. Schon im Vorfeld hatte er verlauten lassen: "Wenn ihr mich spielen lasst, werde ich rausgehen und den Rekord holen. Wenn ich nicht spiele, ist das für mich auch okay."

Denn er wusste genau, dass das Team über dem Individuum steht. Auf den verpassten Rekord angesprochen sagte Barkley bloss: "Ich habe grössere Dinge im Kopf - und wir bekommen die Chance, uns auszuruhen und für die Playoffs bereit zu sein." Und das waren die Eagles, die nacheinander die Green Bay Packers (22:10), die LA Rams (28:22) und die Washington Commanders (55:23) bezwangen. Barkley steuerte dabei eindrückliche 442 Yards und fünf Touchdowns bei.

Nun winkt ihm doch noch eine Bestmarke. Mit 30 Yards im Super Bowl, ein vergleichsweise tiefer Wert, würde Barkley den Rekord von Terrell Davis überbieten, der 1998 in Regular Season und Playoffs auf insgesamt 2476 Yards kam. Sein hauptsächliches Ziel bleibt aber ein anderes: Er will die Eagles, die vor zwei Jahren noch ohne Barkley den Super Bowl gegen die Kansas City Chiefs verloren haben, zur Lombardi Trophy führen. Ein Titelgewinn in der ersten Saison nach dem Abgang bei den zuletzt notorisch erfolglosen Giants? "Snaquon" hätte endgültig zurückgebissen.

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