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Ein Rückblick auf die Ski-WM 1991 in Saalbach-Hinterglemm

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Die Weltmeisterschaft vor 34 Jahren in Saalbach-Hinterglemm hat ihren besonderen Platz in der Geschichte des alpinen Skirennsports. Die Veranstaltung fällt in eine Zeit von Tragödien und Krieg.

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Vreni Schneider feiert mit ihrem Bruder Heini, ihrem Vater Kaspar (mit Weltmeisterpokal) und ihrem anderen Bruder Jacques am 1. Februar 1991 in Saalbach den Weltmeistertitel im Slalom © Keystone/KARL MATHIS

Das meteorologische Hoch, das dem Anlass in den knapp zwei Wochen ausnahmslos Prachtswetter bescherte, mochte nicht so richtig passen. Trotz Sonnenschein gab es im Glemmtal in den Tagen der letzten Januar-Woche bis Anfang Februar viel Schatten, trotz blauem Himmel waren da viele dunkle Wolken. Die auf Halbmast wehenden Fahnen waren das sichtbar gemachte Zeichen für Wettkämpfe unter Bedingungen ausserhalb der Norm.

Die globale Erschütterung war nur eine Frage der Zeit, vier Tage vor der geplanten, dann aber abgesagten Eröffnungsfeier waren die schlimmen Befürchtungen Tatsache. Der zweite Golfkrieg begann, eine von den USA angeführte Koalition holte zum Gegenschlag gegen den Irak aus, der im Sommer zuvor Kuwait annektiert hatte. Der Sport war in den Hintergrund gerückt, die Debatten über Sinn und Unsinn einer Weltmeisterschaft unter den gegebenen Umständen waren eröffnet. Politik, also Österreichs Regierung, und Sport-Hoheit, der Internationale Skiverband FIS, kamen schnell überein, am Programm in Saalbach-Hinterglemm festzuhalten. Es herrschte Einigkeit, dass eine Absage keine Probleme gelöst hätte.

Gedanken über mögliche Folgen des Kriegsausbruchs auf der Arabischen Halbinsel hielten sich nur kurz, lediglich wenige Stunden. Für sie war, zumindest im Kreise der Ski-Familie, kein Platz mehr nach der Tragödie, die sich in Wengen zugetragen hatte. Das Entsetzen wich der Trauer. Der 20-jährige Tiroler Gernot Reinstadler war im Spital Interlaken den schweren (Unterleibs-)Verletzungen erlegen, die er tags zuvor bei seinem Sturz in der Qualifikation für die Lauberhorn-Abfahrt erlitten hatte.

Die schlimmen Bilder aus dem Berner Oberland liessen sich in Saalbach-Hinterglemm selbstredend nicht verdrängen - auch nicht durch Erfolge der einheimischen Fahrerinnen und Fahrer, die mit ihren Leistungen unter normalen Umständen für ein Skifest erster Güte gesorgt hätten. Zum ersten Mal nach dreizehn Jahren war Österreich wieder die Nummer 1. Dank elf Medaillen, fünf in Gold und je drei in Silber und Bronze, lösten die Athleten des ÖSV die Schweiz an der Spitze der Nationenwertung ab.

Die Schweizerinnen und Schweizer ihrerseits enttäuschten keineswegs. Dreimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze durften sich sehen lassen. Die Bilanz entsprach den Erwartungen - oder lag sogar etwas drüber. Gold sicherten sich Franz Heinzer, er nach dreimal Platz 4 an Weltmeisterschaften, in der Abfahrt, Vreni Schneider im Slalom und Chantal Bournissen in der Kombination. Der Vergleich mit dem Abschneiden vier Jahre zuvor an der Weltmeisterschaft in Crans-Montana, als die Equipe des SSV mit acht Titeln und insgesamt 14 Podestplätzen die Konkurrenz deklassierte, wäre zu vermessen gewesen, zumal nach den Rücktritten von Pirmin Zurbriggen, Michela Figini und Maria Walliser.

Die Schweizer Delegation sorgte nicht nur mit soliden Leistungen auf der Piste, sondern auch abseits für Gesprächsstoff. Der damals seit rund einem Jahr schwelende Konflikt zwischen Karl Frehsner, dem Cheftrainer des Männer-Teams, und Paul Berlinger, dem Chef Leistungssport, hatte eine nächste Stufe erreicht. Frehsner hatte Berlinger ein weiteres Mal öffentlich kritisiert. Der Österreicher akzeptierte Berlinger nicht als seinen Vorgesetzten und forderte, dass er in seinem Amt direkt SSV-Direktor Kurt Brudermann unterstellt werde. Die Verbandsspitze mit Präsident Max Steinebrunner wies den Wunsch mit der Begründung zurück, an der geltenden Hierarchie festzuhalten. Die Zusammenarbeit mit Frehsner endete im Juli, knapp sechs Monate nach der Weltmeisterschaft.

Aus dem starken ÖSV-Team stach ein Fahrer heraus, der zuvor noch kein Weltcup-Rennen gewonnen hatte. Stephan Eberharter machte sich im Alter von knapp 22 Jahren mit seinen Siegen im Super-G und in der Kombination zum erfolgreichsten Teilnehmer. Weil der Super-G an der folgenden Weltmeisterschaft in Morioka in Japan dem Wetter zum Opfer fiel und die übernächsten Titelkämpfe in der Sierra Nevada in Spanien wegen Schneemangels um zwölf Monate verschoben werden mussten, hielt Eberharters Regentschaft in dieser Disziplin nicht weniger als fünf Jahre.

Zu den Weltmeistern aus Österreichs Fraktion gehörte auch Rudi Nierlich. Der Hochbegabte aus dem Salzkammergut verteidigte zweieinhalb Wochen vor seinem 25. Geburtstag den in Vail gewonnenen Titel im Riesenslalom erfolgreich. Zwei Jahre zuvor hatte er in Colorado auch Gold im Slalom geholt.

"Wenns laft, denn lafts", pflegte Nierlich zu sagen. Lange lief es für ihn nicht mehr gut, nur dreieinhalb Monate nach dem dritten Titelgewinn schlug das Schicksal aufs Härteste zu. Nierlich verunglückte bei einem Autounfall in der Nähe seines Elternhauses tödlich. Das Wetter passte zu diesem neuerlich traurigen Kapitel in Österreichs Ski-Geschichte. Es war ein regnerischer Morgen damals, als sich das Unfassbare ereignete.

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