Ein Quintett on fire
Sieben Mannschaften innerhalb von sechs Punkten, dazu Titelverteidiger Young Boys, der mit dem Sieg gegen Lugano die Hoffnung auf eine Aufholjagd am Leben erhalten hat. Die Super League ist spannend wie lange nicht mehr – dies unter anderem wegen fünf Persönlichkeiten, die besonders «on fire» sind.
Xherdan Shaqiri, FC Basel
Als er im August aus den USA in die Schweiz zurückkehrte und sich seinem Stammklub anschloss, waren vielerorts die Bedenken gross, bestanden Zweifel, ob er dem FCB nochmals würde helfen können. Nach Anlaufschwierigkeiten blüht der 33-Jährige förmlich auf, zeigt immer wieder sein Genie, macht seine Mitspieler besser, realisierte in den letzten sechs Meisterschaftsspielen zwei Tore und sieben Assists. Dank Shaqiri ist der FCB in der Tabelle bis auf Rang 2 vorgerückt, war für ein paar Stunden Leader – und wegen ihm darf in Basel auch wieder gross geträumt werden. «Ich habe von Anfang an gewusst, dass es der perfekte Schritt für mich ist und der FC Basel und ich perfekt zueinander passen», sagt er nun. Und: «Für mich ist es wichtig, diese Winner-Mentalität weiterzugeben. Im Training wie auch im Spiel: Dass es immer ums Gewinnen geht, darum, in jedem Spiel drei Punkte zu holen. So kennt man den FC Basel. Und dorthin möchte ich den FC Basel auch wieder führen. Mit dieser Mannschaft.»
Ricardo Moniz, FC Zürich
Der Trainer der Stadtzürcher polarisiert – und ist erfolgreich. Er ist kein «normaler» Übungsleiter, scheut sich nicht, Spieler öffentlich zu kritisieren, sie ein- und wieder auszuwechseln oder gar aus dem Kader zu werfen, sie vom Acker zu treiben und zum Abschuss freizugeben. «Mit mir kann es zum Zusammenprall kommen», sagte er, als er im April als Interimstrainer vorgestellt wurde – und liess den Worten auch Taten folgen. Moniz sei ein Fussballverrückter, ein Arbeitstier, ein äusserst begnadeter Ausbildner, sagen ehemalige Weggefährten oder Spieler. Ganz klar, mit dem Niederländer kann man Erfolg haben, das zeigt seine Bilanz von 1,86 Punkten pro Meisterschaftsspiel in dieser Saison. Doch er muss auch geführt und von oben unterstützt werden – und ist jederzeit für eine Explosion gut.
Dereck Kutesa, Servette
Nach Jahren in der Fremde, in Basel, Luzern St. Gallen, Frankreich und Belgien ist er vor zwei Jahren zu seinem Stammklub zurückgekehrt – und startet nun in Genf richtig durch. Neun Treffer hat er in dieser Super League-Saison bereits erzielt, damit ist der 26-Jährige der beste Torschütze der Liga. Und hat sich sein Nati-Aufgebot mehr als verdient. «Ich habe mehr Anforderungen an meine tägliche Arbeit gestellt. In meiner Erholung, in meiner Pflege, in meiner Ernährung. Danach gibt es keine Geheimnisse mehr. Körperlich fühle ich mich gut. Und ich habe auch das Glück, superstarke Teamkollegen zu haben. Das verdanke ich zum grossen Teil ihnen», erklärte er nun sein Erfolgsrezept. In seinem Kopf sei er der Stärkste, und er denke, das sei etwas, das er bis zum Ende seiner Karriere pflegen werde. «In der Realität gibt es einen Verteidiger, der seinen Fuss reinhält und mir den Ball abnimmt. Aber in der Mentalität ist es ‹Du, ich werde dich fressen!›.»
Renato Steffen, FC Lugano
Der Rechtsaussen ist zwar bereits 33 Jahre alt, strotzt aber nur so vor Energie, gibt in jedem Spiel alles, ist ein Aggressivleader. Und er macht auch seine Tore, traf in der Super League vier-, in der Europa League-Quali zwei- und in der Conference League einmal, dazu kommen wettbewerbsübergreifend vier Assists. Und er brennt vor Ehrgeiz, wie sich zuletzt bei der Niederlage gegen die Young Boys zeigte, als sein Lugano-Teamkollege Shkelqim Vladi in der Nachspielzeit einen Penalty übers Tor schoss. Danach war Steffen stinksauer, sagte gegenüber blue: «Der Trainer hat mich gefragt, wer schiessen soll. Vladi wollte.» Er habe kein Problem damit, findet aber auch: «Man muss ihn aber auch reinmachen.» Und schob nach: «Aber ich sollte nichts mehr sagen, manchmal ist besser, wenn man nichts sagt.» Auch über seine Nicht-Nominierung für die Nati war er alles andere als erfeut, sagte dem Reporter auf die Frage, wie er sich Nati fühle: «Hast du noch eine andere Frage? Sonst sind wir hier fertig. Es ist manchmal besser, wenn man nichts sagt.»
Joël Magnin, Young Boys
Sie kamen einfach nicht aus der Krise, sassen im Tabellenkeller fest. In der Negativspirale wurde sich jenes Mittels beholfen, das immer wieder angewendet wird: der Trainerentlassung. Auf Patrick Rahmen folgte interimistisch Joël Magnin. Und plötzlich gibt es wieder Morgenrot am bislang so düsteren Berner Fussball-Himmel. In fünf Meisterschaftsspielen eroberte Magnin im Schnitt zwei Punkte; es ist der Bestwert der Liga. Noch liegen die Young Boys nur auf Rang 9, haben zehn Punkte Rückstand auf Leader FCZ. Doch ganz abschrieben darf man den Titelverteidiger trotz allem noch nicht. «Wir arbeiten Schritt für Schritt. Den ersten haben wir gemacht. Jetzt kommen wir in die Phase zwei. Wir haben einen kleinen Plan in der Mannschaft erarbeitet und wissen genau, wo wir bis Dezember hinwollen. Ich bin sehr stolz, dass wir die erste Phase geschafft haben», sagte Magnin nun gegenüber dem Blick. Und: «Mehr sage ich nicht. Der Plan liegt in der Mannschaft. Die Jungs wissen genau, wie wir dorthin kommen wollen.»