EHC Kloten: Der Weg zurück ist steinig
In der ersten Saison zurück in der National League erreichte der EHC Kloten Rang 9 und die Pre-Playoffs. In der vergangenen Spielzeit folgte der Rückschritt auf den zweitletzten Platz. Viel mehr ist auch im kommenden Winter nicht zu erwarten.
Der EHC Kloten ist vor allem dank seinen vier Meistertiteln zwischen 1993 und 1996 ein Stück Schweizer Eishockey-Geschichte. Doch nach turbulenten Jahren, dem Abstieg 2018 und der Rückkehr in die National League 2022 ist der Weg ins vordere Mittelfeld oder gar an die Spitze lang und steinig und ist auch ein weiterer Absturz nicht ausgeschlossen. Zumal in den letzten Jahren mit wechselnden Präsidenten, Geschäftsführern, Sportchefs und Trainern Kontinuität ein Fremdwort war, was eine nachhaltige Besserung zumindest erschwert, wenn nicht gar verunmöglicht.
Die vergangene Saison mit Rang 13 und Zerfallserscheinungen, die dazu führten, dass die Zürcher über die Absage der Playouts froh sein mussten, sollte so schnell wie möglich vergessen werden. Zu miserabel war das Bild, das der Klub nicht nur auf dem Eis abgab. Nun soll vieles besser werden, nachdem es im Frühling auf verschiedenen Ebenen zu Veränderungen kam.
Neue sportliche Führung
Die sportliche Verantwortung liegt beim neuen Sportchef Ricardo Schödler und dem neuen Trainer Lauri Marjamäki. Schödler war zuvor Teammanager der Nationalmannschaft und ist auf seinem neuen Posten ein Rookie. Coach Marjamäki, 47 Jahre alt, dagegen hat in der Eishockeywelt schon Spuren hinterlassen, war finnischer Nationalcoach, Trainer von Jokerit und hat mit Kärpät zwei Mal den Titel in der Liiga gewonnen. Ein Fragezeichen besteht allerdings: Er hat noch nie im Ausland gearbeitet – wie performt er in der Schweiz?
Hoffnungsträger Waeber
Veränderungen gab es auch bei den Spielern, die wichtigste ist wohl der Zuzug von Goalie Ludovic Waeber. Nach einem Jahr in Nordamerika, wo ihm der Sprung in die NHL nicht gelang, ist er in die Schweiz zurückgekehrt. Dabei kam er weder bei seinem Stammklub Gottéron, noch bei seinem vorherigen Arbeitgeber ZSC Lions unter, wo die Nummer-1-Position mit Reto Berra respektive Simon Hrubec jeweils bestens besetzt ist. In Kloten kann er nun neuen Anlauf nehmen und sich für grössere Aufgaben empfehlen – und ist er ein Hoffnungsträger. Die Klotener können einen starken Goalie und eine sattelfeste Defensive, wo neu der Kanadier Thomas Grégoire, der Finne Sami Niku und der mit einer Schweizer Lizenz spielende Österreicher Bernd Wolf mit an Bord sind, gebrauchen, denn letzte Saison herrschte hinten Chaos –177 Gegentore, so viel wie kein anderer Klub in der Liga.
Schafft Ramel den Durchbruch?
Gleichzeitig braucht es auch offensiv eine Wiedergutmachung. Nur gerade 108 Tore gab es im vergangenen Winter in 52 Spielen, es war der Tiefstwert der Liga, wohl auch, weil der nun nach Ambrì weitergezogene Kanadier Jonathan Ang schwächelte. Mit seinem Landsmann Daniel Audette (von Ajoie), Nolan Diem (SCL Tigers), Reto Schäppi (ZSC Lions), Keijo Weibel (SCL Tigers) und Rafael Meier (eigener Nachwuchs) gab es im Sturm wohl eine Blutauffrischung, aber es ist nur schwierig vorstellbar, dass sich einer von ihnen als ultimativer Knipser entpuppt. Doch wer weiss, vielleicht gelingt ja dem grossen Talent Mischa Ramel (wird am 2. September 21 Jahre alt) der grosse Durchbruch, nachdem der wendige, nur 1,68 Meter grosse Flügelflitzer letzte Saison wegen einer Hirnerschütterung lange zum Zuschauen verdammt gewesen war.
Die Prognose
Der Wiederaufbau eines soliden National League-Klubs braucht auch in Kloten Zeit. Die Zürcher tun gut daran, diesen Weg Schritt für Schritt anzugehen, auf den eigenen Nachwuchs zu setzen und keine finanziellen Abenteuer einzugehen. Deshalb scheint klar, dass Kloten auch in der neuen Saison leiden muss, sich in den hinteren Gefilden bewegen wird und allenfalls auch gegen den Abstieg kämpfen muss. Das Team aus der Flughafenstadt ist aber auch immer wieder in der Lage, ein Ausrufezeichen zu setzen. So wie in der letzten Saison, als es in vier Derbys gegen Meister ZSC Lions gleich drei Siege gab. Es war Balsam auf die geschundene Seele.