Der Engländer leitete zwei Treffer ein und erinnerte von den Bewegungen und der Dynamik ein wenig an seinen Landsmann Jude Bellingham. Niko Kovac schwärmte nach Spielschluss, aber etwas Vorsicht ist geboten.
Viel besser hätte das Bundesligadebüt von Carney Chukwuemeka nicht laufen können. Zum einen feierte Borussia Dortmund gegen Union Berlin endlich wieder einen Sieg in der höchsten deutschen Spielklasse und dank des 21-Jährigen fiel dieser auch deutlich aus. Der Engländer wurde in der 69. Minute für Giovanni Reyna eingewechselt und leitete beim 6:0-Kantersieg gegen die Eisernen den dritten und vierten Treffer von Schwarz-Gelb ein.
"Ich habe es geliebt, vor 80.000 Fans zu spielen. Ich wollte nur mein Spiel machen und der Mannschaft helfen. Wir waren vor allem in der zweiten Hälfte sehr effizient. Wir haben sehr direkt und präzise gespielt im letzten Drittel", freute sich Chukwuemeka.
Kovac schwärmt
Sein Coach ergänzte fast schon euphorisch: "Carney kam rein und war sensationell gut. Wir haben gesehen, welche Fähigkeiten er hat", so Niko Kovac und ergänzte: "Wie er den Ball an- und mitnimmt, wie er sich sofort in die Spielrichtung dreht, das ist schon einzigartig. Er hat eine sehr gute Beschleunigung und Technik."
Diese schnellen Bewegungen gepaart mit einer ausgeprägten Dynamik weckten Erinnerungen an an einen ehemaligen Dortmunder, der ebenfalls in jungen Jahren von der Insel kam: Jude Bellingham. Auch in puncto Körpergrösse nehmen sich die beiden nichts. Chukwuemeka ist 1,87 Meter gross, der aktuelle Star von Real Madrid ist nur einen Zentimeter kleiner.
Anderer Typ als Bellingham
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Bellingham deutlich extrovertierter und mitreissender auf dem Platz agiert und im Defensivzweikampf auch gerne mal zum Stilmittel 'Grätsche' greift, was nicht unbedingt die Kernkompetenz Chukwuemekas ist. Auch privat ähneln sich die beiden Mittelfeldspieler kaum. Chukwuemeka, der noch im Hotel wohnt ist ruhig und eher introvertiert, während Bellingham teils als aufbrausend und polarisierend beschrieben wurde.
In der Mannschaft kommt Chukwuemeka mit allen gut klar. Da er nur englisch spricht, hat er einen besonders engen Draht zu Reyna und Jamie Gittens. Ein paar Parallelen zum Drittplatzierten beim Ballon d'Or sind also vorhanden, aber Chukwuemeka als Dortmunds neuen Bellingham zu bezeichnen, wäre eine Umdrehung zu viel.
Zumal er auch erst 21 Minuten in der Bundesliga vier Minuten in der Champions League im BVB-Trikot auf dem Platz stand. Dies sieht auch Sportdirektor Sebastian Kehl so, der nach der Gala gegen Union erklärte: "Hoffentlich können wir auf dieser Leistung aufbauen. Ihm fehlt natürlich noch ein bisschen Rhythmus, er hat lange nicht gespielt."
Verletzungen als Hindernis
Kovac ist sich dennoch sicher: "Der Junge wird uns Freude machen, wenn er gesund bleibt." Dies ist allerdings keinesfalls sicher, denn beim BVB plagte er sich nach seinem Leihwechsel vom FC Chelsea bereits mit einer kleineren Verletzung herum. Auch bei den Blues wurde der variable Mittelfeldspieler immer wieder von Blessuren zurückgeworfen.
Seit seinem Wechsel im August 2022 von Aston Villa fehlte er 262 Tage und verpasste 47 Spiele. Wenig verwunderlich, dass Chukwuemeka, der bei den Villains bereits im Alter von 17 Jahren in der Premier League debütierte, sich in London unter den Trainern Graham Potter, Thomas Tuchel und Mauricio Pochettino nicht durchsetzen konnte. Enzo Maresca hatte in dieser Spielzeit dann gar keine Verwendung für Dortmunds Nummer 17, weshalb sich die Türe für den BVB öffnete.
Konkurrenz für Brandt?
Und dort sind die Erwartungen an ihn durchaus hoch. Dies wird allein dadurch ersichtlich, wenn man sich vor Augen führt, wie Sportdirektor Sebastian Kehl bei seiner Verpflichtung schwärmte. Doch der Konkurrenzkampf ist gross. Gegen Union überzeugte Chukwuemeka auf der Position des umstrittenen Julian Brandt. Er könnte aber auch eine Position weiter hinten spielen und Marcel Sabitzer Konkurrenz machen. So oder so: Der BVB kann entscheiden, wie es im Sommer weitergeht, denn die Dortmunder sicherten sich nach Sky Informationen eine Kaufoption in Höhe 35 Millionen Euro.
Viel Geld - vor allem, wenn der BVB nächstes Jahr nicht international spielen darf. Die Champions-League-Ränge sind aktuell noch sieben Zähler entfernt. Der Rückstand ist gross, aber wenn Chukwuemeka voll einschlägt, erscheint das nicht (mehr) unmöglich. Und viel besser hätte das Bundesligadebüt von Carney Chukwuemeka nicht laufen können...