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Donnarumma – der grösste Gegner der Schweiz

Andy-YnS

Heute Abend ab 18 Uhr kämpfen die Schweiz und Italien in Berlin um den Einzug in den EM-Achtelfinal. Entscheidend wird sein, ob es dem Team von Murat Yakin gelingt, Italiens Star-Torhüter Gianluigi Donnarumma zu bezwingen.

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Gianluigi Donnarumma präsentiert sich an der EM in einer starken Verfassung. © IMAGO / Gribaudi/ImagePhoto

Ob nun die Schweizer oder die Italiener als Favoriten in dieses Spiel gehen – da kann man geteilter Meinung sein. Klar ist aber, dass das Schweizer Nationalteam nicht krasser Aussenseiter ist, und dass gerade den Torhütern in diesem Achtelfinal eine Schlüsselrolle zukommt. Und da verfügen die Italiener mit Gianluigi Donnarumma nicht nur körperlich (1,96 m) über einen Riesen, wie ein Blick auf die aktuellen Statistiken verrät, in denen er fast überall besser abschneidet als Yann Sommer und Manuel Neuer, die ebenfalls zu den Top-Keepern gehören. Elf Paraden sind Donnarumma in den ersten drei Spielen gelungen (Sommer und Neuer je 5). Seine Save Percentage liegt bei 78,57 Prozent (Sommer 62,5 Prozent, Neuer 71,43 Prozent). Und Donnarummas Passgenauigkeit beträgt 81,54 Prozent respektive 53,85 Prozent bei langen Zuspielen (Sommer 72,5 resp. 29,03; Neuer 82,76 resp. 40).

Diese Zahlen und Leistungen führen dazu, dass der italienische Nati-Keeper bei Experten hohes Ansehen geniesst. Startrainer Carlo Ancelotti etwa sagte vor zwei Wochen: «Es gibt nur einen Weltklassespieler im italienischen Nationalteam und das ist Donnarumma.» Der Torhüter hat mit seinen Auftritten in Deutschland diese Meinung definitiv bestätigt. Gegen Albanien rettete Donnarumma in der letzten Minute den Sieg, gegen die krass überlegenen Spanier war er dafür verantwortlich, dass es keine Kanterniederlage absetzte, und gegen Kroatien parierte er den Penalty von Luka Modric. 

Das Lob von Buffon

25 Jahre ist Donnarumma erst alt und doch schon ein gefestigter Torhüter auf dem (vorläufigen) Höhepunkt seiner Karriere und mit prallem Palmarès. In diesem stehen beispielsweise: Europameister 2021 und bester Spieler dieses Turniers sowie in jenem Jahr auch Welttorhüter. Dazu kommen drei Meistertitel und ein Cupsieg mit Paris Saint-Germain sowie Superpokal-Triumphe mit PSG und der AC Milan sowie diverse weitere persönliche Auszeichnungen. Damit eifert er Gianluigi Buffon, der italienischen Goalielegende schlechthin, nach. Buffon ist an der EM in Deutschland als Teammanagrer der Azzurri dabei und sagt: «Er ist ein absoluter Fixpunkt und Leistungsträger der Mannschaft. Er gibt uns Sicherheit und Garantien. Ich muss mir um mein nationales Erbe keine Sorgen mehr machen.»

Trotz seines für einen Goalie noch jungen Alters hat sich Donnarumma seine Einträge in den Geschichtsbüchern längst gesichert. Er ist beispielsweise der jüngste Spieler, der je im italienischen Nationalteam gespielt hat (17 Jahre und 189 Tage) und der zweitjüngste in der Geschichte der Serie A (16 Jahre und 8 Monate). Dies alles lässt seinen Marktwert explodieren, dieser lag zwischendurch bei 65 Mio, Euro (Quelle: transfermarkt.ch) und beträgt aktuell 40 Millionen Euro, womit Donnarumma gemeinsam mit Gregor Kobel und Diogo Costa weltweit unter den Torhütern am wertvollsten eingeschätzt wird. 

Von «Donnarumma» zu «Dollarumma»

Alles gut also? Nicht ganz. Es gibt auch die andere Seite. Als sein Vertrag bei Milan 2017 auslief, forderten er und sein Berater Mino Raiola ein Vermögen für eine neue Unterschrift. Am Ende einigte man sich für den gerade eben volljährig gewordenen Teenager auf ein Salär von sechs Millionen Euro netto plus eine ebenfalls millionenschwere Verpflichtung seines acht Jahre älteren Bruders Antonio als Ersatzkeeper. Es schadete seinem Ruf, in der Öffentlichkeit wurde aus «Donnarumma» wegen dieser Gier «Dollarumma», dies vor allem auch, weil er 2021 ablösefrei zu PSG weiterzog. In Italien wurde Donnarumma so etwas wie ein Staatsfeind. Am 6. Oktober 2021 kassierte er in Mailand beim Halbfinal der Nations League gegen Spanien von den 50’000 Tifosi ein ebenso lautstarkes wie bitteres oder gar demütigendes Pfeifkonzert.

Dieser Empfang bei der Rückkehr in die Heimat hinterliess Spuren. Donnarumma war verunsichert, leistete sich auch bei PSG viele Fehler und konnte sich erst in seinem zweiten Jahr als Stammgoalie durchsetzen und in der dritten Saison die Kritiker zum Schweigen bringen. Oder fast zumindest: Denn in Frankreich heisst es, Donnarumma habe zwei Gesichter – das eine (gute) in Länderspielen und in der Ligue 1, das andere (schlechte) in der Champions League. Auf den Gewinn der Königsklasse warten sowohl der Goalie, der sich aktuell in Verhandlungen über eine vorzeitige Verlängerung des 2026 auslaufenden Vertrags befindet, als auch sein Arbeitgeber PSG trotz immenser Ansprüche nach wie vor.

In Deutschland zeigt Donnarumma – der in Paris bis vor einem Jahr übrigens von Goalietrainer Gianluca Spinelli geschliffen wurde, der nun bei Inter Mailand mit Yann Sommer arbeitet und mitverantwortlich war, dass der Schweizer eine so starke Saison spielte – grandiose Leistungen. «Ich bin ein anderer Mensch geworden, bin gewachsen. Auch weil ich nun im Ausland spiele. Ich übernehme viel mehr Verantwortung», sagte er nun vor dem Achtelfinal gegen die Schweiz. «Nur schon, sich das Trikot dieser unbeschreiblichen Nation überstreifen zu dürfen, ist eine Emotion, die man kaum erklären kann. Und dann noch das Captainbändeli…»

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Gianluigi Donnarumma ist ein Elfmeterspezialist, parierte im Gruppenspiel auch den Versuch von Kroatiens Luka Modric.

Der Penaltykiller schlechthin

Aus Schweizer Sicht bleibt zu hoffen, dass Donnarumma heute Abend in Berlin nicht zur Mauer wird. Und dass es nicht zu einem Penaltyschiessen kommt. Denn im Duell Mann gegen Mann ist der 25-Jährige überragend: Gegen Kroatien hielt er den Penalty von Ex-Weltfussballer Luka Modric, insgesamt pariert er rund einen Viertel aller Penaltys. Und ein Elfmeterschiessen hat er weder mit der AC Milan (drei) noch mit der Squadra Azzurra (EM-Halbfinal gegen Spanien und EM-Final gegen England) verloren. Damit ist Gianluigi Donnarumma im Kampf um den Viertelfinaleinzug wohl nicht nur körperlich der grösste Gegner der Schweiz.

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