Dominik Egli über sein Hockey-Leben in Schweden
Dominik Egli hat auf diese Saison hin den Sprung nach Schweden gewagt und will sich bei Frölunda Göteborg für die NHL empfehlen. Bislang läuft es ihm wie gewünscht.
Es ist kein Geheimnis, dass die Löhne in der National League höher sind als jene in der Svenska Hockeyligan (SHL). Offensivverteidiger wie Dominik Egli sind gefragt und dementsprechend gut bezahlt, dennoch verliess der Thurgauer Davos im vergangenen Sommer. Er nutzte eine Klausel im Vertrag mit den Bündnern, den er kurz zuvor bis 2025 verlängert hatte. Der 26-Jährige erfüllte sich mit dem Wechsel zu Frölunda Göteborg einen Traum.
"Das Fernziel ist Nordamerika, aber in Europa war Schweden jenes Land, das Priorität hatte", sagt Egli im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zu seinem Wechsel. "Hier sind mehr Scouts an den Partien als in der Schweiz, wo in erster Linie Talente für den NHL-Draft gesichtet werden." Zudem sah er in Schweden bessere Möglichkeiten, sein defensives Spiel zu verbessern, für das er immer wieder mal kritisiert wurde.
"Es ist eine defensive Liga mit wenig Torchancen", sagt Egli. "Du hast hier weniger Zeit als in der Schweiz, wenn du den Puck bekommst. Und es ist schwieriger, sich entlang der Bande sowie vor dem Tor zu behaupten. Dafür ist in der Schweiz die individuelle Qualität etwas höher."
Egli ist nur 1,74 m gross, was insbesondere als Verteidiger gewisse Nachteile mit sich bringt. Auch aus diesem Grund absolvierte er vor dem Wechsel zu Frölunda während fünf Jahren die Vorbereitung im Sommer individuell zusammen mit einem Personal Trainer. Er weiss mittlerweile genau, was er braucht. Sein Fokus liegt auf der Schnelligkeit, der Rumpfkraft und der Explosivität.
Diesmal trainierte Egli auch neben dem Eis grösstenteils gemeinsam mit dem Team, reiste er schon zwei Wochen, nachdem er in der Vorbereitung auf die WM in Prag einem Cut zum Opfer gefallen war, nach Göteborg. "So hatte ich eine längere Angewöhnungszeit", begründet Egli. Im Juli war er dann noch während dreieinhalb Wochen in der Schweiz.
Zum Sommertraining in Schweden sagt er: "Der Load war ziemlich hoch. Wir trainierten (unter der Woche) eigentlich jeden Tag zweimal - ausser am Freitag." Auch während der Saison ist die Belastung gross. "In der Schweiz wurde etwas mehr dosiert", so Egli. Zudem besteht an den Nachmittagen der spielfreien Tage die Möglichkeit, individuell auf dem Eis zu arbeiten, was er regelmässig nutzt.
Davon profitiert Egli nun. Bereits im ersten Meisterschaftsspiel traf er ein erstes Mal für Frölunda. Nach 18 Partien hält er bei drei Toren und fünf Assists, die durchschnittliche Eiszeit beträgt beinahe 20 Minuten. Er bildet zusammen mit dem in der Schweiz bestens bekannten Henrik Tömmernes (ex Genève-Servette) ein Verteidiger-Duo.
Zupass kommt Egli das System von Trainer Roger Rönnberg, der ab der nächsten Saison Fribourg-Gottéron coacht. "Er hat seine Prinzipien, jedoch gibt es im Spielsystem nicht so viele Regeln. Daher liegt es an uns, die Verantwortung in den Partien zu übernehmen. Das ermöglicht es uns, zu wachsen. Ich finde das eine coole Denkweise, denn es gibt in jeder Situation verschiedene Wege, so kann jeder das Spiel anhand seiner Stärken prägen." Ausserdem habe Rönnberg zu jedem einzelnen Spieler ein sehr gutes Verhältnis. "Man weiss immer ganz genau, woran man ist. Er fordert viel, aber auf einer guten Basis, findet bei jedem Wege, ihn besser zu machen."
Dass Rönnberg den Verein Ende Saison nach zwölf Jahren als Headcoach verlässt, sieht Egli als zusätzliche Motivationsspritze. "Er hat so viel für den Klub gemacht, dass ihm jeder den bestmöglichen Abschluss ermöglichen möchte."
Der Saisonstart ist schon einmal geglückt. Trotz zuletzt zwei Zu-Null-Niederlagen ist Frölunda nach 18 Runden im 2. Tabellenrang klassiert. "Wir verfügen über eine gute Balance, alle vier Linien können den Unterschied ausmachen", sagt Egli. "Zudem spielen wir etwas anders als alle anderen Mannschaften. Wir wollen bei Scheibengewinn sofort umschalten."
Egli wohnt mit seiner Freundin mitten in Göteborg, mit Sicht auf den Hafen. Einmal in der Woche nehmen die beiden zusammen mit dem 18-jährigen Landsmann Gian Meier, der schon zu drei Einsätzen in der ersten Mannschaft gekommen ist, bei einem Studenten und angehenden Lehrer online Schwedisch-Unterricht.
Eglis Vertrag mit Frölunda läuft bis 2026. Wie es danach weitergeht, ist offen. "Wenn die erste Saison vorbei ist, werde ich mir Gedanken darüber machen, wie die Zukunft aussieht. Ich weiss noch nicht, in welche Richtung es geht." Am liebsten wäre ihm natürlich ein Angebot aus Nordamerika. Dann würde sich das Abenteuer in Schweden noch mehr lohnen.