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Djokovic, Nadal oder Federer – wer ist der GOAT? Zwei Meinungen!

Die Diskussion wird schon lange geführt: Novak Djokovic? Rafael Nadal? Roger Federer? Wer ist der grösste Tennisspieler aller Zeiten, wer ist der GOAT, der «greatest of all time»? Die Sky-Redaktoren Patrick Y. Fischer und Andy Maschek erklären ihre Sichtweisen.

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Ein illustres Trio: Rafael Nadal, Novak Djokovic und Roger Federer am Laver Cup 2022, als sich der Schweizer offiziell vom Spitzentennis verabschiedete. © IMAGO / Action Plus

Patrick Y. Fischer sagt: Novak Djokovic!

Nach dem gestrigen 23. Grand-Slam-Titel von Novak Djokovic ist das Thema wieder einmal brandaktuell: Welcher Spieler geht als GOAT in die Tennis-Geschichte ein? Rein sportlich gesehen ist der Fall für mich klar. Es ist der frischgekrönte Champion von Paris.
Gewiss, die Debatte um den grössten Spieler aller Zeiten ist keine einfache. Sie beginnt mit dem Aufzählen nackter Tatsachen – in Djokovics Fall dem Aufzählen seiner zahlreichen Erfolge – und kann dann andere Argumente berücksichtigen, welche deutlich mehr Raum für persönliche Interpretation zulassen. Zum Beispiel wie gross der Einfluss eines Spielers auf die spieltaktische Entwicklung seiner Sportart war, wie sehr er die Popularität und das kommerzielle Wachstum vorangetrieben hat oder wie sehr er sich und seiner Sportart mit unbedachten Äusserungen allenfalls schadete. Alle diese Punkte sind legitim, schiessen meiner Meinung nach bei der Beurteilung des GOAT aber über das Ziel hinaus. Wenn es darum geht den besten Spieler aller Zeit zu küren, muss gerade in einer Einzelsportart wie Tennis der sportliche Erfolg massgebend sein. Und mehr Erfolge als Djokovic können weder Rafael Nadal noch Roger Federer vorweisen.
Mehr noch: Je mehr sportliche Kriterien man in den Kreis der Beurteilungsgrundlagen einfliessen lässt, desto eindeutiger wird Djokovics Vormachtstellung im Klub der absoluten Ausnahmespieler. Ob die Anzahl der Wochen auf Weltranglistenplatz 1, die Distribution seiner Grand-Slam-Titel auf möglichst alle vier Turniere, die Triumphe an den ATP Masters 1000 oder die Bilanz in den direkten Duellen mit Rafael Nadal und Roger Federer – überall hat der mittlerweile 36-Jährige die Nase vorne. Einzig an den Olympischen Spielen kann der Serbe nicht mit den Erfolgen seiner beiden Rivalen mithalten, allerdings sind diese sportlich nicht auf derselben Wertigkeitsstufe anzusiedeln wie die Grand-Slam-Turniere. Und wer gesehen hat, wie Novak Djokovic einen Champion wie Roger Federer nicht einmal, nicht zweimal, sondern gleich dreimal in der Schlussphase eines Grand Slams nach Matchbällen gegen sich noch besiegte, muss zugeben, dass Djokovic in den wichtigsten Momenten über einzigartige mentale Fähigkeiten verfügt. Darum gehört dem Serben auch verdientermassen der Titel als bester Spieler aller Zeiten – ehe sich vielleicht irgendwann einmal ein anderer Spieler daran machen wird, die Bestmarken des Mannes aus Belgrad zu brechen.

Andy Maschek sagt: Roger Federer!

Natürlich, die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Nach dem Triumph an den French Open stehen nun 23 Major-Titel im Palmarès von Novak Djokovic. Damit hat der Serbe den Spanier Rafael Nadal um einen Erfolg überholt, Roger Federer steht bei 20 Grand Slam-Triumphen. Mit 36 Jahren und 20 Tagen ist er zudem der älteste French-Open-Sieger in der Geschichte und hat als einziger Athlet alle vier Majors mindestens je dreimal gewonnen. Der Serbe hat in seiner Karriere bisher 169 Millionen US-Dollar Preisgeld eingespielt – viel mehr als Nadal (134) und Federer (130). Djokovic war auch viel länger die Weltnummer 1 als Federer und hat am meisten Masters-Titel gesammelt. Und er hat im Head-to-Head-Vergleich mit seinen grössten Rivalen die Nase vorne: Gegen Federer siegte er in 27 von 50 Matches, gegen Nadal verliess er bei 59 Aufeinandertreffen 30 Mal den Court als Sieger. All diese Statistiken lassen eigentlich nur einen Schluss zu: Djokovic ist der GOAT.
Eiverstanden, das kann man so sehen. Doch Zahlen und Statistiken sind ein Ding, berücksichtigen nur die nackte Leistung. Küren so den Besten einer Sportart. Doch wenn es um den Grössten geht, spielt die Persönlichkeit ebenfalls eine entscheidende Rolle. Und da haben sowohl Federer als auch Nadal in meinen Augen gegenüber Djokovic einen grossen Vorsprung. Der übertrieben wirkende Nationalismus, sein Benehmen während der Pandemie inklusive Impf-Posse, sein martialisches, kämpferisches Auftreten auf dem Court kosten ihn im Vergleich mit Federer und Nadal, diesen beiden smarten Cracks, viele Sympathiepunkte. Ebenso sein Umfeld. Wenn ihn seine Mutter als «von Gott auserwählt» hält und bezeichnet und sein Vater wie früher schon die Konkurrenz beleidigt, wie damals, als er über Roger Federer sagte «Komm schon, erzieh deine Kinder, mach was anderes, geh Ski fahren», steht auch der Sohn in einem nicht gerade vorteilhaften Licht da. 
So lautet mein Fazit: Sportlich ist Djokovic die Nummer 1 aller Zeiten, vor allem auch dann, wenn er die absolute Grand Slam-Bestmarke von Margaret Court (24 Grand Slams) bricht und vielleicht schon in wenigen Wochen in Wimbledon mit dem achten Triumph mit Roger Federer gleichziehen sollte. Doch als GOAT sehe ich Roger Federer vor Rafael Nadal, wobei ich gestehe, dass diese Einstufung sicher auch einem gewissen Patriotismus geschuldet ist.
 

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