Die ZSC Lions greifen nach der europäischen Klub-Trophäe
Die ZSC Lions bestreiten am Dienstag in Zürich den Champions-League-Final gegen Färjestad. Marco Bayer könnte nur sieben Wochen nach seiner Ernennung zum Cheftrainer die erste Trophäe gewinnen.
Für die ZSC Lions steht am Dienstagabend einiges auf dem Spiel. Nach dem Gewinn des zehnten Meistertitels haben die Zürcher im Vorfeld der Saison nebst der erfolgreichen Titelverteidigung auch den Gewinn der Champions Hockey League zum Ziel ausgerufen. Noch nie zuvor hatte der Klub, der gemessen an seinen strukturellen und infrastrukturellen Voraussetzungen zu den Besten Europas gehört, seine Ambitionen im Europacup öffentlich so präzise kundgetan seitdem er 2009 im Vorgänger-Wettbewerb triumphiert hat.
Nicht nur für die Organisation, auch für Marco Bayer werden die kommenden Wochen mit dem Final und den anstehenden Playoffs von grosser Bedeutung sein. Nach dem überraschenden Rücktritt von Meistertrainer Marc Crawford hat der 52-jährige Dübendorfer kurz vor Neujahr mit dem internen Aufstieg vom Farmteam GCK Lions die Chance erhalten, sich erstmals auf höchstem Niveau als Cheftrainer zu beweisen, und das gleich bei einem absoluten Topklub.
Seinen Start als ZSC-Coach bezeichnet Bayer als "Kaltstart". Die Angewöhnungszeit mit drei Niederlagen zu Beginn war alles andere als angenehm und die ersten Wochen intensiv. Mit 20 Spielen innert 43 Tagen herrschten bei den Lions zuletzt Verhältnisse wie in den Playoffs; für den neuen Cheftrainer und seinen Staff eine grosse Herausforderung.
"Die grösste Schwierigkeit war, die vielen speziellen Situationen zu managen", erklärt Bayer. "Wir hatten viele kranke, verletzte oder angeschlagene Spieler. Doch wir haben es mit der Belastungssteuerung ziemlich gut hinbekommen." Er ist deshalb zuversichtlich, dass am Dienstag wieder alle Spieler fit sind, auch Sven Andrighetto, der als bester Skorer der Champions Hockey League gute Chancen hat, als MVP ausgezeichnet zu werden.
Wie schwierig ist es, auf Knopfdruck bereit zu sein? "Genau das zeichnet diese Mannschaft aus", sagt Bayer. "Sie weiss, wann sie den Schalter umlegen muss. Die Spieler sind erfahren genug." Es sei eine "riesige Chance für jeden und für die gesamte Organisation, gemeinsam Geschichte zu schreiben".
Mit Färjestad steht den Lions im Final ein harter Brocken gegenüber. Das schwedische Topteam aus Karlstad mit dem langjährigen HCD-Verteidiger Magnus Nygren verlor zwar zuletzt in der heimischen Meisterschaft vier Partien in Folge, das auch dem Umstand geschuldet, dass einige Schlüsselspieler wie etwa der tschechische Liga-Topskorer David Tomasek geschont wurden. Am vergangenen Wochenende kehrte nach einer einmonatigen Verletzungspause ausserdem Captain Linus Johansson zurück.
ZSC-Captain Patrick Geering erwartet ein "sehr strukturiertes Team mit viel Tempo", vor allem im Sturm. "Nicht umsonst wurden sie im letzten Jahr Qualifikationssieger und spielen auch diese Saison wieder vorne mit", so der Routinier.
Geering war schon dabei, als die Lions vor 16 Jahren im Rapperswiler Exil das entscheidende Finalspiel gegen Metallurg Magnitogorsk sensationell 5:0 gewannen und danach den Pokal stemmten. Der damals knapp 19-jährige Verteidiger erinnert sich gerne zurück. "Es war meine erste Saison mit den ZSC Lions. Ich durfte die ganze Kampagne miterleben, das war wirklich unvergesslich. Es wäre super, wenn wir das wiederholen könnten, vor allem auch daheim im eigenen Stadion."
Wie Vorjahressieger Genf-Servette, der sich seit der Neulancierung vor elf Jahren als erster Schweizer Klub für den Final der Champions Hockey League qualifiziert hatte, wollen auch die ZSC Lions den Heimvorteil nutzen, den sie sich dank der höheren Punktzahl in der laufenden Kampagne haben. Die 2022 eingeweihte Arena in Zürich-Altstetten wird mit 12'000 Zuschauern zum ersten Mal in einem Europacupspiel ausverkauft sein, die Stimmung grandios.
Doch wie gross ist dieser Heimvorteil effektiv? In den bislang neun Finals setzte sich fünfmal die gastgebende Mannschaft durch - und zwar in einer Regelmässigkeit mit immer einem Jahr Unterbruch. Servette setzte 2024 mit dem 3:2-Heimsieg gegen den späteren schwedischen Meister Skelleftea diesen Trend fort. Nun liegt es am ZSC, diesem Turnus ein Ende zu setzen.