Die WM soll St. Moritz und dem Engadin einen neuen Spirit verleihen
Die Schweiz gewinnt an der Freestyle-WM im Engadin mit neunmal Edelmetall den Medaillenspiegel. Finanziell resultiert ein Minus, das als Investition in Tourismus und Infrastruktur gesehen wird.
Fünfmal Gold, einmal Silber und dreimal Bronze: So liest sich die Ausbeute der Schweizer Athletinnen und Athleten an der Heim-WM. Drei Goldmedaillen an den Titelkämpfen im Engadin gehen auf das Konto der Skicrosser Ryan Regez und Fanny Smith. Die Freeskierin Mathilde Gremaud triumphierte im Slopestyle, Noé Roth zum zweiten Mal auf der Aerials-Schanze. Nur eine Schweizer Medaille, jene von Sina Siegenthaler und Valerio Jud im Mixed-Wettkampf der Snowboardcrosser, gab es in den Snowboard-Sparten.
2023 hatten in Bakuriani zehn Medaillen herausgeschaut, davon drei in Gold. Die Schweiz hielt im Engadin somit ihr hohes Niveau. Der Trend, dass die Schweiz eine Freestyle-Hochburg ist, aber keine Snowboard-Nation mehr, setzte sich indes fort. Hatten die Alpin-Snowboarder um Julie Zogg und Dario Caviezel vor zwei Jahren in Georgien viermal Edelmetall geholt, blieben ihnen dieses Mal nach zwei komplizierten Jahren 4. und 5. Plätze.
"Im Skicross ist alles für uns gelaufen, bei den Alpin-Snowboardern alles gegen uns", befand Sacha Giger, der Freestyle-Direktor von Swiss-Ski gegenüber SRF. Ansonsten seien die Erwartungen erfüllt worden. "Wir sind sehr gut aufgestellt und verfügen über super Teams. Seit zwei Jahren haben wir viel Konstanz auch im Betreuer-Bereich. Mit Blick auf die Olympischen Spiele 2026 geht es jetzt darum, den Fokus verstärkt auf die Elite zu legen", so Giger weiter.
Aus organisatorischer Sicht ist die Freestyle-WM als Investition zu betrachten. Rund 20 Millionen Franken betrug das Budget, mit ca. zwei Millionen Franken Verlust wird gerechnet. Übergeordnetes Ziel von Engadin Tourismus ist es, St. Moritz und der Region einen neuen Freestyle-Spirit zu verleihen, den St. Moritzer Hochglanz mit der jugendlichen Freestyle-Klientel zu vereinen. "Es geht um eine Verjüngung des Zielpublikums, einen gesunden Mix zwischen Stammkundschaft und einem jungen Publikum", so Jan Steiner von Engadin Tourismus.
Nicht zuletzt sorgte die WM für volle Hotelbetten und Restaurants im ansonsten schwierigen Frühlingsgeschäft und eröffnen sich für die Schweizer Freestyle-Sportler dank der neuen Premium-Infrastruktur wertvolle zusätzliche Trainings-Möglichkeiten und weitere Heim-Weltcups.
Dass ein finanzielles Minus resultiert, wurde erwartet. Dass dieses höher ausfallen wird, als es für den Optimalfall budgetiert wurde, liegt laut Milan Derouck, dem CEO des Grossevents, einerseits an den Wetterkapriolen, die in der ersten Woche Programmänderungen erzwangen. Andererseits hätten veränderte reglementarische Vorgaben seit der Planung 2018 grössere Aufwände erfordert und fiel die Zahl der Athleten und Staff-Mitglieder mit 1800 grösser aus als erwartet.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das Publikumsaufkommen trotz Rahmenprogramm mit Konzerten vergleichsweise gering blieb. 15'000 Tickets à rund 100 Franken wurden verkauft. Zum Vergleich: An der Biathlon-WM in Lenzerheide waren es rund 80'000 Tickets. Damit sei gerechnet worden, betonte Jan Steiner. "Unser Ziel war es ganz klar, Fernsehbilder zu produzieren und diese in die Welt zu tragen."