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Die Olympischen Spiele sind da - na und?

Patrick

Mit dem Beginn des Fussballturniers werden die Olympischen Spiele in Paris heute Nachmittag inoffiziell eröffnet. Doch zumindest bei mir hält sich die Vorfreude in Grenzen. Warum ist Olympia für mich nicht mehr das ultimative Highlight im Sportkalender? U.a. wegen der folgenden drei Gründe.

Ein Olympischer Moment für Geschichtsbücher_Zieleinlauf im 100-M-Lauf der Männer
Ein olympischer Moment für die Geschichtsbücher: Der Zieleinlauf im 100-Meter-Finale der Männer 1988 © Keystone / SDA

Es fehlen die grossen olympischen Stars

Olympia – das sind für mich das Finale im 100-Meter-Lauf, die traditionellen Kernsportarten Leichtathletik und Schwimmen und die herausragenden Leistungen der grossen Figuren auf der Bahn oder ihm Becken. Aber gerade Letztere fehlen zur Zeit mehr als auch schon. Einen zweiten Carl Lewis, Usain Bolt oder Michael Phelps, die mit Leistung und (zumindest im Falle der beiden Sprinter) Persönlichkeit faszinierten und weit über ihre Sportarten hinaus interessierten, wird man in Paris vergeblich suchen. Dafür aber sind ein LeBron James und ein Rafael Nadal am Start, die zweifelsohne zu den grössten Athleten ihrer Generation gehören, ihren Status aber in erster Linie riesigen Erfolgen auf anderen Plattformen und Bühnen verdanken. Das ist gut für die Aufmerksamkeit, welche die Spiele global erhalten, aber schlecht für die König:innen der traditionellen Olympischen Sportarten wie Simone Biles, Eliud Kipchoge oder Shelly-Ann Fraser-Pryce. Sie werden von ihnen überschattet und somit bereits kurze Zeit nach den Spielen (und umso mehr in vier Jahren) wieder aus dem Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit verschwunden sein.

 

Neue Sportarten sind keine «Blockbuster»

An «Stars» mangelt es auch den Sportarten, die zuletzt in Tokio und nun in Paris in den Kreis der olympischen Sportarten aufgenommen worden sind. Breaking (Breakdance), Skateboarding oder Surfing sind Nischenprodukte, die in erster Linie ein neues, jüngeres Publikum ansprechen und für Olympia begeistern sollen. Schliesslich geht es auch für das IOC darum, sein «Flagship» weiterzuentwickeln und sich den verändernden Gewohnheiten der nächsten Generation(en) zu stellen. Gelingt es nicht, sie zu begeistern, ist das schlecht für die gesamte Olympische Bewegung, deren Werbe- und TV-Einnahmen eine unersetzliche Säule der Sportförderung auf der ganzen Welt sind. Für mich als Konsumenten verwässern die genannten Sportarten – oder auch das 2028 debütierende Flag-Football – jedoch erst einmal das Premiumprodukt Olympia, da sie (noch) nicht über die natürlich gewachsene Historie, Tradition und folgerichtig Leistungsdichte verfügen, die für gewöhnlich mit dem Label «Olympische Sportart» in Verbindung gebracht werden. Beim Stichwort Olympische Spiele denke ich an die besten Sportler:innen und die bedeutendsten Wettkämpfe der Welt – und nicht an Sportarten, die sich oft auch in ihrer eigenen Ideologie erst auf den zweiten Blick mit dem Kern des ursprünglichen «Höher, Schneller, Weiter» identifizieren.

 

Die Gier nach Prestige ist unsinnig

So engagiert, leidenschaftlich und ambitioniert in den diversen Olympiastadien gekämpft wird – der olympische Wettbewerb sollte sich auf den Sport beschränken. Doch mit jedem Olympiazyklus geht es immer mehr auch darum, Spiele auszurichten, die in ihrer Art noch etwas einzigartiger sind, als diejenigen vier Jahre zuvor. «Die besten Spiele aller Zeiten» sind das Ziel und gipfeln in schöner Regelmässigkeit im unverhältnismässigen Einsatz diverser Ressourcen, insbesondere im Bereich «Stadionbau und Infrastruktur». Maximal 20 Jahre alte Wettkampfstätten wie in Rio oder Athen sind heute teure Ruinen und schlussendlich ebenso prägend für das Image der Olympischen Bewegung, wie die herausragenden Leistungen diverser Sportler:innen. Dabei sollten genau diese im Fokus stehen. Stattdessen werden Debatten über die Realisierbarkeit von Sportwettkämpfen in der Seine geführt, auch um damit einen weiteren Prestigeerfolg zu verbuchen. Das dieser möglicherweise auf dem Rücken der Athlet:innen errungen wird, ist dabei scheinbar zweitranging. Oder wie sonst ist es zu erklären, dass Schwimmer:innen und Triathlet:innen selbst wenige Tage vor ihren olympischen Wettkämpfen nicht mit Sicherheit wussten, wo und ob schlussendlich geschwommen wird?

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