Die Heim-WM in Lenzerheide steht im Fokus
Der Biathlon-Tross weilt seit einigen Tagen in Kontiolahti, wo am Wochenende die Weltcup-Saison eröffnet wird. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum bevorstehenden Winter.
Sehr gut, wenn man Lena Häcki-Gross, die beiden Gasparin-Schwestern Aita und Elisa oder Sebastian Stalder fragt. Bei diesem Quartett lief alles nach Plan.
Anders sieht es mit Niklas Hartweg und Amy Baserga aus. Der Schwyzer musste sich nach einem Sturz mit dem Velo Mitte Juni an der Schulter operieren lassen. Seine Kollegin aus Einsiedeln hatte sich bereits im März einem Eingriff am Handgelenk unterzogen. Auch sie musste im Sommertraining Konzessionen machen.
Lena Häcki-Gross, vergangene Saison zweifache Siegerin bei Weltcuprennen, ist die klare Nummer 1. Bei den Männern kam der Top-Schütze Sebastian Stalder dem Podest sehr nahe, vielleicht klappt es diesen Winter. Von Amy Baserga und Niklas Hartweg darf zu Saisonbeginn nicht zu viel erwartet werden. Aita und Elisa Gasparin haben schon mehrfach bewiesen, dass dank ihnen mit der Staffel ein Podestplatz möglich ist. Generell versuchen alle, im Vergleich zu früheren Wintern die Formkurve im Langlauf leicht nach hinten zu verschieben, damit sie im Februar im Zenit stehen.
58 Wettkämpfe an neun Wettkampf-Orten stehen im Weltcup an. Zudem werden ab Mitte Februar zwölf Medaillensätze an den Weltmeisterschaften in Lenzerheide vergeben. Das Saison-Opening im finnischen Kontiolahti erstreckt sich über zwei Wochenenden, angefangen mit vier Staffel-Wettkämpfen am Samstag und Sonntag.
Ja. Mit den Weltmeisterschaften in Lenzerheide vom 12. bis 23. Februar kommt die Schweiz zu einer Premiere - zumindest wenn man die Titelkämpfe ab 1989 betrachtet, bei denen Männer und Frauen gemeinsam um die Medaillen kämpfen. Für die Männer gibt es die Biathlon-WM seit 1958, für die Frauen seit 1984. 1985 fand eine eigene WM für Frauen in Egg am Etzel statt.
Die letztjährige Gesamtweltcup-Siegerin Lisa Vittozzi laboriert an Rückenproblemen, lässt Kontiolahti aus und will erst in Hochfilzen einsteigen. Ihre italienische Teamkollegin Dorothea Wierer möchte nach einer Seuchensaison, die sie krankheitsbedingt vorzeitig beendete, neu angreifen. Stärkste Konkurrentin dürfte die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold sein und natürlich die Französinnen mit Julia Simon, Lou Jeanmonnot und Justine Braisaz-Bouchet. Möglicherweise mischt auch die Schwedin Elvira Öberg im Kampf um die grosse Kugel mit.
Ein Norweger wird sich wohl die grosse Kugel schnappen. Ihr Kader, angeführt von Johannes Thingnes Bö, ist enorm breit und dominant. Die Franzosen, eventuell sogar der junge Eric Perrot, wollen dagegen halten. Auch der Schwede Martin Ponsiluoma darf nicht unterschätzt werden.
Die wichtigste Änderung ist umstritten. Die Top-Athletinnen und -Athleten dürfen bei Sprints und bei Einzelwettkämpfen ihre Startgruppe nicht mehr selbst wählen können. Die Top 15 erhalten eine Nummer zwischen 46 und 75, damit die Spannung der TV-Übertragung erhalten bleibt. Das Athletenkomitee war mit der Regeländerung nicht einverstanden, da die erste Gruppe oft von besseren Bedingungen auf der Strecke profitiert. Aber eben: Wer zahlt, befiehlt. Immerhin: Bei aussergewöhnlichen Wetterbedingungen mit schwierigen Streckenverhältnissen ist es der Jury vorbehalten, ein alternatives Startgruppensystem anzuwenden.
Vergangene Saison wurde ein neues Punktesystem eingeführt, das nun eine Nachbesserung erfährt. Von Platz 3 bis 10 werden die Punkte erhöht. Fürs Podest gibt es 90, 75 oder 65 Zähler.
Insgesamt werden in der kommenden Biathlon-Saison Preisgelder in der Höhe von 9,36 Millionen Euro ausgeschüttet. Die Podestplätze im Weltcup (Sprint, Verfolgung, Einzel und Massenstart) sind 15'000, 12'000 und 10'000 Euro wert, jene an der WM 25'000, 20'000 und 15'000. Für Platz 30 im Weltcup werden 200 Euro überwiesen. Ab diesem Winter werden jene Athletinnen und Athleten mit einem Preisgeld von 2'000 Euro belohnt, die in einem Verfolgungswettkampf die schnellste Netto-Laufzeit erbringen. Auch jene mit den besten Leistungen jeder Staffel erhalten ein zusätzliches Preisgeld.