Didier Tholot: Der Mann, bei dem Constantin nicht Nein sagen kann
Vor gut 15 Monaten lag der FC Sion am Boden. Abgestiegen aus der Super League, mit dringendem Bedarf an einem Neustart. Zurück kam Didier Tholot, zum vierten Mal in seiner Karriere. Und wieder scheint es zu funktionieren. Nach dem Aufstieg hat das Team den Tritt auch in der Super League gefunden.
Wie Tramezzani und Decastel – aber anders
Paolo Tramezzani hat es getan. Michel Decastel auch. Beide Fussballlehrer waren im Lauf ihrer Trainerkarrieren mindestens dreimal beim FC Sion angestellt. Grosse Spuren konnten sie im Tal der Rhone jedoch nicht hinterlassen – trotz kurzfristigem Erfolg. Insofern erging es ihnen nicht anders, als den übrigen knapp 40 Übungsleitern, welche sich im Wallis in den vergangen knapp 20 Jahren die Türklinke in die Hand drückten. Manche sogar mehrfach. Auch Didier Tholot gehört zu dieser Gruppe und darf dennoch für sich in Anspruch nehmen, zumindest im Wallis ganz anders gesehen zu werden. Dazu haben seine erfolgreichen «Nichtabstiegs-Missionen» beigetragen, seine beiden Cupsiege (2009 und 2015) und natürlich die Tatsache, dass er – und darauf legt Präsident Constantin wert – bei keinem seiner bisherigen Engagements entlassen werden musste. Viel wichtiger als diese präsidial-kommunikative Schönfärberei ist jedoch: Der 60-Jährige passt mit seiner Persönlichkeit perfekt zum speziellen Umfeld beim FC Sion.
In der Ruhe liegt die Kraft
Da wäre einmal die bodenständige, sachliche und arbeitsame Art des Mannes aus dem Departement Auvergne-Rhône-Alpes. Mit dieser setzt Tholot einen wertvollen Kontrastpunkt zum umtriebigen Wesen von Vater und Sohn Constantin, der dem Klub offensichtlich gut bekommt. Alleine im Sommer nach dem Abstieg verarbeitete der ehemalige Mittelstürmer nicht weniger als 34 Spielerbewegungen in seinem Kader und formte daraus die Mannschaft, die in den ersten fünf Runden (13 Punkte) die Basis für den direkten Wiederaufstieg legte. Anders als viele sein Vorgänger findet Tholot immer wieder den Draht zu Constantin, tauscht sich mehrmals wöchentlich mit dem Präsidenten aus, ohne sich dabei in seiner Arbeit und Entscheidungsfreiheit einschränken zu lassen. «Passt es dann, ist alles gut. Passt es nicht , trennen wir uns», äusserte sich der Franzose dazu im Frühjahr im Blick lapidar.
Übersteht Tholot zum vierten Mal eine ganze Saison?
Und «passen» tut es im Wallis auch aktuell. Mit zwei Siegen in den ersten drei Partien hat der Aufsteiger eine erste Duftmarke in der Super League gesetzt und gehört – wenn man sich so früh in der Saison ein Urteil erlauben möchte – zum Kreis der Teams, die um die Qualifikation für Championship Group spielen werden. Insbesondere, wenn des Trainers Wunsch nach Verstärkungen in den kommenden Wochen noch erfüllt werden sollte. «Wir möchten gerne noch ein bis zwei Spieler verpflichten, die uns helfen können», bestätige Sportchef Barth Constantin die Walliser Absichten am Rande des Spiels gegen Luzern. Wäre dann eventuell sogar mehr drin? Möglich, insbesondere, wenn man dabei auch die spezielle Faible des FC Sion für den Schweizer Cup nicht ausser Acht lässt, den der Klub mit Tholot an der Seitenlinie bereits zweimal gewinnen konnte. Die Chancen, dass der «Constantin-Versteher» zumindest eine weitere Saison an der Walliser Seitenlinie übersteht, sind also intakt. Es wäre bereits seine Vierte. In der Ärä Constantin ist das mit Ausnahme von Laurent Roussey (Saison 2001/2002) sonst noch keinem Trainer gelungen.