Diaz und Sprunger: Viel Spass im Abendrot ihrer Karriere
Heute Abend spielt Gottéron in der Champions Hockey League daheim gegen die Växjö Lakers um den Einzug in die Viertelfinals der Champions Hockey League. Geht der Tanz auf drei Hochzeiten für die Freiburger mit ihren Routiniers Julien Sprunger und Raphael Diaz weiter?
Die Ausgangslage ist klar: Gottéron muss in der heimischen BFC Arena die Hypothek nach der 0:1-Niederlage im Hinspiel wettmachen. Dafür ist gegen den Tabellensechsten der schwedischen Elitserien ein Sieg mit mindestens zwei Toren Differenz nötig. Gewinnt Gottéron mit einem Tor Unterschied, gibt es eine maximal zehnminütige Verlängerung und anschliessend wenn nötig ein Penaltyschiessen.
Es ist eine schwierige, aber auch eine machbare Aufgabe für Gottéron. Mit einem Sieg würde die Belastung auch in den kommenden Wochen hoch bleiben, was nicht zu unterschätzen ist. Einerseits stellt Gottéron mit einem Durchschnitt von 28,41 Jahren hinter Ajoie (28,93) das älteste Team der National League. Andererseits kam das Team von Interimstrainer Patrick Émond in dieser Saison noch nie richtig auf Touren, belegt in der Tabelle nur Rang 9, was den hohen Ansprüchen nicht genügt. So zählt auf dem langen Weg in die Playoffs jeder Punkt, ist jedes Spiel wichtig – und da warten noch einige auf Gottéron: in der Meisterschaft, eventuell in der Champions Hockey League und auch in der Altjahreswoche am Spengler Cup.
Trotz der hohen Belastung geht Verteidiger Raphael Diaz, der am 9. Januar 39 Jahre alt wird und sich wie sein fünf Tage älterer Teamkollege Julien Sprunger im Abendrot seiner Karriere befindet, noch nicht auf dem Zahnfleisch. Diaz, in der National League im Schnitt mit 18:23 Minuten Eiszeit pro Spiel und damit in seinem Team Verteidiger Nummer 3, sagt, er spüre auch am Morgen beim Aufstehen kein Zwicken: «Ich fühle mich gut. Aber klar, die ersten zwei Monate waren sehr happig, da hatten wir mit der Champions Hockey League oft drei Spiele pro Woche, dazu kamen die Reisen. Es war hart, aber ich fühle mich gut, es macht Spass – und das ist immer am wichtigsten. Ich freue mich jeden Tag, aufs Eis gehen zu können, mich mit den anderen zu messen. Der Hunger ist da.»
Der Vertrag des Zugers läuft in Freiburg Ende Saison aus, noch ist kein Entscheid gefallen, wie es weitergeht. Er habe das eine oder andere Gespräch, auch mit Gottéron, geführt und lasse sich Zeit, noch sei nichts konkret. «Ich fühle mich gut und denke, dass ich einem Team noch helfen kann. Wenn sich eine Möglichkeit ergibt, ist das schön, vielleicht auch etwas, bei dem ich nach der Karriere ins Trainerbusiness einsteigen kann, aber ich weiss, dass ich Geduld haben muss.» Klar scheint, dass er nach seinem Rücktritt vom Spitzensport dem Eishockey verbunden bleiben wird. Diaz, der vor längerer Zeit bereits einen ersten Trainerkurs absolviert hat, sagt: «Alles, was ich in meiner Karriere gesehen und erlebt habe, würde ich gerne weitergeben. Ich habe schon immer gerne mit jüngeren Spielern zusammengearbeitet, ihnen Tipps gegen. Interessant ist auch zu sehen, wie die jüngere Generation denkt und das Eishockey sieht. Das ist mega spannend und hält einen selber jung.»
Wie bei Verteidiger Diaz läuft auch der Vertrag von Gottéron-Urgestein und -Identifikationsfigur Julien Sprunger am Ende der laufenden Saison aus. Wie die Zukunft aussehen wird, ist offen, doch Captain Sprunger hat mit bisher fünf Saisontoren gezeigt, dass er nicht zwingend in die sportliche Pension geschickt werden muss, aktuell ist er der beste Schweizer Torschütze in seinem Team. «Ich habe immer noch diesen Spass, dieses Feuer, diesen Willen, deshalb bin ich noch da. Ich versuche, das alles noch mehr zu geniessen als früher. Jedes Training, jeden Moment auf dem Eis», sagt Julien Sprunger. «Ich wollte mich auch nicht zu früh wegen der Zukunft entscheiden, denn wenn man schon vor der Saison sagt, dass man im Frühling aufhören wird, besteht die Gefahr, dass das Feuer etwas weniger brennt, dass man etwas weniger hart trainiert – und diese Gefahr wollte ich bannen.» Er mache sich da keinen Stress, wolle das geniessen, «und irgendwann werden wir uns zusammensetzen und schauen, was besser ist für den Klub». Er probiere, alles zu geben und Tore zu schiessen, doch seine Rolle sei ganz anders als früher. «Da hatte ich Druck, musste Tore schiessen, bekam viel Eiszeit, es bestanden viele Erwartungen.»
Auch wenn die Erwartungen nicht mehr ganz so hoch und ihre Rollen im Team nicht mehr ganz so wichtig sind wie früher, der Traum bleibt derselbe: mit Gottéron Geschichte schreiben und endlich einen wichtigen Titel gewinnen. Ein solches Happy End scheint aktuell weit weg zu sein, doch noch haben die Freiburger mit der Meisterschaft, der Champions Hockey League und dem Spengler Cup drei Möglichkeiten, um diesen Coup zu landen. Hoffentlich bleibt es auch nach dem Spiel gegen Växjö bei diesen drei Chancen…