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Der nächste Wettkampf gegen die Kritik

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Die Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm beginnt mit einer Bewährungsprobe. Der Teamwettkampf im Parallel-Format steht ein weiteres Mal unter besonderer Beobachtung.

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Die Meinungen über alpine Parallel-Rennen gehen nach wie vor auseinander © KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Der Satz ist natürlich nicht ernst gemeint. "Die Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm beginnt am Donnerstag mit dem Super-G der Frauen", ist dieser Tage wieder da und dort zu hören. Der Satz stimmt selbstverständlich nicht. Als erster Wettbewerb wird am Dienstag der Teamwettkampf ausgetragen.

Der Satz stimmt nicht, eine weitverbreitete Meinung verbirgt sich dahinter aber allemal. Der Teamwettkampf polarisiert nach wie vor, die uneingeschränkte Anerkennung bleibt ihm verwehrt, sein Stellenwert ist mit dem der herkömmlichen (Einzel-)Wettbewerbe nicht zu vergleichen. Das ist seit 20 Jahren so, seit seiner Aufnahme ins WM-Programm - und das wird sich zumindest in naher Zukunft auch nicht ändern.

Am Kongress des Internationalen Skiverbandes (FIS) vor 21 Jahren in Miami wars, als mit dem Bekenntnis zum neuen Format die Weichen gestellt wurden, um die Idee in die Tat umzusetzen. Die Premiere folgte im folgenden Winter an der Weltmeisterschaft in Bormio. Die lautesten kritischen Stimmen waren aus Österreich zu vernehmen. Mit dem Fakt, dass es der damaligen Skination Nummer 1 im Veltlin hinter den über sich hinauswachsenden Deutschen nur zu Rang 2 reichte, hatte die ablehnende Meinung nichts zu tun. Allerdings relativierte der damalige Verbandspräsident Peter Schröcksnadel seine Meinung zwei Jahre später - just, als "sein" Team in Are in Schweden standesgemäss Gold geholt hatte.

Die kritischen Voten drehten sich vorab um die Ansicht, dass die alpine Szene ein Individual-Sport bleiben soll, Teamwettbewerbe nicht dem Grundgedanken entsprechen würden. Von derartigen Begründungen sind die Gegner mittlerweile abgerückt - wohl auch mit Blick auf die Entwicklung in anderen Sportarten mit der zunehmend stärkeren Gewichtung von Mannschaftswettkämpfen. Bei den Alpinen verhält sich das kurioserweise seit längerer Zeit gerade umgekehrt. Im Weltcup hat es vor gut drei Jahren, in Lech/Zürs, zum letzten Mal Parallel-Rennen gegeben.

Die Veranstaltung am Arlberg war mit der Hoffnung auf Besserung einher gegangen, mit dem Glauben, den schlimmen Geschehnissen neun Monate zuvor an der Weltmeisterschaft in Cortina d'Ampezzo entgegenwirken zu können. Der Versuch scheiterte. Wie im Ort in den Dolomiten machte sich Unverständnis breit, die Diskussionen über den Zustand der Piste häuften sich im Verlaufe des Rennens. Stein des Anstosses war hier wie dort der Umstand, dass der eine Kurs die besseren Zeiten erlaubte. Entsprechend geriet auch der Passus, nach dem der höchstmögliche Rückstand nach einem ersten Lauf auf eine halbe Sekunde beschränkt wurde, wieder zum Streitobjekt.

Einen weiteren Punkt, der nach wie vor geltend gemacht wird, haben die Oberen der FIS ebenfalls selber zu verantworten. Die ständigen Modus-Wechsel wirken verwirrend, Kontinuität ist derart ein Ding der Unmöglichkeit. Vorerst bestand der Teamwettkampf aus den Disziplinen Super-G und Slalom. Nach drei Weltmeisterschaften wurde das Reglement auf einen Parallel-Riesenslalom umgestellt - um nach zwei Veranstaltungen von einem Parallel-Rennen, einem Mittelding aus Riesenslalom und Slalom, vollends auf Parallel-Slalom zu wechseln. Vor vier Jahren schliesslich, in Cortina d'Ampezzo, gabs die erneute Wende hin zu Läufen mit Riesenslalom-Charakter.

Die steten Mutationen führten nicht nur in den Chefetagen der nationalen Verbände und in der Öffentlichkeit, sondern auch im Kreis der Fahrerinnen und Fahrer zu Missstimmung - unter anderem, weil die Rotationen auch Einfluss auf die Erfolgsaussichten nahmen. Die Schweiz etwa war in Zeiten mit Parallel-Slaloms eine Macht. Die von Ramon Zenhäusern und Wendy Holdener angeführten Equipen waren bei der olympischen Premiere vor sieben Jahren bei den Spielen in Pyeongchang und in der folgenden Saison an der Weltmeisterschaft in Are eine Macht. Seit der Torabstand wieder grösser wurde, blieb die Schweiz an Grossanlässen dreimal ohne Podestplatz. In Cortina d'Ampezzo und bei der letzten Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Courchevel/Méribel in Frankreich reichte es nur noch zu den Rängen 4 beziehungsweise 5, dazwischen an den Olympischen Spielen in Peking auf den Pisten in Yanqing zu Platz 6.

Die eingeschränkte Wertschätzung von Parallel-Rennen spiegelt sich nicht selten in den Nominationen der einzelnen Teams wider. Vorab die grossen Nationen treten selten bis nie in bestmöglicher Formation an. Viele der stärksten Kräfte legen den Fokus auf ihre Einsätze in den Einzel-Disziplinen - was wiederum der Strahlkraft des Formats nicht förderlich ist.

Die Entscheidungsträger der FIS vermitteln mit ihren fortwährenden Anpassungen den Eindruck von Suchenden, die trotz grössten Bemühungen immer wieder aufs Neue scheitern beim Versuch, das perfekte Gesamtbild zu kreieren. Die Realität ist eine andere. Die Ideen vermögen nicht restlos zu überzeugen. Die uneingeschränkte Akzeptanz wird es vermutlich nie geben.

Den nächsten Versuch starten sie bei der FIS im Zuge der Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm. Die neueste Errungenschaft heisst Team-Kombination. Dabei spannen zwei Fahrerinnen beziehungsweise zwei Fahrer zusammen, von denen die (der) eine eine Abfahrt bestreitet und die (der) andere einen Slalom-Lauf. Die Rangliste ergibt sich aus der Gesamtzeit der beiden Fahrten.

Ansatzpunkte auf höchster Ebene gibt es keine. Die Variante hat es im Weltcup noch nie gegeben. Die einzigen Testläufe haben in den vergangenen zwei Wintern bei den Junioren-Weltmeisterschaften stattgefunden. Gleichwohl tönt das Ganze fürs Erste gut, zumal die Aussicht besteht, dass die Spitzenkräfte zahlreicher am Start sein werden als in Parallel-Wettbewerben.

Die allgemeine Erwartungshaltung ist entsprechend. Sätze, wonach der Beginn der zweiten Wettkampf-Woche wiederum am Donnerstag erfolgen werde, am Tag mit dem Riesenslalom der Frauen, sind bis jetzt in Saalbach-Hinterglemm keine zu hören.

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