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Der Held aus der zweiten Reihe

Andy

Spanien gegen Frankreich. Heute Abend kämpfen in München zwei der grössten EM-Favoriten um den Finaleinzug. Die Hoffnungen der Spanier ruhen auch auf Dani Olmo, der in seiner Karriere aber noch nie in der heimischen Profi-Liga gespielt hat.

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Dani Olmo feiert sein Tor zum 1:0 gegen Deutschland. © KEYSTONE/DPA/Federico Gambarini

Er war die grosse Figur im Viertelfinal gegen Deutschland, obwohl dieser Tag für ihn nicht gut begonnen hatte. Auch gegen den Gastgeber nominierte ihn sein Coach Luis de la Fuente nicht für die Startelf, sondern setzte ihn auf die Bank. Zum vierten Mal im fünften Spiel der Spanier an dieser EM, einzig gegen Albanien durfte Olmo von Anfang an ran. Die Konkurrenz im Mittelfeld der Spanier ist gigantisch: Rodri von Manchester City, Fabian von Paris Saint-Germain oder auch Pedri vom FC Barcelona.

Doch dann spielte in diesem Viertelfinal auch das Schicksal mit. Nach dem Foul von Toni Kroos musste Pedri schon nach acht Minuten verletzt passen, Trainer De la Fuente brachte Olmo – und wechselte so den Sieg ein: Der 26-Jährige erzielte das 1:0 selber – es war nach seinem Treffer gegen Georgien sein zweites Turniertor – und bereitete das entscheidende 2:1 von Mikel Merino in der 119. Minute vor. «Wenn der Körper nicht mehr kann, musst du mit dem Herzen laufen», sagte Olmo später. «Wir haben uns mit Krallen und Klauen verteidigt. Das ist der Weg.»

Dani Olmo war so der Held der Spanier, was einigermassen seltsam anmutete, da er in seiner Heimat bislang trotz seiner 37 Länderspiele eigentlich keine grosse Nummer war – aufgrund seines ganz speziellen Weges in den Profifussball. Dass er in La Masia, der berühmten Talentschmiede des FC Barcelona, das Einmaleins des Fussballs lernte, war noch «normal». Doch im Alter von 16 Jahren zog Olmo weiter nach Kroatien, zu Dinamo Zagreb, wo er mit 16 Jahren und neun Monaten in der ersten Mannschaft und der obersten Liga debütierte.

Der wichtige Schritt nach Zagreb

«Die sportlichen Möglichkeiten, die mir Dinamo offerierte, bot mir kein anderer Klub. Ich wusste genau, was ich damals wollte, und dass es mein Ziel war, Profi zu werden. Dinamo war immer ein Klub, der junge Spieler ausbildet, einsetzt und verkauft. Der Spieler gedeihen lässt. Mir ist es jedenfalls sehr gut damit gegangen», so Olmo. Mit 16 Jahren Barcelona zu verlassen und dann bis zum 21. Lebensjahr in Kroatien zu spielen, das habe ihn reifen und Dinge lernen lassen, die er in Spanien vielleicht nicht gelernt hätte. «Es hätte auch passieren können, dass ich drei Jahre lang nicht gespielt hätte – oder nicht auf diesem Niveau. Der Spieler, der ich jetzt bin, bin ich ganz klar auch durch meine Zeit bei Dinamo Zagreb und in Deutschland geworden.»

Fünfeinhalb Jahre blieb er schlussendlich in Kroatien, ehe der angesprochene Wechsel nach Deutschland erfolgte, zu RB Leipzig – wo damals noch Julian Nagelsmann Coach war, der heutige Bundestrainer, den Olmo im Viertelfinal ins Tal der Tränen stürzte. Nagelsmann förderte Olmo weiter, machte ihn zu einem der besten Spieler der Bundesliga, was durch einen Blick in die Statistik unterstrichen wird. Da stehen bis heute: 107 Spiele, 17 Tore, 24 Assists. Und der Spanier Olmo eignete sich auch einen Teil der deutschen Spielweise an, wie er kürzlich gegenüber der «Süddeutsche Zeitung» sagte: «Es ist eine andere Art Fussball. Er ist hier direkter, vertikaler.» Die RB-Fussballidee kreise vor allem darum, die Räume mit schnellen, vertikal attackierenden Stürmern anzugreifen. «Das ist auch das Spiel, das ich in mir trage: Den Ball nehmen, nach vorne denken, Chancen kreieren, aus der Distanz schiessen. In der Nationalmannschaft spielen wir mit etwas mehr Ruhe, mit mehr Ballbesitz. Aber wenn wir schiessen müssen, schiessen wir. Ich bin, sagen wir, ein Mix aus dem Fussball, der in Leipzig und bei der Seleccion gespielt wird.»

In Deutschland bekannter als in Spanien

Im spanischen Nationalteam hinterlässt Olmo so seine Spuren. Und macht sich in seiner Heimat so auch einen grösseren Namen. Die Bundesliga sei in seiner Heimat weniger im Fokus, insofern könne es sein, dass man ihn in Deutschland etwas besser kenne als in Spanien, sagte Olmo, der mit einer ostfriesischen Influencerin liiert ist, kürzlich. «Ich habe aber nicht den Eindruck, dass ich weniger geschätzt werde, weil ich im Ausland spiele. Wenn ich hier bei der Nationalmannschaft bin, fühle ich mich unter meinen Mannschaftskameraden und Trainern richtig wohl. Ich habe auch nicht das Gefühl, irgendjemandem etwas beweisen zu müssen. Und falls jemand Zweifel haben sollte, macht es mir nichts aus, mich noch mal zu beweisen. Jedes Turnier ist auch eine Gelegenheit, um sich zu zeigen. Ich sage immer: Wer etwas über Fussball weiss, kennt mich gut.»

Heute Abend bekommt Dani Olmo die nächste Gelegenheit, sich noch mehr ins Rampenlicht zu katapultieren. Tore im Halbfinal gegen Frankreich wären beste Werbung in eigener Sache. Und würden die Tendenz steigern, dass er in der kommenden Saison nicht mehr für RB Leipzig spielt. Der bis 2027 laufende Vertrag des Mittelfeldspielers beinhaltet eine Ausstiegsklausel in Höhe von 60 Millionen Euro und muss noch im Juli gezogen werden. An Interessenten mangelt es nicht, um Olmos Dienste buhlen unter anderem sein Stammklub FC Barcelona, aber auch Manchester City, wo er den abwanderungswilligen Kevin De Bruyne ersetzen könnte, der FC Liverpool oder der FC Bayern München.

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