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Das grosse Abwehr-Casting zum Auftakt des Quali-Jahres

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2025 steht für das Schweizer Nationalteam ganz im Zeichen der WM-Qualifikation. Um dafür gerüstet zu sein, beginnt Trainer Murat Yakin das Jahr mit einem Casting - vor allem in der Abwehr.

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Einer von einigen Überraschungsmännern im Nationalteam: Der dänisch-schweizerische Doppelbürger Stefan Gartenmann © KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Murat Yakin strebt den Hattrick an. Nach der WM 2022 in Katar und der EM 2024 in Deutschland soll die WM 2026 in Nordamerika folgen. Es ist das grosse Ziel des 50-jährigen Nationaltrainers. Er würde mit der dritten Qualifikation in Folge mit seinem Vorgänger Vladimir Petkovic gleichziehen. Dieser führte das Nationalteam zu zwei Europameisterschaften und einer Weltmeisterschaft. Bei Yakin wäre es umgekehrt und damit noch etwas eindrücklicher - schliesslich sind in WM-Qualifikationen weniger Plätze zu vergeben.

Die Spiele gegen Schweden, Slowenien und Kosovo, die über die Turnierteilnahme entscheiden, finden aber erst zwischen September und November statt. Bis dahin hat Yakin Zeit, die besten Spieler für die grosse Herausforderung zu finden. "Wir wollen neuen und jungen Spielern eine Chance geben", sagt der Nationaltrainer. "Es geht darum, im Herbst verschiedene Optionen zu haben."

Und so kommt es im Trainingslager in Almancil, am südlichen Ende Portugals, zum grossen Spieler-Casting. In der Offensive wird der junge Lausanner Alvyn Sanches unter besonderer Beobachtung stehen. In erster Linie interessiert aber die Situation in der Defensive.

Von den neun Verteidigern des aktuellen Kaders verfügt nur Ricardo Rodriguez über langjährige Erfahrung: Er hat bereits 125 Länderspiele bestritten. Danach klafft eine riesige Lücke. Eray Cömert kommt immerhin auf 17 Einsätze, der "dritterfahrenste" Spieler ist Cédric Zesiger mit vier Partien. Aurèle Amenda und Miro Muheim bestritten ihre bisher einzigen Länderspiele im vergangenen Herbst. Lucas Blondel, Stefan Gartenmann, Albian Hajdari und Isaac Schmidt sind noch nie im Nati-Dress auf dem Platz gestanden.

Dass Abwehrchef Manuel Akanji verletzungsbedingt nicht dabei sein würde, war bekannt. Dass Nico Elvedi nicht berücksichtigt wurde, überraschte. "Ich habe Nico erklärt, dass ich ihn kenne, dass ich weiss, was ich an ihm habe", erklärt Yakin. Auch Silvan Widmer (49 Länderspiele), Edimilson Fernandes (34), Kevin Mbabu (25) oder Ulisses Garcia (10) blieben ohne Aufgebot. Nun sollen sich andere beweisen.

Somit steht bereits fest: Gegen Nordirland am Freitag (in Belfast) und gegen Luxemburg am Dienstag (in St. Gallen) wird es zu einer ungewohnten, womöglich sogar abenteuerlichen Abwehrreihe kommen. So liess Yakin bei der Kaderbekanntgabe durchblicken, dass er viel von Blondel und Gartenmann hält. Beide sind 28 Jahre alt, also keine Nachwuchshoffnungen mehr, und haben in ihrem Leben kaum Zeit in der Schweiz verbracht. Blondel ist in Argentinien aufgewachsen, Gartenmann in Dänemark. Zwei "Exoten" aus dem Hut zu zaubern, passt zu Yakin, der schon früher mit unkonventionellen Personalentscheiden überrascht hat. Manchmal hatte er Erfolg damit, manchmal weniger.

Yakin scheint auch von seinem Credo abgewichen zu sein, nur Spieler aufzubieten, die in ihren Vereinen regelmässig zum Einsatz kommen. Schmidt kam in dieser Saison bei Leeds United nur zweimal im FA Cup über die volle Distanz zum Einsatz. In der Liga wurde er sieben Mal in der Schlussphase eingewechselt, zuletzt am zweiten Weihnachtstag. Aurèle Amenda verletzte sich bei seinem Debüt in der Nationalmannschaft im November und feierte erst in der vergangenen Woche als Einwechselspieler sein Comeback. Schmidt sei schon länger auf dem Radar gewesen, sagt Yakin, und Amenda habe in seiner Premiere überzeugt. "Letztlich geht es für uns auch um das Kennenlernen."

Yakin nimmt den Begriff "Testspiel" wörtlich und probiert aus, wer noch ins Team passen könnte. Im Vergleich zum 26-köpfigen EM-Kader vom vergangenen Sommer wurde die Hälfte der Spieler ausgetauscht. "Vielleicht wollten wir den Umbruch im Herbst noch nicht so richtig wahrhaben", sagt der Trainer. "Aber jetzt müssen wir bereit sein: Ich hoffe nicht, aber wenn Leistungsträger wie Granit (Xhaka) oder Manu (Akanji) wieder ausfallen, müssen wir Optionen haben."

Yakin erinnert daran, dass auch vor der EM eine Art Casting stattgefunden hat. Damals überraschte der Coach mit einem XXL-Kader von fast 40 Spielern, das nach und nach reduziert wurde. Der Erfolg des Turniers sei für ihn eine Bestätigung gewesen. Davon angespornt, werden er und sein neuer Assistent Davide Callà nun ähnlich vorgehen und im März und wohl auch in den beiden Testspielen im Juni auf die Suche nach dem neuen Superstar gehen.

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