«Das Eishockey lebt wieder im Hockey-Country»
Der langjährige Stürmer und Internationale Thierry Paterlini (48) ist in seiner zweiten Saison Headcoach der SCL Tigers, sorgte mit seinem Team in den letzten Wochen für positive Schlagzeilen und ärgerte die Schwergewichte der Liga. Auch heute den HC Lugano?
Nach 23 Spielen ein Platz, der für die Pre-Playoffs reichen würde und nur zwei Punkte hinter Meister Servette und Rekordmeister HCD. Das muss wie Musik in Ihren Ohren tönen…
Thierry Paterlini: Die Tabellensituation interessiert uns grundsätzlich nicht gross. Wir nehmen Spiel für Spiel und versuchen, fleissig Punkte zu sammeln. Solange dies der Fall ist, befinden wir uns auf einem gutem Weg.
Weshalb läuft es den Tigers so gut?
Wir finden als Mannschaft in jedem Spiel Wege, um es dem Gegner schwer zu machen. Das ist enorm wichtig für uns. Nach einer Phase, in der wir zwei, drei hohe Niederlagen kassierten, konnten wir uns stabilisieren. Gleichzeitig muss man sehen, dass wir momentan sehr effizient sind, aus wenigen Chancen Tore erzielen, unser Torhüter gut performt – das sind die Komponenten, die wir brauchen, um Erfolg zu haben.
Vor der Saison sahen viele Experten Langnau auf einem der letzten zwei, drei Plätze. Lagen sie alle falsch?
Es sind erst 23 Spiele absolviert, wir machen, was wir können, mit dem Personal, das uns zur Verfügung steht; ich finde, das gelingt uns zurzeit gut. Wir sind mit dem Entwicklungsstand zufrieden. Aber wir müssen dies jeden Tag im Training oder im Spiel wieder neu beweisen, sonst gibt es für uns nichts zu holen. Dessen sind wir uns bewusst.
Auf Rang 13 beträgt die Reserve elf Punkte, doch die können schnell wegschmelzen.
Die Tabelle zählt erst am Schluss, wenn die Regular Season beendet ist. Wir müssen Konstanz hinkriegen, das ist wichtig. Und wenn wir so weiterarbeiten, werden wir weiterhin Punkte sammeln können. Für welchen Rang das reicht, werden wir nach den 52 Runden sehen.
Am Donnerstag treffen Sie auswärts auf Lugano. Was erwarten Sie da? Daheim gab es im Oktober ein 0:8…
Lugano hat uns in unserem Stadion mit seiner offensiven Kraft zerstört. Es ist eine starke Mannschaft mit vielen Möglichkeiten im Line-up. Da müssen wir bereit sein – und dann eiskalt zuschlagen, wenn sich uns Chancen bieten. Doch das ist eigentlich gegen jeden Gegner so. In unserer Liga sind so alle Mannschaften mit vielen guten Spielern bestückt.
Und auch die Tigers holen aus ihren Möglichkeiten viel heraus…
…ja, ich denke, das ist uns bis anhin gut geglückt.
Sie sind nun in der zweiten Saison im Emmental. Wie gefällt es Ihnen?
Sehr gut, sonst hätte ich nicht um ein Jahr verlängert.
Bemerkenswert war, dass Ihr Vertrag in dieser Saison nach dem vierten Spieltag und einem 0:7 gegen Bern vorzeitig verlängert wurde…
Es ist klar, dass die Unterschrift nicht nach diesem Match passiert ist, sondern dass die Verlängerung schon länger klar war. Die Gespräche fanden bereits vor der Saison statt, es brauchte dann einfach noch Zeit, um das ganze Paket auch mit Jukka Varmanen und Steve Hirschi kommunizieren zu können. Der Klub entschied, dies unabhängig vom Resultat dieses Spiels zu kommunizieren, was auch das Selbstbewusstsein der Organisation zeigt. Man lässt sich nicht wegen eines schlechten Resultats aus der Bahn werfen.
Es gab auch Leute, die befürchteten, dass die Tigers als erste NL-Station ein Himmelfahrtskommando sein könnten. Verstehen Sie das?
Das war es vielleicht auch und gleichzeitig war das die Herausforderung, die ich angehen wollte. Es war mir bewusst, dass dieser Wechsel Gefahren mit sich bringt. Gleichzeitig war mir immer klar, dass der Start in der National League bei einem Klub erfolgen wird, bei dem nicht alles rund läuft. Dass man Lösungen finden und neue Kulturen entwickeln muss. Deshalb habe ich mich auch entschieden, diese Aufgabe anzupacken.
Welche Kultur war Ihnen denn wichtig?
Zuvor bestand eine Angstkultur. Viele Trainerwechsel, jeder hatte auf die Spieler eingedroschen. Die Spieler fühlten sich in der Garderobe nicht mehr wohl, hatten Angst vor Fehlern. Mit diesem Mindset kann sich kein Sportler weiterentwickeln. Mir war es wichtig, dies zu ändern, dass eine neue Stärke gefunden wird, dass die Spieler wieder an sich glauben.
Nachwuchs, Swiss League, National League: Ihre Trainerkarriere scheint gut geplant zu sein. Was ist der nächste Schritt?
Das sieht auf dem Papier wie vorausgeplant aus. In unserem Business braucht es aber auch im richtigen Moment die passenden Umstände oder Angebote. Vom Verband konnte ich zu La Chaux-de-Fonds, das war perfekt, auch mit der Zusammenarbeit mit Loïc Burkhalter. Wir haben uns gut ergänzt und konnten die Mannschaft weiterbringen. Ich denke, dass wir nun auch in Langnau etwas in Gang setzen konnten, dass wir uns gemeinsam weiterentwickeln, was sehr schön zu sehen ist.
Als Spieler waren Sie Meister und Spengler Cup-Sieger…
Ich profitiere heute davon, dass ich viele Erfahrungen sammeln konnte. Es gab als Spieler Höhepunkte, aber auch Tiefpunkte mit Verletzungen und schlechten Phasen. Das sind Dinge, die auch meine Spieler durchlaufen. Ich kann mich in ihre Lage versetzen, weiss, was in ihnen abgeht und kann ihnen auch dank meinen Erlebnissen weiterhelfen.
Ich kann mir vorstellen, dass Ihre Erfolge als Spieler wohl auch als Trainer Ihr Ziel sind, oder?
Meine Zeit als Spieler ist lange her, das war fast eine andere Sportart. Ich hatte das Glück, in guten Teams spielen zu dürfen. Als Coach bin ich noch an einem anderen Ort, wir sind daran, uns mit Langnau zu etablieren und zu festigen. Wir hatten in den letzten Heimspielen in der Emmental Versicherung Arena volles Haus, worüber wir sehr dankbar sind. Unsere Spielweise gefällt den Langnauern. Das Eishockey lebt wieder im Hockey-Country. Das möchten wir so beibehalten. Viel weiter plane ich aktuell nicht.
Kurzfristig wäre das Erreichen der Playoffs aber schon ein Traum…
Wir haben am Anfang der Saison gesagt, dass wir um den zehnten Platz mitspielen wollen – und dieses Ziel streben wir nach wie vor an. Und es ist möglich.