Daniel Vozenilek: Liebling und Hassfigur
Die eigenen Fans lieben ihn, die gegnerischen Anhänger hassen ihn und gleichzeitig ist klar: EVZ-Stürmer Daniel Vozenilek lässt niemanden kalt und ist im wahrsten Sinn des Wortes eine Wucht.
Es gibt sie, diese Spieler, die auf dem Eis immer auffallen. Dazu gehört auch der Tscheche Daniel Vozenilek, der auf diese Saison hin aus Tschechien zum EV Zug gestossen ist und auf Anhieb voll eingeschlagen hat. 14 Tore und 11 Assists sind nach 20 Spielen in der National League seine erfolgreiche Ausbeute, damit steht er in der Skorerliste der höchsten Schweizer Liga ganz oben. Ein Zeichen für seine Stärke ist auch, dass er in dieser Saison in elf Spielen in Folge ein Tor erzielte und damit den Zuger Uralt-Rekord der Legende Bill McDougall aus der Saison 1996/97 brach. Zur Liga-Bestmarke reichte es dagegen nicht ganz, die hält nach wie vor HCD-Legende Lance Nethery, der in der Saison 1985/86 in 14 Spielen in Folge traf.
Irgendwie ist diese Entwicklung erstaunlich, wenn man einen Blick zurück wagt. Vozenilek musste in seiner Heimat in jungen Jahren lange untendurch, ihm wurde die Fähigkeit zu einer Profikarriere abgesprochen. Doch er blieb beharrlich am Puck, glaubte an sich, entwickelte sich unter anderem in einem einjährigen Gastspiel in Finnland, in Rovaniemi, und später in Budweis weiter – und schaffte zwischen 2022 und 2024 bei Ocelari Trinec den finalen Durchbruch, als er zweimal tschechischer Meister wurde und im vergangenen Frühling mit Tschechien WM-Gold gewann. Die Wende zum Guten gelang ihm in Budweis, als ihm der Trainer sagte, dass er seine Portion Aggressivität zu seinem Spielstil hinzufügen und seine Stärken vereinen müsse.
Masse und Klasse
Diese Aggressivität zeichnet den 28-Jährigen auch heute noch aus. Er geht seinen Gegnern unter die Haut, sorgt mit seinen wehenden Haaren und seinen Gardemassen – 97 Kilogramm verteilt auf 197 Zentimeter – für eine unheimliche Präsenz, beschäftigt seine Gegner mit seiner Wucht, überzeugt bei Bedarf auch mit der nötigen Härte. Er vereint Masse und Klasse und versteht es meisterhaft, die Gegner zu provozieren.
Die Gegner und deren Fans hassen ihn, Vozenilek selber lässt das aber kalt. Er sagt kurz und knapp: «Ich will ja keine Freunde finden beim Gegner.» Diese Emotionen gehören schlicht zu seinem Spiel und machen ihn stark, teilweise braucht er auch einen harten, krachenden Check, um auf Betriebstemperatur zu kommen. «Wenn Intensität und Emotionen im Spiel sind, spiele ich mein bestes Eishockey», sagt der Tscheche. Und: «Wenn es emotional wird, fühle ich mich wohler. Ruhige Spiele mag ich nicht so gerne.»
Ruhig war es um Vozenilek in dieser Saison selten, zu oft stand er wegen Skorerpunkten und Strafen im Rampenlicht. Es ist für den Vater von drei Söhnen im Alter von sechs, drei und zwei Jahren eine Gratwanderung, die nicht immer einfach zu bewältigen ist. «Ich habe einige unnötige Strafen kassiert. Die Schiedsrichter haben einen sehr schwierigen Job. Ich muss mich auf meine Arbeit konzentrieren. Denn ich will der Mannschaft helfen und nicht schaden», so Vozenilek.
Lieber Mitspieler als Gegner…
«Er hat immer viele Schläge ausgeteilt. Was ist der Unterschied? Heute ist er nicht nur ein unangenehmer Spieler, dem man wegen seines Körperspiels begegnen kann, sondern er schiesst auch Tore», erklärte kürzlich Servettes Michael Spacek, der Vozenilek seit vielen Jahren kennt. Man habe ihn lieber im eigenen Team und nicht als Gegner, was Vozenilek bestätigt: «Ich glaube, das gilt auch für die Fans. In meinem Land hassen mich die gegnerischen Fans. Aber ich glaube, dass die Fans meines Teams mich eher mögen.»
Für die Schweiz und Zug treffen beide Aussagen definitiv zu, und so ist auch klar, dass Daniel Vozenilek, der jedem Gegner weh tut – mit seiner Härte oder mit seinen Skorerpunkten – längst in der National League angekommen ist.