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Camille Rast auf dem Weg zurück

Younes

Gestern realisierte Camille Rast beim Slalom in Zagreb mit Rang 6 ihr zweitbestes Weltcup-Resultat. Kann die Walliserin, die schwere Zeiten hinter sich hat, heute nachdoppeln?

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Im ersten Slalom von Zagreb überzeugte Camille Rast mit Rang 6. © IMAGO / Pixsell

Camille Rast ist erst 23 Jahre alt, hat aber schon ein bewegtes Leben hinter sich. Sie galt im Skirennsport als riesiges Talent, als eine, welche die Konkurrenz in Grund und Boden fahren könnte. Mit 17 Jahren wurde sie Junioren-Weltmeisterin im Slalom, erreichte im Weltcup einen Top-10-Platz. Es schien, als sei sie eine junge Frau auf der Sonnenseite des Lebens. Doch die Realität sah anders aus.

Im vergangenen Sommer erzählte die Walliserin dem Magazin «Die Sportlerin» ihre Lebensgeschichte, und die offenbarte, wie schlecht es ihr ging. Mit gerade mal 18 Jahren rutschte Camille Rast in eine gravierende Depression. Im Winter 2016/17, als sie Junioren-Weltmeisterin wurde, bestritt sie Rennen um Rennen, war sportlich top. Aber sie kämpfte auch mit Knieproblemen und hatte Mühe, den verpassten Schulstoff nachzuholen. Am Ende der Saison war sie ausgelaugt, müde, später wurde das Pfeiffer’sche Drüsenfieber diagnostiziert. Dennoch trainierte sie weiter, bestritt die folgende Saison, stellte sich aber im Hotelzimmer Sinnfragen wie: Warum lebe ich? Wofür lebe ich? Sie dachte daran, einen kleinen Sturz zu fabrizieren, um nicht mehr weiterfahren zu müssen und dem Tross entfliehen zu können.

«Man sieht nur die Resultate. Wie es in einer Athletin aussieht, weiss kaum einer.»

Im Februar 2018 brach Camille Rast die Saison ab, begab sich in psychologische Behandlung. Vom Skifahren wollte sie nichts mehr wissen. Es dauerte bis im Herbst 2018, bis diese schwere Zeit, diese Depression, überstanden war. Dieses Jahr habe sie als Person verändert, sagt sie. Und: «Es sollte mehr über psychische Gesundheit gesprochen werden, gerade im Sport. Man sieht nur die Resultate. Wie es in einer Athletin aussieht, weiss kaum einer.»

Im Winter 2018/19 fuhr sie wieder Rennen, ohne grosse Ziele, und gewann an der Junioren-WM Silber im Riesenslalom. Aber nur ein paar Wochen später zog sie sich eine schwere Knieverletzung zu. Eine ganze Saison lang pausierte Camille Rast, arbeitete in dieser Zeit ihre Vergangenheit auf, kehrte danach zurück und fuhr in die erweiterte Weltspitze. Sie qualifizierte sich für die WM 2021 in Cortina (8. Platz) und die Olympischen Spiele 2022 in Peking (Rang 7).

«Vielleicht war ich etwas zu jung für eine solche Entscheidung.»

Auf diese Saison hin wechselte sie nun das Material. Statt wie in den letzten Jahren auf Head setzt sie nun auf das französische Produkt Salomon. Der Entscheid war ein Risiko. Denn die Abstimmung von Ski, Bindung, Bindungsplatte und Skischuh ist komplex. Rast kämpfte mit Problemen, kam weder im Slalom noch im Riesenslalom auf Touren. Sie suchte und sucht mit Trainern und mit den Serviceleuten nach Lösungen und sagte schon: «Vielleicht war ich etwas zu jung für eine solche Entscheidung. Die Schlüssel habe ich jedenfalls noch nicht gefunden.» Sie bereue aber den Materialwechsel nicht, habe schon viel gelernt und hoffe, dass ihr dieser Schritt für die Zukunft helfe.

Im ersten Rennen von Zagreb tauchte nun ein grosser Hoffnungsschimmer am Horizont auf. Im weichen Schnee fuhr Rast im ersten Lauf auf Rang 9, im zweiten Durchgang verbesserte sie sich auf den sechsten Platz. Besser war sie im Weltcup in ihrer Karriere bislang erst einmal, vor einem Jahr beim Slalom in Schladming mit dem vierten Platz. Vor der Saison hat Camille Rast erklärt, dass sie sich in den ersten 15 der Weltrangliste etablieren und den ersten Podestplatz herausfahren wolle. Hoffentlich kann sie im zweiten Slalom von Zagreb, den sie heute Nachmittag mit der Startnummer 19 in Angriff nimmt, einen nächsten Schritt vorwärts machen.

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