Brignone übernimmt Super-G-Führung und macht Gesamtweltcup perfekt
Federica Brignone holt im zweiten Super-G in La Thuile zum grossen Schlag aus. Die Italienerin übernimmt die Führung in der Disziplinenwertung von Lara Gut-Behrami und sichert sich den Gesamtweltcup.
Zehn Kilometer Luftlinie von ihrem Wohnort in La Salle entfernt schlug Federica Brignone am Freitag zwei Fliegen mit einer Klappe. Auch weil Emma Aicher, die deutsche Gewinnerin vom Donnerstag, nach besten Zwischenzeiten ausschied, sicherte sich die im Kindesalter ins Aostatal gezogene Mailänderin mit dem Sieg im fünftletzten Rennen des Winters den Gesamtweltcup und schob sich in der Super-G-Wertung an Lara Gut-Behrami vorbei an die Spitze.
"Es sind verrückte Emotionen. Vor meinen Heimpublikum zu gewinnen, war eines der grossen Saisonziele, und den Gesamtweltcup zu gewinnen, ist das Grösste für eine Skirennfahrerin", sagte Brignone überwältigt. Es sei ihr in dieser Saison gelungen, gleichzeitig ruhig zu sein und aggressiv zu fahren, so die mit 34 Jahren älteste Siegerin und beste Fahrerin der Gegenwart.
Tatsächlich war Brignone in den letzten Wochen kaum mehr zu stoppen: Acht ihrer zehn Saisonsiege fuhr sie nach dem Jahreswechsel ein. Zweimal schied sie in dieser Zeitspanne aus, in den 14 übrigen Rennen war sie nie schlechter als Fünfte, zwölfmal stieg sie aufs Podest. Wie Marco Odermatt, und um ein Haar Gut-Behrami in der Vorsaison, könnte Brignone ihre märchenhafte Saison mit vier Kristallkugeln veredeln. Auch in der Abfahrt und im Riesenslalom geht sie mit einer ausgezeichneten Ausgangslage ins Finale.
Am Freitag holte sich Brignone den Sieg hauchdünn vor Sofia Goggia und Romane Miradoli. Lara Gut-Behrami belegte zeitgleich mit Corinne Suter den 4. Platz, womit die Tessinerin fast gleichauf mit Brignone ins Finale um die kleine Kristallkugel im Super-G geht. Brignone war im verkürzten Rennen eine respektive fünf Hundertstelsekunden schneller als Goggia und Miradoli. Gut-Behrami, tags zuvor einen Platz hinter Brignone ebenfalls Vierte, verpasste die Podestränge wie Suter um drei Zehntel - und war bedient. Wortlos verliess sie den Zielraum und reiste aus La Thuile ab.
Die Entscheidung in der Disziplinenwertung wird zum Krimi. Brignone nimmt eine Minireserve von fünf Punkten ins Finale in Sun Valley, wo am Sonntag, 23. März, der letzte Super-G auf dem Programm steht. Klassieren sich beide auch im neunten Rennen in den Top 5, lässt sich mit einer Ausnahme sagen: Wer sich vor der anderen klassiert, holt sich die Kugel. Für Gut-Behrami wäre es die sechste im Super-G, für Brignone die zweite. Würde Gut-Behrami Vierte und Brignone Fünfte, wären sie punktgleich und hätte Brignone mit 2:1-Siegen die Nase vorne.
Brignones zweiter Triumph im Gesamtweltcup nach 2020 steht faktisch bereits vor dem Finale fest. Die Mailänderin führt in der Gesamtwertung nun 382 Punkte vor Gut-Behrami, die nur noch drei Rennen bestreiten wird.
Den Schweizerinnen, die im Aostatal die Führung in der Nationenwertung der Frauen an Italien abtreten mussten, gelang mit den beiden 4. Plätzen sowie dem 10. Rang von Joana Hählen eine kleine Steigerung im Vergleich zum Donnerstag. Hählen qualifizierte sich mit ihrem besten Saisonresultat gerade noch für das Finale der besten 25.
Bei diesem sind auch Michelle Gisin und Malorie Blanc dabei. Wobei Gisin den 9. Platz vom Donnerstag als 22. nicht bestätigen konnte und Blanc als 25. im Rennen und im Super-G-Weltcup eine Punktlandung hinlegte.