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Meinungen Eishockey

Braucht die National League einen «Salary Cap»? Zwei Meinungen!

Andy-Pat

Wie immer im Herbst dreht sich das NL-Transferkarussell auf Hochtouren. Die bekanntesten Namen auf dem Markt sind begehrt und können sich ihren Arbeitgeber aussuchen. Zu den «Kleinen» der Liga wechseln sie mangels finanzieller Perspektiven allerdings nie. Die Liga könnte das ändern – aber sollte sie auch? Unsere Redaktoren Patrick Y. Fischer und Andy Maschek sind sich uneinig.

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Die ZSC Lions und der EHC Biel arbeiten mit unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten. © Keystone

Patrick Y. Fischer sagt: Ja

Letzten April schnupperte der EHC Biel zum ersten Mal seit 1983 wieder am Schweizermeistertitel, scheiterte aber denkbar knapp in sieben Spielen. Bitter für die Seeländer, die so schnell wohl nicht mehr die Chance erhalten werden, um den vierten Meistertitel der Klubgeschichte (nach 1978, 1981, 1983) zu spielen. Zu gross ist der finanzielle Rückstand gegenüber der Konkurrenz an der Ligaspitze, der sich auf die kommende Spielzeit hin wie folgt manifestiert: mit Luca Hischier (Servette), Joren van Pottelberghe (Lugano), Mike Künzle (Zug) und Yannick Rathgeb (Fribourg) verlassen gleich vier Leistungsträger den Klub, um sich der besser situierten Konkurrenz anzuschliessen. Und weder der EHC Biel noch die aktuelle Saison sind diesbezüglich Ausnahmen. Das Spiel, dass Leistungsträger von Klubs wie Ambrì, Langnau oder Rapperswil nach Bern, Lugano, Zug und Zürich (oder zumindest nach Davos oder Genf) wechseln, wiederholt sich jedes Jahr – und fördert weder die Qualität noch die Spannung in der Liga.

Zwar brüstet sich die NL gerne mit ihrer Ausgeglichenheit, tatsächlich ist diese aber gar nicht so gross, wie oft behauptet wird. Für gewöhnlich qualifizieren sich die Grossklubs nahezu geschlossen für die Playoffs und wenn ein SCB, Lugano oder ZSC tatsächlich scheitern, entspricht das eher der sprichwörtlichen Regel, die die Ausnahme bestätigt, als einer nachhaltigen Veränderung der Hierarchie. Insbesondere im Kampf um den Meistertitel, der vor Servettes Triumph im April zuletzt vor 26 Jahren von einem Klub errungen wurde, der nicht EVZ, HCL, HCD, SCB oder ZSC heisst. Was alle diese Klubs (mit Ausnahme des SC Bern) gemeinsam haben? Wohlhabende Mäzene und Gönner, einen Spengler Cup oder eine spendable Stiftung im Hintergrund, die im Ernstfall die notwendigen Mittel bereitstellen, um im Werben um einen begehrten Spieler noch eine Schippe draufzulegen.

Gewiss, von Verhältnissen wie im Fussball, wo die Ligaspitze ihrer Konkurrenz vielerorts um Lichtjahre enteilt ist und Serienmeister zur Tagesordnung gehören, sind wir in der National League zum Glück weit entfernt. Aber wie sieht es z.B. beim Vergleich mit den grossen US-Sportarten aus, inklusive der NHL? In Sachen Ausgeglichenheit und Konkurrenzkampf kann unser Eishockey hier nicht mithalten – auch weil im nordamerikanischen Markt künstliche Mechanismen greifen, welche die Chancengleichheit als oberstes Gebot für eine erfolgreiche Liga fördern und schützen. Ein Schicksal wie das des EHC Biel wäre in Nordamerika ebenso schwer vorstellbar, wie die nahezu aussichtlose Perspektive eines SCL oder eines HCAP, wenn es um den Gewinn der Meisterschaft geht. Warum also genau in diesem Bereich nicht von den Besten lernen? Das Schweizer Eishockey könnte von einer Liga, in der sich die Teams tatsächlich auf Augenhöhe begegnen, in vielen Bereichen nur profitieren.

 

Andy Maschek sagt: Nein

Wer auf die Liste der Schweizer Eishockeymeister in diesem Jahrtausend blickt, kann sich schnell langweilen. Zwischen 2000 und 2022 finden sich da nur die ZSC Lions, der HC Davos, der SC Bern, der HC Lugano und der EV Zug. Ein Novum war, dass Servette die Saison 2022/23 als Meister abschloss. Es sind alles finanziell potente Klubs, die auf externe Geldquellen zugreifen können oder ein cleveres Geschäftsmodell entwickelt haben.

Sollen sie nun für diese Erfolge bestraft werden? Nein! Ein Salary Cap kann zwar in der Theorie gut sein, um die allgemeine Ausgabenexplosion zu beenden, auf die Kostenbremse zu treten und vielleicht auch, um eine ausgeglichenere Liga zu schaffen. Aber ist es in der Praxis fast nicht umzusetzen.

Wenn in der Schweiz eine Lohnobergrenze – und damit verbunden eine Luxussteuer für all jene, welche dieses Limit überschreiten – eingeführt werden soll, müssen die Finanzen und die Geldflüsse genau überwacht werden. Dafür bräuchte es einerseits eine hierzulande nur schwierig vorzustellende Lohntransparenz und müssten diverse rechtliche Aufgaben gelöst werden. Oder man einigt sich auf ein Gentlemens Agreement, das aber weder überwacht noch kontrolliert werden kann – und nicht rechtlich verbindlich wäre.

Ein weiterer Aspekt ist der gesunde Menschenverstand. Mäzene wie die Familie Mantegazza oder Walter Frey können mit ihrem Geld tun und lassen, was sie wollen. Diese Engagements im Sport erfolgen aus Leidenschaft und nicht mit wirtschaftlichem Kalkül. Denn die Antwort auf die Frage, wie man im Sport ein kleines Vermögen machen kann, ist hinlänglich bekannt: indem man mit einem grossen Vermögen beginnt. Niemand kann diesen Mäzenen vorschreiben, wo und was sie sich leisten. Sollte das dennoch versucht werden, bestünde die Gefahr, dass diese Geldhähne schnell zugedreht würden.

Dazu kommt, dass für einen Salary Cap eine geschlossene höchste Spielklasse nötig wäre. Aber mit welchen Teams? Den 14 wie heute? Kommen andere wie Olten, Visp oder auch La Chaux-de-Fonds, sollten die infrastrukturellen Probleme behoben werden können, dazu? Was passiert, wenn Chris McSorley in Sierre wirklich der Bau eines neuen Eishockeytempels gelingen sollte? Wie würden die Fans reagieren, wenn der Auf- und Abstieg entfällt und es so bei vielen Klubs früh nur noch um die goldene Ananas geht? Wie entwickelt sich das Niveau, wenn die National League plötzlich 16 oder 18 Teams umfassen sollte? Fragen über Fragen…

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass man sich mit Geld alleine sportlichen Erfolg nicht leisten kann, auch wenn der Weg zu den Titeln mit finanzieller Potenz natürlich einfacher ist. Es hat aber auch einen Reiz, diese finanziellen Schwergewichte in sportlichen Nöten zu sehen, wie es in der Vergangenheit immer wieder mal der Fall war. Man denke nur an die Titeldürre des HC Lugano, der sich letztmals 2006 als Meister feiern lassen konnte, seither nur zweimal den Final und einmal den Halbfinal erreichte, aber auch zweimal den Gang ins Playout antreten musste. Oder an die Playout-Teilnahmen der ZSC Lions 2006 und 2019 oder des EV Zug 2014 und die letzten Krisenjahre des SCB. Im Gegensatz dazu stehen die alljährlichen Träume der anderen Klubs, einen Coup zu schaffen. Lasst uns das beibehalten.

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