skysport.ch
Sky Sport

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
News American Football

Black Monday in der NFL: Wenn Coaches reihenweise in die Wüste geschickt werden

Patrick

Eben noch an der Seitenlinie, spätestens am nächsten Tag ohne Anstellung. Trainer weltweit kennen dieses Phänomen, welches in der National Football League (NFL) als Black Monday – als sprichwörtlich schwarzer Montag – bezeichnet wird. Gestern war es wieder einmal soweit.

IMAGO_USA TODAY Network_RR und AS trafen mit Teams im Okt aufeinandern_nun entlassen
Mitte Oktober trafen Arthur Smith (l.) und Ron Rivera (r.) mit ihren Teams aufeinander - nun wurden beide entlassen © IMAGO / USA TODAY Network

Der schwarze Montag

Warum eigentlicher «schwarzer Montag»? Schliesslich gehören Trainerentlassungen weltweit zum Alltag. Gefühlt lesen wir jeden zweiten Tag irgendwo von einer Entlassung. Und genau an diesem Punkt unterscheidet sich die National Football League von den meisten anderen Sportligen. Denn in der NFL trennen sich die Klubs nur in Ausnahmefällen bereits während der laufenden Spielzeit von ihren Übungsleitern. Denn da gibt es zum einen die verhältnismässig geringe Anzahl an Spielen (17 in der Regular Season). Zum anderen den hohen Einflussgrad der Trainer auf die strategisch-taktische Spielausrichtung ihrer Teams (Stichworte Playbook und wöchentlicher Gameplan). So kommt es eigentlich nur in komplett aussichtlosen Situationen bereits während der laufenden Spielzeit zur Trennung, auch, weil dieser Schritt vom US-Sportpublikum, bei dem unmittelbare Erfolgaussichten und Unterhaltung höher gewichtet werden als in Europa, weniger goutiert wird. Ist die Saison aber erst einmal zu Ende, wird in der Regel rasch gehandelt. Dass ein Trainer, der auf der Kippe steht, erst nach eingehender Analyse (die in diesem Fall meist schon in den letzten Wochen der Saison stattgefunden hat) und ein bis zwei Wochen nach Saisonschluss entlassen wird, kommt selten vor. In diesem Jahr könnte mit Bill Belichick (New England Patriots) allerdings ausgerechnet der erfolgreichste Head Coach aller Zeiten (sechs Super-Bowl-Triumphe) zu der Ausnahme werden, die diese Regel bestätigt.

 

Ein moderates Jahr

Entsprechend ging es auch gestern schnell. Mit Ron Rivera von den Washington Commanders und Arthur Smith von den Atlanta Falcons, sowie den beiden «Defense Coordinators» Wink Martendale (NY Giants) und Mike Caldwell (Jacksonville Jaguars) verloren nicht weniger als vier hochrangige Coaches ihre Stelle. Hinzu kamen GM Scott Fitterer von den Carolina Panthers sowie diverse Positions- und Assistenz-Coaches. Trotzdem: Im Vergleich zu anderen Jahren verlief der Black Monday 2024 moderat, was auch mit der Tatsache zu tun hat, dass mit Frank Reich (Carolina Panthers), Josh McDaniels (Las Vegas Raiders) und Brandon Staley (LA Chargers) mehr Hauptübungsleiter als auch schon während der Saison ihren Job verloren. Noch 2022 blieben innerhalb von 24 Stunden nach dem letzten Saisonspiel sechs Head Coaches auf der Strecke, im Anschluss an die Spielzeit 2012 sogar deren sieben plus nicht weniger als fünf General Managers. Trotzdem ist klar, dass der Entscheid sich vom sportlichen Führungspersonal zu trennen für jede Franchise und jeden betroffenen Coach oder GM ein einschneidendes Erlebnis darstellt.

 

IMAGO_USA TODAY Network_trotz 6 sb triumphen auf der Kippe_bb hat bm vorerst überlebt

Ist er trotz sechs Super-Bowl-Triumphen der Nächste? Patriots-Coach Bill Belichick (IMAGO / USA TODAY Network)

 

Das Ende des Schreckens

Denn das rasche Ende nach Saisonschluss ist nicht selten der finale Akt einer Phase, die die wenigsten Betroffenen als angenehm in Erinnerung behalten. In den Woche zuvor werden die erfolglosen Trainer nämlich von den Medien fast täglich auf das mögliche, nahe Ende hingewiesen. Gleichzeigt gilt es allen Spekulationen zu trotzen, denn die knapp 70 Mann starken Kader sowie die rund 20 Assistenten müssen bei Laune gehalten und auf den nächsten Gegner vorbereitet werden, obwohl auch ihnen bei einer Entlassung des Head Coaches das gleiche Schicksal droht. Und schliesslich gibt es da auch noch die Familien der betroffenen Übungsleiter, welche das sich anbahnende Drama in den Wochen und Monaten zuvor im Hintergrund miterleben. «Der Versuch, meine Familie davon zu isolieren, war eine meiner grössten Herausforderungen», erklärt der ehemalige (Indianapolis) Colts Head Coach Chuck Pagano denn auch kürzlich gegenüber dem amerikanischen Sport-Portal «The Athletic». Auch deshalb sind am Schluss viele froh, wird die Trennung, über die im Vorfeld auch intern oft nur ein bis zwei Personen Bescheid wissen, schnell vollzogen, so dass sowohl die Organisation als auch die Betroffenen ihren Blick rasch wieder nach vorne richten können. Eine Sichtweise, die auch die Macher des populären «Around the NFL»-Podcasts teilen, die dem Black Monday jedes Jahr eine Episode mit dem Titel «New Horizons Monday» widmen. Denn auch in der National Football League ist jedes Ende in irgendeiner Form auch wieder ein Neuanfang.

Bewerte den Artikel
1 Bewertungen
Ihre Stimme wird gezählt.

News-Feed

Lesen Sie auch

Mehr anzeigen

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Copyright Sky Schweiz SA © 2001-2024. Erstellt von EWM.swiss