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Bietet die Super League das aufregendste Titelrennen Europas? Zwei Meinungen

24 von 38 Runden sind gespielt und in der Super League tummeln sich an der Tabellenspitze acht Teams innerhalb von nur neun Punkten. Erleben wir gerade den tollsten Meisterschaftskampf Europas? Unser Redaktoren sind sich nicht einig.

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Auch der FC Basel und der FC Luzern können sich noch Hoffnungen auf den Meistertitel machen. © KEYSTONE/Georgios Kefalas

Patrick Y. Fischer sagt: Ja

Für einmal ist sie wirklich super. Die Credit Suisse Super League, die oft belächelte höchste Spielklasse im Schweizer Fussball, bietet in dieser Saison alles, was das Fan-Herz begehrt. Wunderbare Tore, heisse Kontroversen, Emotionen und vor allem ein Titelrennen, das diesen Namen auch wirklich verdient. Denn nach zwei Dritteln der Saison 2024/2025 können noch immer zwei Drittel aller Teams auf den ganz grossen Triumph hoffen – willkommen im besten und aufregendsten Titelrennen von ganz Europa.

Als Beobachter des Schweizer Fussballs kann man da nur sagen: Danke! Danke an den FC Luzern (Rang 3) und Lausanne-Sport (Rang 5), die beiden grossen Überraschungen im bisherigen Verlauf dieser Spielzeit. Danke an den FC Basel (Rang 2), der endlich wieder so auftritt, wie er das Kraft seines Renommees Jahr ein und Jahr aus tun müsste und danke auch an den Ligakrösus aus Bern, der in den letzten zwölf Monaten so viele Fehler gemacht hat, dass die finanzielle Vormachtstellung Gelb-Schwarz (Rang 7) im Frühjahr 2025 noch nicht einmal einen Platz in den Top 6 garantiert.

Apropos Top 6: Mit den Spielen der Championship Group steht der Super League der ultimative Showdown sogar noch bevor, wenn die sechs nach Runde 33 verbleibenden Titelkandidaten während den Spieltagen 34 bis 38 in 15 Direktduellen die Meisterschaft unter sich aus machen. Wo sonst gibt es das? Ganz sicher nicht in Frankreich, England oder Deutschland, wo das Championat aller Voraussicht nach bereits Wochen vor dem Saisonende entschieden sein dürfte, sofern nicht noch ein dramatischer Umsturz erfolgt.

Ein solcher aber ist aufgrund der immer substantieller werdenden finanziellen Kluft zwischen den Top-Teams der grossen Ligen und ihrer Konkurrenz unwahrscheinlich, ganz im Gegensatz zur Super League, wo neun der zwölf Teams zuletzt Personalausgaben im Bereich zwischen 15 und 19 Millionen CHF rapportierten. Kommt hinzu, dass selbst die besser situierten YB oder FCB nicht über die Mittel verfügen, um «Unterschiedsspieler» von internationalem Format in die Schweiz zu locken. Ähnlich präsentiert sich die Situation in der aktuellen Spielzeit übrigens in Österreich, wo an der Tabellenspitze fünf Teams innerhalb von neun Punkten klassiert sind, inklusive dem kriselnden, langjährigen Dominator RB Salzburg. Aber ähnlich wie im alpinen Skisport gilt: Der Titel geht in diesem Jahr nur über die Schweiz.  

Andy Maschek sagt: Nein

Ganz klar, die Super League ist spannend. Extrem spannend sogar. Nach gefühlt unendlich vielen Jahren, in denen der meisterliche Champagner mit langweiliger Regelmässigkeit vornehmlich in Bern oder Basel floss, können auch wieder einmal andere Städte und Sprachregionen von einer Titel-Party träumen. Ein Meister aus Lugano, Luzern, Genf, Lausanne oder St. Gallen? Was lange unvorstellbar schien, könnte nun durchaus Realität werden.

Das sorgt bei den jeweiligen Fans natürlich für Begeisterung. Sie fiebern und leiden mit ihren Teams mit. Sie hoffen auf das Happy-End. Es wirkt auf sie elektrisierend. Die Titelrennen in den grossen Ligen wie in Deutschland oder England rücken da weit in den Hintergrund.

So weit so gut. Für mich als neutralen Fussball-Fan ist das alles anders. Natürlich, auch ich habe Spass daran, dass das Meisterrennen viel offener ist und mehr Teams involviert sind. Dass nicht längst klar ist, wer am Ende mit der Trophäe jubeln wird. Dass auch neue Gesichter an der Spitze mitmischen und für einen frischen Wind sorgen.

Aber das alles reicht nicht, um vom packendsten, aufregendsten oder tollsten Titelrennen Europas zu sprechen. Dazu gehört mehr. Mehr Qualität statt Quantität beispielsweise. Mehr, als dass auch die Top-Teams der Liga gegen die «Bettler» wie Winterthur, Yverdon oder GC immer wieder Federn lassen und Rückschläge in Kauf nehmen müssen.

Diese Breite ist für mich auch das Zeichen einer Verwässerung. Sie sorgt für Spannung, weil mit fast unheimlicher Regelmässigkeit die Davids dieser Liga gegen die vermeintlichen Goliats triumphieren. So weit, so gut. Doch der hochklassige Fussball, bei dem sich die starken Mannschaften mit Leistung übertrumpfen, fehlt ebenso wie die Emotionen in ausverkauften Stadien mit heissblütigen Fans. Dass sich Klubvertreter in den Medien verbale Fights liefern und so für zusätzliche Brisanz sorgen? Leider Fehlanzeige! Stars, die sich mit öffentlichen Kampfansagen als Lautsprecher zeigen und gegenseitig herausfordern? Kein Thema! Ebenso die Psycho-Tricks, die anderswo schon fast an der Tagesordnung sind, um die Gegner zu reizen oder zu destabilisieren.

Ja, wir haben ein spannendes Meisterschaftsfinale. Aber die Rahmenbedingungen und die begleitende Dramaturgie fehlen, um gleich in Superlativen zu schwärmen. Dafür braucht es dann für mich schon noch ein wenig mehr.

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