Biel-Star Brunner trifft und geniesst
Es gibt bessere und schlechtere Spieler, jüngere und ältere, technisch begabtere und weniger begabte. Und es gibt Spieler, die einen Match allein entscheiden können. Wie Biel-Stürmer Damien Brunner, der in den ersten zwei Finalspielen gegen Servette drei der vier Tore für die Seeländer erzielte.
Stolze 37 Jahre ist Damien Brunner mittlerweile alt. Doch dieses fortgeschrittene Alter ist keineswegs hemmend für den Stürmer, der an einem guten Abend nach wie vor einer der mitreissendsten Spieler der National League ist, einer, der durch Kreativität und Gefährlichkeit glänzt.
Damien Brunner stammt aus einer sportbegeisterten Familie. Sein Bruder Adrian war früher ebenfalls Eishockeyprofi, stürmte in der höchsten Liga für Kloten, Ambrì-Piotta, den SCB und die SCL Tigers und beendete seine Karriere 2020 in der Swiss League. Seine Schwester Marlen war eine begabte Beachvolleyballerin. Doch die erfolgreichste Karriere absolvierte zweifellos Damien Brunner. Eishockeytechnisch gross wurde er einst in Kloten. Später wechselte er zum EV Zug und wurde zu einem der besten Spieler der Liga. 2012 erzielte er 60 Punkte und wurde der erste Schweizer Liga-Topskorer seit 30 Jahren.
Er brillierte, sorgte für Spektakel und zog internationales Interesse auf sich. So landete er nach dem NHL-Lockout in der Saison 2012/13 schliesslich in der besten Liga der Welt. 135 NHL-Spiele stehen in seinem Palmarès, 30 Tore und 37 Assists für die Detroit Red Wings und die New Jersey Devils. Dennoch beendete er sein Nordamerika-Abenteuer nach nicht einmal drei Jahren; für den Künstler und Freigeist Brunner gab es in den Organisationen zu viele Regeln, so dass er sich zu wenig entfalten konnte.
Deshalb kehrte er im Dezember 2014 in die Schweiz zurück, wurde zum Königstransfer des HC Lugano. Doch auch das «Hockey unter Palmen» war auf die Dauer keine befriedigende Lösung, dazu kamen viele Verletzungen, die dazu führten, dass er weder sein immenses Potenzial abrufen noch seine besten Leistungen zeigen konnte. Er wurde im Tessin zum Sündenbock, löste seinen Vertrag auf und wechselte nach Biel.
Hier, so scheint es, passt es endlich wieder. Zumindest dann, wenn der fragile Künstler gesund ist. So wie jetzt, nachdem er eine Muskelverletzung aus dem Playoff-Viertelfinal gegen den SC Bern quasi in Rekordzeit auskurierte und das befürchtete Saisonende ausdribbelte. Dies auch dank der Hilfe vom Ambrì-Physiotherapeuten, den ihm sein ehemaliger Teamkollege Dario Bürgler vermittelt hatte.
Diese «Wiederauferstehung» Brunners und seine drei Tore lassen nun auch die Bieler Fans vom vierten Meistertitel in der Klubgeschichte träumen – und Brunner von der Krönung seiner noch titellosen Karriere. Er sagte nach dem Heimsieg im zweiten Spiel und dem 1:1-Ausgleich in der Serie: «Es bedeutet mir viel, diesen Final spielen zu können, denn ich habe lange auf diese Chance gewartet. Die Verletzungen gehören zu meiner Geschichte, zu meiner Karriere, da gab es ein paar richtig harte Augenblicke. Ich hatte das Glück, immer Menschen um mich zu haben, die mich mental und physisch wieder aufgerichtet haben. Manchmal macht mein Körper, machen meine Muskeln einfach nicht mit. Ich musste lernen, mich damit abzufinden. Heute bin ich relaxt und kann den Moment geniessen.»