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Beim FCZ sind die Spieler keine Immobilien - aber austauschbar

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Der Liebling springt plötzlich ab, der Abwehrchef geht zum Letzten der zweiten englischen Liga, der Sportchef wettert gegen die Medien: Was ist los beim FC Zürich? Milos Malenovic erklärt sich.

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Milos Malenovic war schon besser glaunt © KEYSTONE/ENNIO LEANZA

Es sind turbulente Tage beim FC Zürich, wieder einmal. Seit Milos Malenovic im Oktober 2023 mit einer grossen Machtfülle ausgestattet das Amt des Sportchefs übernommen hat, rollen die Köpfe im Klub fast wie der Ball. Wer die neue Philosophie nicht mitträgt, muss gehen. Wer sie nicht mittragen will, geht selber.

Malenovics Vision ist klar, das Vorgehen kompromisslos. Dynamisch soll der FCZ spielen, intelligent, mit viel Geschwindigkeit und einem intensiven Pressing. Mit Biss und Intensität, von den jüngsten Junioren bis zu den ältesten Routiniers der ersten Mannschaft. Der FCZ dürfe keine Wohlfühloase mehr sein, es gelte das Leistungsprinzip, sagte Malenovic bei seiner Ankunft.

Spieler seien keine Immobilien, sagte der ehemalige Spieleragent am Mittwoch in einer 40-minütigen Brandrede vor den Medien. Und wiederholte: "Es zählen nur Potenzial, Leistung, Laufdaten und Spielintelligenz." In teils langen Monologen warf er verschiedenen grossen Verlagen "Stimmungsmache" vor, unterstellte ihnen "irgendwelche Seich-Geschichten" und bezog Stellung zu den Ereignissen der letzten Wochen. Ausserdem äusserte er seinen Unmut über Spieler, die "ständig mehr Lohn fordern" würden.

Vor allem legte Malenovic Wert darauf, dass der Publikumsliebling Antonio Marchesano ("den ich selber zum FCZ gebracht habe") den Klub nach neun Jahren auf eigenen Wunsch Richtung Yverdon verlassen hat - schweren Herzens, wegen eines zu verlockenden Angebots mit fast doppelt so hohem Lohn. Auch der Abwehrchef Nikola Katic, der "ein ambitionierter, guter Fussballer ist, dessen Spielweise aber nicht mehr zu uns passt" habe seinen Abgang selber forciert.

Dass Katics Spielweise nicht mehr zum FCZ passt, sagen die Daten. Denn gemessen wird bei Malenovic in nackten Zahlen: in Anzahl Sprints, High-Intensity-Metern, Höchstgeschwindigkeit, gelaufenen Kilometern und so weiter. Hart, aber fair wolle er sein, sagte Malenovic im Oktober 2023. Sein Umgang seither ist in der Tat hart. Fair ist er insofern, als dass er seine Entscheide mit Zahlen begründet.

Für Taktgefühl und Sentimentalitäten ist kein Platz. Über Ifeanyi Mathew, der Anfang 2023 zur Mannschaft kam und bis vor Kurzem zum Stammpersonal gehörte, sagte Malenovic: "Wir wären bereit, ihn heute abzugeben. Er ist ein super Typ, hat einen super Charakter. Aber die Daten sagen: Gewisse junge Leute haben die Nase vorn." Zu Jonathan Okita, der im Januar in die Türkei gewechselt ist, meinte der Sportchef: "Es wäre mir lieber gewesen, er wäre im Sommer gegangen." Seine Worte zu dem nach Spanien verliehenen Nemanja Tosic: "Er erfüllte nicht, was wir uns von ihm erhofft haben."

Zugleich wehrte sich Malenovic gegen die Stimmen, die von einer "Fluchtwelle" sprachen: "Spieler flüchten? Wirklich? Wir sind ein super Verein, haben eine gute Stimmung. Ich bin zufrieden mit dem Prozess, zufrieden mit den Jungen vor allem." Die Jungen würden spielen, weil sie besser seien, nicht weil sie jung sind. Und mit Brecher, Gomez, Gbamin, Zuber und Perea habe man jetzt eine Säule, um die herum sich die Jungen aufdrängen können. Dass ehemalige Angestellte das interne Klima mehr als eisig denn als gut bezeichnen: dahingestellt.

Als Malenovic vor 16 Monaten anfing, lag der FCZ mit Trainer Bo Henriksen nach neun Runden ungeschlagen auf Platz 2. Vier Monate später zog es Henriksen in die Bundesliga, Zürich beendete die Saison im 4. Rang.

Im Sommer krempelte Malenovic das Kader nach seinen Vorstellungen um. Zu den Verstossenen gehörten unter anderen die Aussenspieler Nikola Boranijasevic und Adrian Guerrero, die ein Jahr zuvor noch zu den Baumeistern des sensationellen Meistertitels unter Trainer André Breitenreiter gehört hatten.

Der Saisonverlauf gleicht jenem vom Vorjahr. Wieder begann der FCZ gut, bis nach der 14. Runde führte er die Rangliste der Super League fünfmal an. Doch erneut kam es zum Knick. Nach sechs sieglosen Spielen war für Malenovic klar: Es braucht einen Umbruch. "Ganz einfach: Wir waren mit der Situation nicht mehr zufrieden und von der Konstellation nicht mehr überzeugt, also müssen wir etwas machen."

Die Saisonziele - für Präsident Ancillo Canepa eine Klassierung in den Top 4 - sieht Malenovic durch die vielen personellen Rochaden nicht gefährdet. Im Gegenteil: "Nicht trotz, sondern wegen des Umbruchs haben wir noch eine Chance, etwas zu erreichen in dieser Saison!" Die letzten drei Spiele seien die drei besten des FCZ in dieser Saison gewesen, sagte Malenovic am Mittwoch. Auf das angesprochene 1:0 gegen Yverdon, 1:3 gegen Luzern und 0:1 gegen Basel liess die Mannschaft am Donnerstag ein 2:0 gegen Winterthur folgen, womit der Sinkflug für den Moment gestoppt ist.

Ist auf die Daten Verlass, blüht der FCZ wieder auf.

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