"Bei der Startnummernauslosung hatte ich ein mulmiges Gefühl"
Franjo von Allmen krönt sich in Saalbach zum Abfahrts-Weltmeister. Im Gespräch mit Keystone-SDA spricht der 23-Jährige über Enttäuschungen, Druck und was Marco Odermatt mit seinem Coup zu tun hat.
Es heisst jetzt Weltmeister Franjo von Allmen. Wie tönt das?
"Unglaublich geil, aber auch noch fremd. Es ist gerade ein bisschen viel, was hier abgeht. Ich kann das Ganze noch nicht richtig einordnen."
Sie haben im Vorfeld gesagt, die WM-Abfahrt sei ein Rennen wie jedes andere. Haben Sie das wirklich so wahrgenommen?
"Im Super-G habe ich das Drumherum ein bisschen zu nah an mich herangelassen. Ich habe den ganzen Druck wahrgenommen, auch wenn ich mir das nicht eingestehen wollte."
Umso eindrücklicher, wie Sie zwei Tage nach dieser Enttäuschung eine solche Antwort geben konnten. Der Druck war ja nicht geringer.
"Nein, definitiv nicht. Aber ich habe mir gesagt, dass ich nichts zu verlieren habe, es meine erste WM ist. Ich wollte einfach Spass haben und mein bestes Skifahren zeigen. Das ist mir ganz gut gelungen."
Es war eine Fahrt auf der letzten Rille.
"Es war schon am Limit, ich habe wirklich alles reingeworfen. Im Super-G habe ich mich genervt, dass ich immer ein wenig 'reingeschmiert' habe. Das kostet auf diesem Schnee brutal viel Zeit. Heute habe ich versucht, alles auf Zug zu fahren. Während der Fahrt hat es sich nicht allzu gut angefühlt. Aber es ist ja häufig so, dass es schnell ist, wenn es sich 'scheisse' anfühlt. Schnell sein und Spass haben sind halt zwei Paar Schuhe. Aber cool, ist es so aufgegangen."
Haben Sie oben am Start mitbekommen, was vor ihnen passiert ist?
"Ich habe tatsächlich Alexis Monney geschaut, der drei Nummern vor mir gefahren ist, und gesehen, dass er mit einer Sekunde Vorsprung ins Ziel gekommen ist. Ich hatte eine 'Scheiss-Freude' für ihn. Gleichzeitig gab es mir die Gewissheit, dass die Piste hält. Bei der Startnummernauslosung am Vorabend hatte ich ein wenig ein mulmiges Gefühl."
Mit Ihrem Zimmerkollegen Monney steht ein weiterer junger Schweizer auf dem Podest, der im Super-G ebenfalls eine Enttäuschung verkraften musste. Wie war die Stimmung in Ihrer "WG" am Freitagabend?
"Nicht wahnsinnig gut. Aber wir hatten ja mit Marco Odermatt trotzdem einen Weltmeister in unserem Team und haben seine ganze Energie versucht aufzusaugen. Das war viel wert für heute."