Dennoch sieht Sky Experte Lothar Matthäus viel Positives beim FC Bayern. Vor allem Trainer Vincent Kompany lobt er. Kritischer sieht der Rekordnationalspieler die Situation in der Führungsebene.
Endstation Mailand!
Nach der 1:2-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel der Königsklasse in der Allianz Arena gegen Inter, kamen die Münchner im San Siro nur zu einem 2:2. Zwei Tore nach Ecken reichten den Italienern, um sich für das Halbfinale gegen BVB-Besieger FC Barcelona zu qualifizieren. Der grosse Traum des FC Bayern vom Champions-League-Finale im eigenen Stadion und dem "Titel dahoam" ist damit jäh geplatzt.
CL-Titel als Ziel zu ambitioniert?
Für Lothar Matthäus war die Zielsetzung der FCB-Bosse möglicherweise aber auch zu ambitioniert. "Aufgrund vieler Dinge, die in den vergangenen Jahren passiert sind, kann man nicht erwarten, dass der FC Bayern die Champions League gewinnt oder das Triple holt", so der Experte im Gespräch mit skysport.de. Es gäbe ohnehin zahlreiche andere Top-Teams, die ebenfalls früh gescheitert sind. "Wo sind Real Madrid, Manchester City oder der FC Liverpool im Halbfinale?" fragt der Rekordnationalspieler.
Die Gründe für das Aus sind für Matthäus vielschichtig. Zum einen sei keine Mannschaft Europas in der Lage, "so viele wichtige Spieler zu ersetzen". Der FC Bayern habe dennoch "gezeigt, dass man immer noch eine der Top-Mannschaften in Europa ist." Für Matthäus sind die Münchner individuell auch stärker besetzt als Inter. Auch in der Breite:
"Von der Bank kamen Spieler wie Serge Gnabry oder Kingsley Coman. Der Kader ist nicht zu schwach, wie es zuletzt häufig behauptet wurde", argumentiert der 64-Jährige. Einzig ein "zweiter Mittelstürmer" fehle. Inters Vorteil gegen den deutschen Rekordmeister sei lediglich gewesen, dass "die Mannschaft sich vier Jahre lang unter demselben Trainer eingespielt hat. Dadurch ist eine Stabilität entstanden, die am Ende den Unterschied ausgemacht hat."
Matthäus lobt Kompany
Nichtsdestotrotz hält er grosse Stücke auf Bayerns Coach Vincent Kompany: "Er hat mir das Gefühl gegeben, dass das Mia san mia zurück ist. Er hat natürlich den einen oder anderen Fehler gemacht und hätte vielleicht Thomas Müller im Hinspiel gegen Inter von Anfang an spielen lassen müssen. Aber bei solchen Entscheidungen ist man nachher immer schlauer", so Matthäus.
Und weiter: "In den Spielen gegen Inter war die Chancenverwertung das grösste Manko. Daran muss man arbeiten. Man kann Kompany aber nicht vorwerfen, dass er die Mannschaft nicht im Griff hat oder keine Spielidee hat. Er hat eine tolle, eine geile Spielidee. Keiner hätte Kompany zu Beginn zugetraut, was er geschafft hat. Er hat die Mannschaft wieder vereint und er hat sie unterhaltsam spielen lassen. Die Spieler hatten wieder Freude im Spass, im Gegensatz zu den eineinhalb bis zwei Jahren zuvor."
Das Problem sieht Matthäus an anderer Stelle: "In den vergangenen Jahren haben einige Transfers nicht gestimmt, aber dafür kann der Trainer nichts. Joao Palhinha war nicht sein Wunschspieler, sondern der von Thomas Tuchel", erklärt die Bayern-Ikone und nimmt somit auch Sportvorstand Max Eberl mit ins Boot:
Causa Wirtz schadet Eberl
"Man hätte von Max vielleicht andere Transfers erwartet, vor allem Verkäufe. Der FC Bayern hätte bei den Verhandlungen mit Jamal Musiala und Alphonso Davies zudem natürlich gerne Geld gespart. Geld, das der FC Bayern über die Jahre eingespielt und auf die hohe Kante gelegt hat. Dadurch ist Eberl in die Kritik geraten."
Wenig hilfreich sei für Eberl auch die Causa Wirtz: "Die Öffentlichkeit bekommt mit, dass mit Wirtz gesprochen wurde oder verhandelt wird und Eberl nicht am Tisch sitzt, sondern Leute aus der Vergangenheit, die nach wie vor beim FC Bayern Einfluss haben. Wie ich es von aussen sehe, ist Eberl nicht in diese Planungen involviert. Uli Hoeness steht mit der Familie Wirtz seit mehr als einem Jahr in Kontakt. Er und Karl-Heinz-Rummenigge machen diese Personalie im Alleingang."
Kritik auch wegen Kommunikation bei Müller
Matthäus sieht diese Situation kritisch: "Solche Dinge haben sich in den vergangenen Jahren eingebürgert und sind nicht gut für eine gesunde Energie im Verein. Auch wie die Personalie Müller abgelaufen ist, hat Eberl nicht gutgetan. Solche Fehler sind schlecht. Nicht nur in der internen Kommunikation, sondern auch für die Aussendarstellung, die in den vergangenen Jahren in Schieflage geraten ist."