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Bayern-Fan wird Gala-Direktor: Demirelis Fussball-Märchen

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Er wurde in München geboren, sass als junger Fan und später als Journalist beim FC Bayern auf der Tribüne. Im Interview mit seinem langjährigen Reporter-Kollegen Thorsten Mesch spricht Fatih Demireli über seinen Job bei Galatasaray Istanbul, und das Spiel gegen den FC Bayern.

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Fatih Demireli (r.) mit Galatasarays Stürmerstar Mauro Icardi. © Privat

Er wurde in München geboren, sass als junger Fan und später als Journalist beim FC Bayern auf der Tribüne. Im Interview mit seinem langjährigen Reporter-Kollegen Thorsten Mesch spricht Fatih Demireli über seinen Job bei Galatasaray Istanbul, und das Spiel gegen den FC Bayern.

Seit 2022 arbeitet Fatih Demireli bei Galatasaray Istanbul als Director of Research and Developement, kümmert sich um die nachhaltige strategische Entwicklung des Vereins und Spielertransfers. Besonders für die Deutsch-Türken im Team ist er ein wichtiger Ansprechpartner.

Im Interview mit Sky Sport erklärt der 40-Jährige, wie der Umzug nach Istanbul sein Leben veränderte und worauf sich die Bayern und ihre Fans beim Spiel am Abend (ab 18.45 Uhr) freuen dürfen.

Sky Sport: Wie viele Anfragen für Karten in Istanbul und in München hattest Du?

Fatih Demireli: Mehr als 200. Es war ein extremer Zulauf, den ich so nicht erwartet hatte. Auch unsere Deutsch-Türken in der Mannschaft hatten sehr viele Anfragen. Für sie sind die beiden Spiele auch echte Highlights. Die Familie von Kaan Ayhan (in Gelsenkirchen geborener ehemaliger Schalke- und Düsseldorf-Profi, Anm. d. R.) hat einen Bus für die Fahrt von nach München gemietet. Auch hier in Istanbul gab es sehr viele Kartenwünsche. Es herrscht eine grosse Vorfreude.

Sky Sport: Du wurdest in München geboren, warst als Kind schon Bayern-Fan, aber auch immer Anhänger von Galatasaray. Das klingt wie ein Fussballmärchen. Ist für dich ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen?

Demireli: Definitiv! Ich sass als Sechs- oder Siebenjähriger zum ersten Mal im Olympiastadion, habe jedes Jahr ein neues Trikot bekommen und war ein riesengrosser Fan. Dann war ich jahrelang als Reporter bei den Bayern, das war auch schon die Erfüllung eines Traums. Als wir dann dem FC Bayern zugelost wurden, ging in meinem Kopf eine Achterbahnfahrt der Gefühle los. Mit dem 1-a-Verein gegen den 1-b-Verein in der Champions League zu spielen, und ich bin mittendrin - ist etwas Besonderes. Ich habe auch viele Anrufe aus Deutschland bekommen von damaligen Reporter-Kolleginnen und -Kollegen. Es ist etwas anstrengend, aber sehr schön und das Highlight meiner bisherigen Karriere bei Gala. Ich merke, wie mit jeder Minute, die das Spiel näher rückt, die Anspannung in mir steigt. Auf der anderen Seite habe ich meine Arbeit zu erledigen und versuche, den dem Trainerteam im Hinblick auf die Spiel-Vorbereitung mit Informationen zu helfen.

Sky Sport: Was hat sich für Dich geändert, seitdem du das Angebot von Galatasaray angenommen hast?

Demireli: Der Schritt hat mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Ich kannte die Stadt zwar vorher, aber zusammen mit meiner Frau die Wohnung in München aufzulösen und nach Istanbul zu ziehen, war eine sehr grosse Veränderung. Meine Frau hat den Umzug organisiert, ohne sie hätte ich das niemals geschafft. Mein Job hier ist ein 24-7-Job, es gab kein Onboarding, ich musste sofort funktionieren. Die Erwartungen bei einem grossen Verein sind gross, besonders hier bei Galatasaray.

Sky Sport: Wie fällt Deine erste Zwischenbilanz aus?

Demireli: Sportlich läuft es überragend mit der Meisterschaft und der Qualifikation für die Champions-League-Gruppenphase. Wir haben unsere kurzfristigen Ziele alle erreicht, aber was meine Rolle angeht, arbeite ich an langfristigen Zielen und hoffe, dass wir diese ebenfalls erreichen.

Sky Sport: Als Director of Research and Developement sollst Du die nachhaltige strategische Entwicklung des Vereins vorantreiben. Im August hast Du mir gesagt, Galatasaray solle irgendwann zu den „Top-10-Vereinen in der Welt" gehören. Wie will der Klub dieses Ziel erreichen, wie sieht Deine Arbeit aus?

Demireli: Es war immer das Problem mit dem türkischen Fussball, dass man gesagt hat: "Wir wollen zu den besten Klubs der Welt gehören", aber keine Basis hatte. Diese zu schaffen, geht nicht in einem Jahr und auch nicht allein. Man muss vielleicht auch die anderen Vereine und den türkischen Verband mitnehmen. Zunächst einmal müssen die Strukturen geschaffen werden, um näher an andere heranzurücken. Wir haben einige Schritte in Bewegung gesetzt, die Meisterschaft und die CL-Teilnahme können die Prozesse beschleunigen. Es gibt noch viel zu tun, aber wir sind auf einem sehr guten Weg.

Sky Sport: Du hast aus Deutschland Dein Wissen über die Bundesliga mitgebracht, wie viel FC Bayern steckt schon in Galatasaray?

Demireli: Es war schon sehr viel FC Bayern hier. Allein was den Anspruch des Vereins betrifft. Ich weiss zwar nicht aus dem Stehgreif, was "Mia san mia" auf Türkisch heisst, aber diese Haltung hat man hier auch. Von neun Ligaspielen haben wir acht gewonnen und einmal remis gespielt, aber das Unentschieden hängt uns immer noch nach. Galatasaray muss nicht nur gewinnen, sondern auch gut spielen. Es gibt viele Parallelen zum FC Bayern. Was die Struktur des Klubs angeht, ist es ein Prozess, bei dem wir alle mitnehmen müssen. Das Gute ist, dass die Leute das auch verstehen, die Ideen annehmen und umsetzen wollen.

Sky Sport: Es gibt mehrere Spieler im Team mit deutschen Wurzeln, wie Kaan Ayhan oder Kerem Demirbay. Hilft Dir bei der Arbeit mit ihnen Dein eigener Hintergrund?

Demireli: Sicher ist es ein grosser Vorteil zu wissen, wie die Jungs ticken, worauf sie Wert legen. In Einzelgesprächen hat man gleich einen anderen Draht. Es ist eine gute Brücke zwischen den beiden Kulturen. Türken und Deutsche unterscheidet einiges, aber es gibt auch sehr viele Berührungspunkte. Die kulturelle Brücke zum Verein zu schlagen, ist für mich etwas Besonderes und macht mir sehr viel Spass. Auch vor dem Hintergrund, dass es oft sehr gut funktioniert hat, wenn Ideen aus Deutschland gekommen sind, wie früher bei Jupp Derwall (ehemaliger deutscher Bundestrainer, türkischer Meister mit Galatasaray 1987), Toni Schumacher (Meister 1989 mit Fenerbahce), Reiner Hollmann (Meister mit Galatasaray 1994) und Christoph Daum (Meister 1995 mit Besiktas, 2004 und 2005 mit Fenerbahce).

Uns ist sehr wichtig, dass wir gute Gastgeber sind.
Fatih Demireli über das Duell mit dem FC Bayern

Sky Sport: Hat der aktuelle Trainer Okan Buruk sich bei Dir nach den Stärken des FC Bayern erkundigt?

Demireli: Wir haben ein sehr gutes Trainerteam, die brauchen meine Hilfe nicht. Ich könnte ihnen erzählen, dass Harry Kane ein sehr guter Stürmer ist (lacht).

Sky Sport: Galatasaray hat auch einen sehr guten Stürmer: Mauro Icardi wurde im Sommer fest verpflichtet. Was zeichnet ihn aus?

Demireli: Mauro Icardi ist für mich einer der besten Stürmer der Welt. Er ist nicht nur ein super Knipser, sondern auch ein hervorragender Fussballer, wie er sich auf dem Platz bewegt und seine Mitspieler leitet, sich auch mal auf die Zehn fallenlässt. Er muss sich hinter niemandem verstecken.

Sky Sport: Auf wen sollten die Bayern noch achten?

Demireli: Wir haben noch sehr viele andere gute Spieler in der Mannschaft, wie Wilfried Zaha oder Kerem Aktürkoglu. Auch wenn sein Name international noch keinen so grossen Klang hat, ist Kerem für uns ein ungemein wichtiger Spieler - auch für die Nationalmannschaft. Er hat eine enorme Entwicklung genommen und kann jedem Gegner wehtun. Von daher glaube ich, dass es für Bayern keine einfache Aufgabe sein wird, gegen unsere Mannschaft zu bestehen.

Sky Sport: Worauf müssen sich die Bayern in Istanbul einstellen, worauf dürfen sich die Fans freuen?

Demireli: Der Respekt vor dem FC Bayern ist in der Türkei riesengross. Wir wollen dafür sorgen, dass sich die Fans bei uns wohlfühlen, wir haben zum Beispiel zusätzliche Schilder in deutscher Sprache aufgebaut, damit alle gut ins Stadion kommen, es werden Willkommensbänder ausgehändigt. Ich wurde vom Klub beauftragt, beim FC Bayern nachzufragen, ob man irgendwelche Wünsche hat. Es heisst nicht "welcome to hell", sondern uns ist sehr wichtig, dass wir gute Gastgeber sind. Klar ist das Ali-Sami-Yen-Stadion ein Hexenkessel, das soll auch so sein, aber wir wollen zusammen ein Fussballfest feiern, uns gut auf und neben dem Platz präsentieren und hoffentlich etwas Zählbares mitnehmen.

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