Baechler und Chanton: Die Belohnung durch den Nati-Coach
Die Schweizer Eishockey-Nati startet mit dem Karjala Cup in Helsinki in die neue Saison. Trainer Patrick Fischer gibt dabei zwei Neulingen eine Chance: Servette-Verteidiger Giancarlo Chanton und ZSC-Stürmer Nicolas Baechler.
Der Ruhm der WM-Silbermedaille 2024 gehört langsam aber sicher der Vergangenheit an, nun geht es für Nationalcoach Patrick Fischer und sein Team darum, die in Stockholm und Herning stattfindende WM 2025 zu lancieren, wo möglichst eine Bestätigung der wunderbaren Tage von Prag erfolgen soll. Für den Karjala Cup in Helsinki und die Spiele gegen Finnland (Donnerstag), Schweden (Samstag) und Tschechien (Sonntag) hat Fischer Routiniers wie den Rekordinternationalen Andres Ambühl (336 Länderspiele), Romain Loeffel (153), Michael Fora (107) oder Dean Kukan (101) aufgeboten, aber auch zwei Rookies: Servettes Giancarlo Chanton, der Ende November 22 Jahre alt wird, und den 21-jährigen Nicolas Baechler von den ZSC Lions, der ältere Bruder von Verteidigerin Alessia Baechler (19), die mit den ZSC-Frauen dreimal Meisterin wurde, heute beim Frauen-Spitzenklub HC Davos spielt und aktuell mit der Frauen-Nati in Schweden weilt. Der Sport ist bei den Baechlers sowieso in den Genen: Vater Michael spielte ebenfalls Eishockey, allerdings nicht auf höchstem Niveau, Onkel Matthias war unter anderem beim ZSC, Gottéron, Kloten und Chur aktiv. Und die Mutter gehörte zu den besten 15 Tennisspielerinnen der Schweiz.
Nicolas Baechler kam via den Nachwuchs von Illnau-Effretikon und Urdorf in die Organisation der ZSC Lions, spielte noch in der letzten Saison bei den ZSC Lions und den GCK Lions und ist nun unter Marc Crawford eine fixe Grösse im National League-Team. Ein Zweiwegstürmer, der in dieser Saison bislang im Durchschnitt 13:09 Minuten Eiszeit pro Spiel erhält – und sich damit im Bereich von Justin Sigrist (13:31) und Willy Riedi (13:04) bewegt. Auffallend ist, dass Baechler auch im Unterzahlspiel regelmässig zum Einsatz kommt.
Lob und Vertragsverlängerung
Seine Leistungen wurden denn auch honoriert – Anfang Oktober erhielt er eine Vertragsverlängerung bis 2028. «Nicolas hat seine physischen Stärken unter Beweis gestellt und uns gezeigt, dass er ein sehr guter Spieler ist. Defensiv absolut verlässlich und offensiv mit Akzenten. Er ist einer unserer jungen Spieler, der sich durchgesetzt und einen Stammplatz bei den ZSC Lions erkämpft hat», wurde er von ZSC-Sportchef Sven Leuenberger gelobt.
Auf dem Weg nach oben und ersmals in der Nati ist auch Verteidiger Giancarlo Chanton, der seine Laufbahn beim EHC Laufen startete, danach im Nachwuchs des EHC Basel diverse Stufen durchlief, ehe er im Alter von 14 Jahren zu den SCL Young Tigers weiterzog. Mit knapp 17 Jahren wechselte er für eine Saison ins kanadische Junioren-Hockey, kehrte danach für ein Jahr ins Emmental zurück, ehe er sich Servette anschloss und zeitweise auch in die Swiss League ausgeliehen wurde, um Spielpraxis zu sammeln. Über seine Zeit in Nordamerika sagte er nun gegenüber Keystone-SDA: «Ich konnte sehr viel lernen. Im Training wird jeder Zweikampf geführt wie im Spiel. Die Intensität ist enorm.» Den Schweizern fehle noch etwas die Selbstüberzeugung der Kanadier. «Wir könnten noch mehr Vertrauen haben in unser Können.»
Meistertitel und europäische Krone
Mit seinen bald 22 Jahren ist Chanton noch sehr jung, aber in seinem Palmarès stehen mit dem Gewinn des Meistertitels und der Champions Hockey League mit Servette sowie dem Triumph in der Sky Swiss League als Leihspieler mit La Chaux-de-Fonds schon beachtliche Erfolge. Chanton ist ein ruhiger und abgeklärter Verteidiger mit Stärken vor allem in der Defensive. Wie viel man auch bei Servette von ihm hält, zeigt ein Blick in die Statistik: Mit durchschnittlich 17:44 Minuten Eiszeit pro Spiel ist er bei den Genfern Verteidiger Nummer 5, wobei er meistens der dritten Linie an der Seite des gestandenen NL-Backs Simon Le Coultre zum Einsatz kam; im Penaltykilling ist er gar die Nummer 3. Bei den Genfern steht der physisch starke Back bis 2026 unter Vertrag, und man darf gespannt sein, ober er irgendwann sein Ziel erreicht, den Sprung zurück nach Übersee, in die NHL.
Kurzfristig haben Chanton und Baechler nun aber die Nati-Premiere im Fokus. Coach Patrick Fischer wird sie in diesen Tagen in Helsinki unter die Lupe nehmen, geizte aber schon im Vorfeld nicht mit lobenden Worten und sagte: «Mir gefällt bei beiden die Entwicklung. Chanton ist körperlich stark und ein guter Läufer, am Puck ist er sehr ruhig. Wir brauchen Spieler, die physisch dagegenhalten können auf diesem Niveau. Das ist auch bei Bächi der Fall. Er ist stark, robust und ein guter Teamplayer. Schon im Prospect Camp gefiel er mir. Nun ist der Moment gekommen, sie zu belohnen.»